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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Hintereingang zum Tal von Quivira darstellte. Nachdem er es nicht mehr geschafft hatte, die Pferde der Weißen zu retten, fragte er sich, ob überhaupt noch jemand - er selbst mit eingeschlossen - das Chilbah-Tal lebend verlassen würde.

 
49
    A ragons und Smithbacks Hilfe band Nora den aufgeschlitzten Sack mit Holroyds Leiche an die lange Stange, die sie mitgebracht hatten. Dann trat sie einen Schritt beiseite und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Obwohl sie wusste, dass es keine Alternative gab, graute ihr vor der beschwerlichen, umständlichen Plackerei, die nun vor ihnen lag.
    Sie blickte den Canon hinauf. Hoch über ihnen, auf der anderen Seite des Beckens, ragte der Stamm der Pappel zwischen den Felsbrocken hervor. Darunter führte ein steiler Wasserfall zum nächsten Becken hinauf. Nora strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die ihr der auffrischende Wind über die Stirn geweht hatte. Sie atmete tief durch, ging in die Hocke und packte ein Ende der Stange.
    Auf einmal hielt sie inne. An ihrer Wange spürte sie einen weiteren Windstoß, der noch stärker war als der zuvor, und roch den intensiven, auf seltsame Weise angenehmen Geruch von frisch geschnittenen Blättern. Eine Welle der Angst durchflutete Nora. Der Wind frischte mit maschinenhafter Präzision immer weiter auf und war ganz anders als die natürlichen Luftzüge wechselnder Stärke, die sonst den Canon durchwehten. »Eine Sturzflut!«, schrie Nora.
    »Wie bitte?«, fragte Smithback erstaunt und blickte hinauf zum Himmel, der nach wie vor klar und blau war. »Woher wissen Sie das?«
    Aber Nora hörte ihm nicht zu. In Gedanken stellte sie rasend schnell Berechnungen an. Sie befanden sich gute fünfhundert Meter weit im Slot-Canon und würden es vor dem Eintreffen der Flutwelle nicht 419 mehr rechtzeitig zurück ins Tal schaffen. Ihre einzige Chance war, nach oben zu klettern, um sich so vor den Wassermassen in Sicherheit zu bringen.
    Rasch deutete Nora hinauf zu der Höhle, in der Holroyds Leiche verwahrt gewesen war. »Lassen Sie alles stehen und liegen und kommen Sie mit!«
    »Aber wir können doch nicht...«, protestierte Smithback.
    »Bewegung!«, brüllte Aragon und ließ das andere Ende der Stange fallen. Die Leiche plumpste in das Becken und drehte sich im Wasser langsam um. Nora watete bereits stromaufwärts zu dem Felssims, der hinauf zu der Höhle führte.
    »Wo wollen Sie denn hin?«, rief Smithback mit starker Skepsis in der Stimme. »Sollten wir nicht in die andere Richtung gehen?«
    »Zu spät!«, rief Nora. »Beeilen Sie sich!«
    Durch das Heulen des Windes konnte Nora jetzt ein tiefes, bedrohliches Geräusch vernehmen. Der bis dahin stille Wasserspiegel des Beckens fing an, in unzähligen kleinen Wellen auf und ab zu tanzen. Die Packsäcke, welche die drei einfach hatten fallen lassen, hoben und senkten sich wie Schiffe in einem Sturm.
    Schwer keuchend hastete Nora durch das Wasser, während der Wind immer weiter an Stärke zunahm. Schließlich verspürte sie ein schmerzhaftes Knacken in ihren Ohren, das von einer dramatischen Veränderung des Luftdrucks herrührte. Sie blickte sich um zu Smithback und Aragon, die bis auf die Knochen durchnässt hinter ihr her wateten. Sie wollte ihnen zurufen, dass sie sich beeilen sollten, doch ihre Stimme wurde von einem lauten, verzerrten Grollen übertönt, das vom Eingang des Slot-Canons her zu kommen schien. Es knackte ein zweites Mal in ihren Ohren. Danach folgte eine plötzliche, unheimliche Stille. Auch der Wind hatte sich mit einem Mal gelegt.
    Nora zögerte verwirrt und lauschte angestrengt in den Canon hinein. Wie aus weiter Entfernung konnte sie ein Krachen und Mahlen hören, das trotz seiner geringen Lautstärke merkwürdig klar klang. Während sie sich wieder in Bewegung setzte, wurde ihr bewusst, dass das von den Felswänden widerhallende Geräusch von Baumstämmen und Felsbrocken herrührte, die sich im Eingang zum Slot-Canon verkeilt hatten. Der Wind heulte wieder los und peitschte das Wasser in den Becken zu brodelndem Schaum. Nora wusste, dass eine herannahende Sturzflut den Slot-Canon zunächst in einen riesigen Windkanal verwandelte.
    So schnell sie konnte, watete Nora weiter. Der Sturm zerrte an ihrer Kleidung und erfüllte den Canon mit einem schrecklichen Gekreische. Wir scharfen es nicht, dachte Nora. Sie drehte sich um und sah, dass Aragon gestürzt war. Sie reichte ihm die Hand und schrie ihm etwas zu, das wegen des Windes jedoch nicht zu

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