Thunderhead - Schlucht des Verderbens
leuchtete ihm der satte, metallene Glanz von vielen goldenen Gegenständen entgegen.
Rasch zog Black die Hand mit der Taschenlampe aus dem Loch. »Brechen wir die Wand ein!«, schrie er. »Das Ding ist voller Gold!«
»Nein, wir arbeiten streng nach Vorschrift«, widersprach Sloane in einem Ton, dessen Überschwänglichkeit ihre Worte Lügen strafte.
Black griff wieder zur Hacke und fuhr fort, das Loch im Eingang zu erweitern. Bonarotti nahm einen zweiten Pickel und drosch damit im selben Rhythmus wie Black auf die harten Lehmziegel ein. Als das Loch einen Durchmesser von etwa sechzig Zentimetern hatte, hörte Black mit der Arbeit auf. Er streckte seinen ganzen Kopf in die Öffnung und schob die Schultern nach. Nachdem er seinen Oberkörper in das Kiva hineingezwängt hatte, leuchtete er dort mit der Taschenlampe umher. Er und Bonarotti hatten so viel Staub erzeugt, dass er nicht viel mehr sah als ein undeutliches, goldfarbenes Flimmern.
Black zog seinen Körper aus dem Loch und warf die Taschenlampe wütend auf den Boden. »Weiter!«, keuchte er.
Draußen in der Stadt übertönte ein weiteres Donnergrollen das Rauschen des Regens, aber Black hörte nichts außer dem Geräusch seiner Hacke und dem Pfeifen seines eigenen Atems. Die Wirklichkeit schien in einen Traum überzugehen, und Black bemerkte auf einmal, dass er keine Empfindung mehr in den Armen hatte.
Das Gefühl, sich in einem Traum zu befinden, wurde stärker, beängstigend stark sogar. Black taumelte ein paar Schritte von dem Kiva weg und versuchte, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Dabei verspürte er eine überwältigende Müdigkeit. Zuerst fiel sein Blick auf Bonarotti, der noch immer mit gleichmäßig abgezirkelten Bewegungen seine Hacke schwang, und dann auf Sloane, die angespannt und erwartungsvoll im Hintergrund stand.
Black hörte ein lautes Poltern und schaute in Richtung Kiva. Durch Bonarottis Hacken war ein so großes Stück Mauer eingebrochen, dass nun eine Person problemlos ins Innere des Kivas kriechen konnte.
Black packte eine von Sloanes elektrischen Lampen und trat auf den Eingang zu. »Aus dem Weg!«, schrie er, wobei er Bonarotti zur Seite schob.
Der Koch trat einen Schritt zurück, ließ seine Hacke fallen und sah Black mit zu schmalen Schlitzen verengten Augen an. Black ignorierte ihn und versuchte mit der Lampe in das Kiva hineinzuleuchten.
»Beiseite! Alle beide!«, herrschte Sloane ihn und Bonarotti von hinten an.
Der Italiener zögerte einen Augenblick, bevor er Sloane Platz machte. Black, den die Kälte in Sloanes Stimme erstaunte, folgte seinem Beispiel.
Sloane schoss eine Serie von Aufnahmen mit der Handkamera, dann hängte sie sich den Apparat um den Hals und nahm Black die Lampe aus der Hand. »Hilf mir«, sagte sie und trat auf das Loch zu.
Black nahm sie bei den Hüften und hob sie hoch, bis sie ihren Oberkörper in die Öffnung schieben konnte. Nachdem sie ins Kiva hineingekrochen war, sah Black den Strahl der Lampe drinnen wie wild über die Decke huschen, bevor er in ein gleichmäßiges, gedämpftes Leuchten überging. Nun zwängte auch er sich durch das Loch und stürzte auf der anderen Seite mit dem Gesicht voran in den Staub, bevor er sich hustend und spuckend wieder aufrappelte. Dabei musste er daran denken, wie Carter auf eine ungleich würdevollere Weise in die Grabkammer von Tutanchamun gelangt war.
Sloane hatte die Laterne in den Staub fallen lassen, wo sie umgekippt auf der Seite lag. Zitternd vor Aufregung packte Black den geschwungenen Handgriff und hob die Lampe in die Höhe. Dabei tat ihm der Arm weh, und jedes Mal, wenn er Atem holte, lief ihm ein seltsames Kribbeln durch die Lunge, das sich fast elektrisch anfühlte. Black bemerkte es kaum. Dies war der Augenblick der größten Entdeckung seines gesamten Lebens.
Auch Bonarotti schob sich jetzt durch das Lob, doch Black schenkte ihm keine Beachtung. Von überall her leuchtete ihm durch die Staubwolken der Glanz von Gold entgegen. Laut schnaufend vor Aufregung beugte er sich vor und berührte vorsichtig das Objekt, das ihm am nächsten stand. Es war eine Schale, die mit einem bräunlichen Pulver gefüllt war.
Als Black das Gefäß in die Hand nahm, wusste er sofort, dass etwas nicht stimmte. Das Metall war auffallend leicht und fühlte sich merkwürdig warm an. Es war anders als Gold. Ganz anders. Black schüttete das Pulver aus der Schale auf den Boden, besah sie sich aus der Nähe und schleuderte sie dann mit einem enttäuschten
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