Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
Vom Netzwerk:
hinab in die Finsternis stürzte.
    Nora ließ die nutzlos gewordene Taschenlampe aus der Hand fallen und lauschte nach unten. Aber sie hörte nichts: Kein ersticktes Stöhnen, kein gurgelndes Atemholen drang herauf. Es war keinerlei Bewegung zu erkennen.
    »Kommen Sie!«, sagte Sloane. Sie zog Nora wieder in den niedrigen Raum und drängte sie zu dem Loch in der Decke. Nora steckte ihre Arme hindurch und stemmte sich schließlich hinauf auf das Dach des Turmes. Sie trat einen Schritt beiseite und half dann der keuchenden und hustenden Sloane nach oben.
    Hier, hoch über den Ruinen von Quivira und nur wenige Meter unterhalb der rauen, rissigen Decke des Alkovens, wehte eine leichte, kühle Brise. Nora, die sich körperlich und seelisch total ausgelaugt fühlte, blieb eine Weile reglos stehen. Unterhalb des Turmdaches, das weder mit einer Mauer noch mit Zinnen bewehrt war, erstreckten sich die Häuser Quiviras im silbrig an- und abschwellenden Licht des nur sporadisch hinter vorüberziehenden Regenwolken hervorlugenden Mondes. Nora hörte das Rascheln der Pappein unten im Tal, wo Bill Smithback tot im Sanitätszelt lag.
    Nach einer Weile drehte sie sich um und trat hinter Sloane, die mit nach unten gerichteter Waffe vor dem Loch im Dach kniete und hinab in die Dunkelheit starrte. Mehrere Minuten verharrten die beiden Frauen regungslos, doch kein noch so leises Geräusch drang nach oben.
    Schließlich stand Sloane auf. »Es ist vorbei«, sagte sie.
    Nora nickte geistesabwesend, konnte aber immer noch nicht die Augen von dem schwarzen Loch lösen. Sloane steckte die Pistole in ihren Hosenbund.
    »Und was jetzt, Nora?«, fragte sie mit heiserer Stimme.
    Nora blickte sie verständnislos an.
    »Ich habe Ihnen soeben das Leben gerettet«, fuhr Sloane fort. »Zählt das denn gar nichts?«
    Nora brachte kein Wort heraus.
    »Okay, ich gebe es zu«, sagte Sloane. »Aaron und ich haben die Gewitterfront gesehen, aber in Bezug auf den Wetterbericht haben wir die Wahrheit gesagt. Sie haben mir keine andere Wahl gelassen, Nora.« Ein leiser Anflug von Wut mischte sich in ihre Stimme. »Warum mussten Sie auch das Tal verlassen? Sie wollten den ganzen Ruhm für sich einheimsen und...« Der Rest des Satzes ging in einem heftigen Hustenanfall unter.
    »Ich bin nicht stolz auf das, was ich getan habe«, fuhr Sloane mit mühsam kontrollierter Stimme fort. »Aber ich musste es tun. Es tut mir Leid, dass dabei Menschen ums Leben gekommen sind, doch es ließ sich nun mal nicht vermeiden. Sie, Nora, haben das entscheidende Unrecht begangen, indem sie diese Stadt verlassen wollten. Damit hätten Sie die Welt fast um die Entdeckung der wundervollsten Keramik gebracht, die je von Menschenhand geschaffen wurde.«
    »Keramik?«, fragte Nora.
    »Ja. Das Sonnen-Kiva war voll davon - es ist voll von Schwarz-auf-gelb-Goldglimmerkeramik. Das ist ein unglaublicher Schatz, Nora, von dem Sie nicht die geringste Ahnung hatten. Ich hingegen wusste genau, dass wir ihn finden würden.«
    »Zumindest habe ich vorhergesagt, dass sich kein Gold in dem. Kiva befindet.«
    »Das war nicht schwer. Keiner von uns hat wirklich an das Gold geglaubt, Aaron und Bonarotti einmal ausgenommen. Aber immerhin waren die alten Berichte nicht gänzlich erlogen, denn die Gefäße der Priester sahen ja golden aus. Es kann durchaus sein, dass die Legenden auf einem Übersetzungsfehler beruhen.«
    Sloane rückte näher an Nora heran. »Sie wissen, wie viel diese Goldglimmerkeramik wert ist, von der bisher kein einziges intaktes Gefäß gefunden wurde. Was ja auch gar nicht möglich war, denn es ist alles hier. Hier in Quivira, Nora. Diese Keramik war der wahre Schatz der Anasazi, und sie wurde nur hier hergestellt und aufbewahrt und nirgendwo sonst. Dieser Fund - mein Fund, Nora - ist eine der bedeutendsten Antworten auf die großen Fragen der amerikanischen Archäologie.«
    Als Nora die Tragweite der Entdeckung erfasste, vergaß sie einen Augenblick das Grauen und die Gefahr, denen sie gerade entronnen waren. Wenn Sloane die Wahrheit sagt, dann ist alles, was wir bisher gefunden haben, nichts als Kinderkram...
    Sloane hustete abermals und fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund. Der Aufstieg schien ihr die letzte Kraft geraubt zu haben. Sie war aschfahl im Gesicht und atmete schwer. Augenblicklich kehrte Nora aus ihren Gedanken in die Realität zurück. Die Krankheit macht sich bemerkbar, dachte sie.
    »Sloane, der ganze hintere Teil der Stadt - und ganz besonders das

Weitere Kostenlose Bücher