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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Schluchzen gegen die Wand des Kivas.
    »Bist du wahnsinnig geworden?«, schrie Sloane. »Was machst du denn da?«
    Doch Black hörte sie nicht. In einem Anfall wilder Verzweiflung riss er wahllos Gegenstände von der Steinbank des Sonnen-Kivas und ließ sie gleich darauf einfach aus der Hand fallen. Alles hier war falsch. Black geriet ins Straucheln, schlug der Länge nach hin und rappelte sich mit größter Anstrengung wieder auf. Diese abgrundtiefe Enttäuschung seiner bis zum Äußersten gesteigerten Erwartungen war mehr, als er ertragen konnte. Stumpf sah er seine beiden Gefährten an. Bonarotti stand mit staub- und schmutzverschmiertem Gesicht wie angewurzelt neben dem Eingangsloch und wirkte, als habe ihn soeben ein Blitz gestreift.
    Sloanes Gesichtsausdruck hingegen erfüllte Black trotz seiner eigenen Bestürzung mit ungläubigem Erstaunen. Weit davon entfernt, seine Verzweiflung zu teilen, wirkte sie so, als habe sie soeben eine tiefe und vollständige Genugtuung erlebt.

 
57
    E s war Nora unmöglich festzustellen, wie viel Zeit vergangen war, als sie einen kühlen Luftzug auf der Stirn spürte und wieder zu Bewusstsein kam. Erst als langsam die Erinnerung an das Geschehene zurückkehrte, wusste sie, wo sie war. Sie holte tief Atem und bemerkte, dass sie unter einem starken, pochenden Kopfschmerz litt.
    An ihrem Rücken lag ein schweres, lebloses Etwas, und als Nora sich mit den Beinen strampelnd davon befreien wollte, geriet es in Bewegung und ließ etwas Licht in die kleine Höhle dringen. Anstatt des Brüllens der Sturzflut vernahm Nora von draußen ein dumpf grollendes Beben, das sie bis in ihren Magen hinein fühlen konnte. Vielleicht, dachte sie, dämpfte ja das Wasser in ihren Ohren das Geräusch.
    Nur mit Mühe gelang es Nora, sich in der engen Höhle umzudrehen. Als sie es endlich geschafft hatte, sah sie, dass das leblose Etwas hinter ihr Bill Smithback war, der schlaff auf der Seite lag und sich nicht rührte. Sein Hemd war zerfetzt, und trotz des schlechten Lichts bemerkte sie zu ihrem Entsetzen, dass sein Rücken tiefe, blutige Striemen aufwies, die aussahen, als habe ihn jemand mit einer Peitsche brutal gezüchtigt. Während sie sich in die schützende Höhle gezwängt hatten, war die erste Woge der Sturzflut mit ihrer Fracht an Holz und Steinen über sie hinweggerast, und Smithback hatte Nora mit seinem Körper geschützt.
    Vorsichtig legte Nora ihr Ohr an Smithbacks Brust und lauschte angestrengt. Sein Herz schlug noch, wenn auch schwach und unregelmäßig. Ohne richtig zu wissen, was sie tat, begann sie ihn sanft auf Hände und Wangen zu küssen. Davon erwachte er und sah sie mit stumpfen, glasigen Augen an. Erst nach einer Weile schien auch er zu begreifen, wo er war. Sein Mund verzog sich, und sein Gesicht verzerrte sich vor Schmerz.
    Außerhalb der kleinen Höhle konnte Nora die rasch fließenden Fluten sehen, die eineinhalb Meter unter ihnen an der Felswand leckten. Seit der ersten Flutwelle musste das Wasser wieder gefallen sein. An den kleinen Rinnsalen, die die Wände des Canons herabrieselten, erkannte Nora, dass es regnete. Und das bedeutete, dass die Flut wieder steigen würde.
    Nicht nur in ihrer kleinen Höhle war es dunkel, auch draußen brach schon die Dämmerung herein. Sie und Smithback mussten viele Stunden lang bewusstlos gewesen sein.
    »Können Sie sich aufrichten?«, fragte sie Smithback. Das Sprechen bereitete ihr Schwierigkeiten, und an ihren Schläfen verspürte sie stechende Schmerzen.
    Smithback zuckte mit den Beinen und atmete schwer. Durch die Bewegung brachen einige seiner Wunden wieder auf, so dass Blut ihm über Bauch und Hüften lief.
    Nora half ihm, sich aufzusetzen, und sah erst jetzt, wie schlimm die Verletzungen an seinem Rücken wirklich waren. »Sie haben mir das Leben gerettet«, sagte sie und drückte ihm die Hand.
    »Noch nicht ganz«, keuchte Smithback zitternd.
    Vorsichtig spähte Nora aus der Höhle hinaus. Ob es vielleicht möglich war, an den Felswänden nach oben zu klettern? Aber das Gestein war wie glatt poliert und wies keinerlei Vorsprünge auf, an denen man sich hätte hochziehen können. Nora verwarf den Gedanken und überlegte. Sie mussten von hier weg, soviel stand fest. Eine Nacht in dieser nassen Felsenhöhle würde Smithback, der jetzt schon an Unterkühlung litt, womöglich nicht überleben. Außerdem konnte das Wasser - beispielsweise durch eine neuerliche Sturzflut - jederzeit wieder ansteigen. Aber es gab keinen Ausweg.
    Oder

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