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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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nach unten. Die Gestalt stieg mit raschen, sicheren Bewegungen bereits die erste Leiter hinauf.
    »Sparen Sie sich Ihre Munition auf, bis wir oben sind!«, rief Nora und drängte Sloane auf die dritte und letzte Leiter.
    »Was haben Sie vor?«, flüsterte Sloane.
    Nora schob sie lediglich weiter die Leiter hinauf und trat, nachdem sie sich auf dem Sims, so gut es ging, ausbalanciert hatte, mit einem Fuß gegen den Pfahl der zweiten Leiter. Sie spürte, wie das alte Holz erzitterte, und verpasste ihm einen zweiten und einen dritten Tritt. Unter sich hörte sie die kratzenden Geräusche, mit denen die Kreatur nach oben kletterte. Nora nahm alle ihre Kraft zusammen und trat noch einmal gegen den Leiterpfahl, der knirschend nachgab und zur Seite stürzte. Nora vernahm einen gedämpften Schrei und sah im schwachen Schein ihrer Taschenlampe, wie der Skinwalker abrutschte und nach unten stürzte. Im Fallen griff er katzengleich nach einem Vorsprang in der Mauer und hielt sich dort einen Augenblick fest, bevor er sich wieder zurück auf den jetzt schräg stehenden Pfahl schwang und weiter nach oben zu klettern begann. Nora trat noch einmal dagegen, doch der Pfahl hatte sich in der Mauer verklemmt und bewegte sich nicht mehr.
    Mit schmerzenden Armen und Beinen tastete sich Nora die dritte Leiter hinauf zu dem Loch, durch das man in den oberen Turmraum gelangte. Sloane streckte ihr schon die Hand entgegen, um ihr nach oben zu helfen.
    Nora kauerte sich unter der niedrigen Decke zusammen und sah sich in dem kleinen, vielleicht eineinhalb auf zwei Meter messenden Raum um. Über ihrem Kopf führte ein kleines Schlupfloch hinauf auf das Dach der Turmes. An einer der Wände lag ein verfallenes menschliches Skelett, doch zu Noras Enttäuschung gab es weder Steine noch andere Wurfgeschosse.
    Das Einzige, was ihnen blieb, war Sloanes Pistole.
    Nora nahm ihre Taschenlampe und leuchtete damit in den dunklen Schacht des Turmes. Von unten näherten sich unaufhaltsam zwei in dem schwachen Lichtstrahl rötlich glühende Augen.
    Nora zog ihren Kopf wieder aus dem Loch und schaute hinüber zu Sloane, deren Gesicht vor Anspannung und Entsetzen bleich und abgezehrt aussah. Um den Hals hing ihr noch immer die Kette mit den schimmernden Goldglimmerperlen. Nora schaltete die Taschenlampe aus und dachte nach. Da hockte sie nun zusammen mit der Frau, die zwei ihrer Freunde umgebracht hatte, in diesem winzigen Raum und musste hilflos mit ansehen, wie eine alptraumhafte Kreatur ihnen immer näher kam. Sie schüttelte den Kopf und versuchte verzweifelt, klar zu denken. »Wie viele Kugeln haben Sie noch?«, fragte sie leise.
    »Drei«, flüsterte Sloane zurück.
    »Passen Sie gut auf«, sagte Nora, der das Zittern in ihrer eigenen Stimme nicht entging. »Wir haben nicht mehr viel Zeit. Wenn die Kreatur hier heraufkommt, schalte ich die Taschenlampe ein. Und dann feuern Sie. Okay?«
    Sloane musste ein Husten unterdrücken. »Okay.«
    »Wir werden nur Zeit für einen, höchstens zwei Schüsse haben. Zielen Sie gut.«
    Vorsichtig schob Nora ihren Kopf durch das Loch im Boden des Raumes. Während sie nach unten in die Finsternis lauschte, spürte sie den kühlen Luftzug, der von der heraufkletternden Kreatur nach oben geweht wurde. Er roch nach Staub, Verfall und Purpurwinden. Das kratzende Geräusch von Krallen auf morschem Holz kam immer näher.
    »Gleich ist es soweit!«, flüsterte sie Sloane zu. Sie platzierte den Zeigefinger auf dem Einschaltknopf der Taschenlampe. Einen Augenblick wartete sie noch ab, wobei sie meinte, das Schlagen ihres rasenden Herzens und das Rauschen des Blutes in ihren Adern zu hören. Dann holte sie tief Luft und knipste die Lampe an.
    Da war sie, die Kreatur, beängstigend nahe, nur noch wenige Zentimeter unter ihr. Mit einem ungewollten Aufschrei nahm sie das grauenvolle Bild in sich auf: den zerzausten, blutdurchtränkten Wolfspelz, die rot glühenden Augen hinter der speckig schimmernden Ledermaske.
    »Jetzt!«, schrie sie, und im gleichen Moment ging Sloanes Pistole los.
    Im schwachen Licht der Taschenlampe sah Nora, wie der Skinwalker zur Seite geschleudert wurde und Fetzen seines Felles durch die Luft flogen.
    »Noch mal!«, rief sie und bemühte sich, den rapide an Helligkeit verlierenden Strahl auf die zuckende Gestalt gerichtet zu halten. Ein weiterer Schuss gellte durch den Turm, gefolgt von einem gedämpften Aufjaulen der Kreatur. Kurz bevor die Lampe endgültig verlosch sah Nora noch, wie sie zusammengekrampft

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