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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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vor Entsetzen und Angst wie gelähmt am Rand des Alkovens stand, spürte den Wind. Bonarotti schrie ihm etwas zu, doch Black hörte ihn nicht. Unverwandt starrte er nach unten in die Fluten, die noch immer aus dem Eingang des Slot-Canons quollen. Niemals hätte er es für möglich gehalten, dass Wasser eine derartige Zerstörungskraft entwickeln könnte. Auf seinem Weg durch das Tal entwurzelte es riesige Bäume und verwandelte die liebliche Landschaft binnen weniger Minuten in eine braun brodelnde Hölle. Die weit nach oben gewirbelten Wasserschleier brachen das Sonnenlicht in unzählige glitzernde Regenbogen.
    Auf einmal bemerkte Black einen gelben Farbfleck in der wild strudelnden Brühe - den Sack, in dem sie Holroyds Leiche verpackt hatten. Ein paar Sekunden später raste etwas anderes aus dem Slot- Canon: ein menschlicher Torso, der nur noch einen Arm hatte und die Überreste eines bräunlichen Hemdes trug. Mit einer Mischung aus Horror und Ekel sah Black zu, wie die Wogen das grausige Objekt einmal um die eigene Achse drehten, wobei der Arm so herumgeschleudert wurde, als wolle er mit einer verzweifelten Geste Hilfe herbeiwinken. Kurz darauf zog ein Strudel den Torso unter Wasser und riss ihn mit sich fort.
    Wie in Trance trat Black einen Schritt zurück, dann noch einen und noch einen, bis er mit der Ferse an die Mauer stieß. Erschöpft ließ er sich niedersinken und drehte dem Tal den Rücken zu. Er wollte nicht mehr sehen, was sich dort unten abspielte.
    Black fragte sich, ob er nun ein Mörder sei, aber er verneinte die Frage, kaum dass er sie gestellt hatte. Er hatte ja nicht einmal gelogen: Der Wetterbericht war klar und unmissverständlich gewesen. Und das Unwetter, das er und Sloane gesehen hatten, war in gut dreißig Kilometern Entfernung niedergegangen. Das Wasser der Niederschläge hätte sonst wohin fließen können.
    Aus dem Tal drang noch immer das Brüllen der Sturzflut herauf, doch Black bemühte sich, es zu überhören. Er schaute nach hinten in die kühle, tief in ihrem schattigen Alkoven gelegene Stadt. Sie strahlte eine Ruhe aus, die von dem Unheil, das dort unten im Tal seinen Lauf nahm, vollkommen unberührt zu sein schien. Beim Anblick der Stadt begann sich Black gleich besser zu fühlen. Er atmete langsam ein und aus und wartete, bis die Enge in seiner Brust verschwand. Dabei gestattete er seinen Gedanken, wieder zu dem Sonnen-Kiva und den Schätzen zu wandern, die es enthielt. Und zu der Unsterblichkeit, die es ihm verschaffen würde. Schliemann. Carter. Black.
    Black zuckte zusammen und blickte schuldbewusst hinüber zu Sloane, die noch immer am Rand der Klippe stand und hinunter ins Tal stierte. Auf ihrem Gesicht spiegelten sich verschiedene Emotionen, die sie nicht vollständig verbergen konnte: Verwunderung, Entsetzen und - Black sah es am Glitzern in ihren Augen und an ihren unmerklich geschürzten Lippen - Triumph.

 
51
    M it wachsender Irritation lauschte Ricky Briggs dem Geräusch in der Feme. Das rhythmische Knattern konnte nur bedeuten, dass ein Hubschrauber im Anflug war. Briggs schüttelte verärgert den Kopf. Helikopter durften den Luftraum über dem Jachthafen eigentlich nicht überfliegen, doch die wenigsten hielten sich daran. Oft drehten Hubschrauber, die auf dem Weg zum Colorado River oder zum Grand Canon waren, eine Runde über dem See und verärgerten die Freizeitkapitäne. Und die beschwerten sich dann bei Ricky Briggs. Er seufzte und widmete sich wieder seiner Büroarbeit.
    Eine Weile später blickte er abermals auf. Das Geräusch des Hubschraubers klang jetzt tiefer und kehliger und außerdem irgendwie versetzt, so, als handele es sich nicht um eine, sondern gleich um mehrere Maschinen. Durch das Brummen konnte Briggs einen näher kommenden Schiffsdiesel und das Geplapper von Schaulustigen draußen auf dem Steg hören. Er beugte sich vor, um aus dem Fenster zu schauen. Was er sah, ließ ihn von seinem Schreibtisch aufspringen.
    Zwei niedrig fliegende Amphibienhelikopter näherten sich vom Westen her dem Jachthafen. Große Embleme an den Seiten ihres mächtigen Rumpfes wiesen sie als Hubschrauber der Küstenwache aus. Unter einem von ihnen war ein großes Ponton-Boot befestigt. Ganz in der Nähe der Hafenzone, in der Wellenschlag verboten war, blieben sie laut dröhnend in der Luft stehen und peitschten das Wasser mit dem Wind ihrer Rotorblätter auf. Die an der Pier festgemachten Hausboote rollten schwerfällig von einer Seite auf die andere, und Urlauber in

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