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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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intensiver, je näher man an die Rückwand des Alkovens kommt. Meines Erachtens dürfte die höchste Konzentration in dem Tunnel und der Höhle mit dem Sonnen-Kiva zu finden sein.«
    Er hielt inne. »Ich habe Ihnen ja schon von meiner Theorie erzählt, der zufolge Quivira keine Stadt der Anasazi war, sondern von den Azteken erbaut wurde. Diese haben den Anasazi das Menschenopfer und die Hexerei aufgezwungen. Ich bin davon überzeugt, dass sie die Eroberer waren, die für den Zusammenbruch der Anasazi-Zivilisation verantwortlich sind. Die Azteken sind die mysteriösen Feinde der Anasazi, derentwegen sie schließlich das Colorado-Plateau verlassen haben und deren Identität wir Archäologen seit vielen Jahrzehnten festzustellen versuchen. Diese Feinde haben ihre Macht nicht durch offene kriegerische Auseinandersetzung erlangt, was übrigens auch der Grand dafür sein dürfte, dass wir nie irgendwelche Spuren von Gewalt gefunden haben. Ihre Eroberung und Unterdrückung der Anasazi lief sehr viel subtiler ab - sie verwendeten Hexerei und Leichenpulver, was beides keine oder so gut wie keine Spuren hinterlässt.«
    Seine Stimme wurde leiser. »Schon bei meiner ersten Untersuchung der von Sloane entdeckten Grabkammer hatte ich das Gefühl, das Ergebnis von Kannibalismus vor mir zu haben. Black vertrat vehement eine gegenteilige Auffassung und hatte damit, rein logisch betrachtet, auch Recht. Zur Zeit gibt es unter einigen Archäologen einen heftigen Streit über die Frage, ob bei den Anasazi Kannibalismus existiert hat oder nicht. Ich persönlich glaube jetzt allerdings, dass wir es hier mit weit mehr als bloßem Kannibalismus zu tun haben. Die Spuren, die ich auf den Knochen im Tunnel entdeckt habe, erzählen eine noch sehr viel schrecklichere Geschichte.«
    Er sah Nora mit gequälten Augen an. »Ich glaube, dass die Priester von Quivira Gefangene oder Sklaven mit Kokzidioidomykose infizierten, darauf warteten, dass sie starben, und dann aus ihren Körpern Leichenpulver herstellten. Was ich im Tunnel gefunden habe, war der Abfall, der bei dieser entsetzlichen Prozedur anfiel Mit Hilfe dieses Pulvers und gewisser Rituale konnten die Eroberer ihre Schreckensherrschaft über die Anasazi aufrechterhalten, aber am Ende wurden auch sie Opfer der tödlichen Pilzsporen. Das leichte Erdbeben, das die Türme beschädigte und den Felsrutsch auslöste, wirbelte nämlich eine Staubwolke ähnlich der in San Joaquin auf. Allerdings konnten sich hier, in diesem engen Tal, die Sporen nicht verteilen. Sie trieben in den Alkoven hinein und senkten sich in hoher Konzentration auf die Stadt herab. Die Skelette, die ich im Tunnel über den zerbrochenen Knochen gefunden habe, waren die der aztekischen Priester, die den Staub eingeatmet hatten und daran gestorben waren.«
    Aragon beendete seinen Bericht und blickte zur Seite. Sein Gesicht, fand Nora, hatte noch nie so angestrengt und erschöpft gewirkt. »Jetzt muss ich Ihnen auch etwas erzählen«, sagte sie langsam. »Es ist gut möglich, dass die Leute, die uns aus dem Tal vertreiben wollen, moderne Hexer sind.« In knappen Worten informierte sie Aragon über den Vorfall im Ranchhaus und das Gespräch mit Beiyoodzin. »Sie sind uns hierher gefolgt«, schloss sie. »Und jetzt, da sie die Stadt gefunden haben, versuchen sie, uns von hier zu verjagen, damit sie die Schätze stehlen können.«
    Aragon dachte eine Weile nach, dann schüttelte er den Kopf. »Nein«, entgegnete er. »Ich glaube nicht, dass sie die Stadt plündern wollen.«
    »Wie bitte?«, unterbrach ihn Smithback. »Aus was für einem Grund sollten sie uns denn sonst vertreiben wollen?«
    »Jedenfalls nicht, weil sie die Stadt ausrauben wollen«, entgegnete Aragon und blickte wieder auf Nora. »Sie nehmen an, dass die Skinwalker versucht haben, Quivira zu finden. Aber was wäre eigentlich, wenn sie die Stadt längst gekannt und nur versucht hätten, sie vor unseren Ausgrabungen zu schützen?«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass...«, begann Smithback.
    »Lassen Sie Enrique ausreden, Bill«, unterbrach in Nora, deren Gedanken sich überschlugen.
    »Wie sonst hätten die Skinwalker uns so rasch ausfindig machen sollen?«, fuhr Aragon fort. »Und wenn sie Holroyd wirklich mit Leichenpulver umgebracht haben, wo hätten sie es her haben sollen, wenn nicht aus Quivira?«
    »Dann wollten sie den Brief also nicht haben, um den Weg nach Quivira zu erfahren«, murmelte Nora. »Sie wollten ihn vernichten und auf diese Weise verhindern,

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