Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
Vom Netzwerk:
rein gar nichts.
    Dennoch fand Peter Holroyd ihre Person ebenso faszinierend wie ihre Leidenschaft und ihren Eifer. Als Kind war er einmal in Mesa Verde gewesen, und die Erinnerung an die mächtigen, stillen Ruinen dort verfolgte ihn noch immer. Er ließ die Blicke durchs Lokal schweifen und versuchte seine Gedanken zu sammeln. Nora sah ihn noch immer erwartungsvoll an. Sie hatte wirklich außergewöhnliches Haar, das fast metallisch glänzte - wie brüniertes Kupfer. Und dann fiel Holroyds Blick auf den Fernsehschirm, auf dem noch immer die »Republik« schwerelos durchs All schwebte.
    »Es liegt in Ihrer Macht«, beschwor ihn Nora mit eindringlicher Stimme. »Geben Sie mir doch einfach den Antrag, ich fülle ihn aus, und Sie sehen zu, was Sie damit anstellen können.«
    Holroyd reagierte nicht, sondern starrte weiter auf das Bild des weiß glänzenden Shuttles, das viele Kilometer über der Erde seine Bahn durch den tiefschwarzen Weltraum zog, aus dem die Sterne so hell und hart wie Diamanten funkelten. Alle seine Entdeckerfantasien, die er als Junge gehabt hatte - die Träume von einem Flug zum Mond, von entfernten Planeten, die er erforschen wollte -, waren in seinem winzigen Büro im JPL rasch dahingewelkt. Und jetzt saß er da und musste sich auf einem fettigen Fernsehschirm die Abenteuer anderer Leute ansehen.
    Auf einmal bemerkte er, dass Nora ihn die ganze Zeit über angestarrt hatte. »Wann haben Sie denn mit Ihrer Arbeit am JPL angefangen?«, wechselte sie abrupt das Thema.
    »Vor acht Jahren. Gleich nach der Universität.«
    »Und warum?«
    Holroyd war überrascht ob der Direktheit ihrer Frage. »Na ja«, sagte er schließlich, »ich wollte eben an der Eroberung des Weltraums mit beteiligt sein.«
    »Ich wette, dass Sie als Junge davon geträumt haben, als erster Mensch den Mond zu betreten.«
    Holroyd errötete. »Dazu war ich leider ein wenig zu jung. Aber ich träumte davon, zum Mars zu fliegen.«
    »Und jetzt hocken Sie hier in dieser schmierigen Pizzeria und sehen im Fernsehen, was andere da oben im Space-Shuttle tun.«
    Holroyd spürte, wie Groll in ihm hochstieg. Konnte diese Frau etwa Gedanken lesen? »Jetzt passen Sie mal auf«, erwiderte er. »Es geht mir hervorragend. Und diese Jungs wären jetzt nicht da droben im Weltraum, wenn es mich und all die anderen hier unten nicht gäbe.«
    Nora nickte. »Aber es ist nicht dasselbe, stimmt's?«, fragte sie sanft.
    Holroyd sagte nichts.
    »Ich biete Ihnen die Chance, beim größten archäologischen Abenteuer seit der Entdeckung des Grabes von Tutanchamun mitzumachen.«
    »Sicher«, erwiderte Holroyd. »Aber meine Aufgabe dabei wäre, genau dasselbe zu tun, was ich tagtäglich für Watkins mache - ein paar aus dem All gewonnene Daten auszuwerten und sie jemandem zur Verfügung zu stellen, der dann die tollsten Sachen damit anstellt. Tut mir Leid, aber meine Antwort lautet Nein.«
    Während seiner Worte hatte die Frau Holroyd stumm mit ihren haselnussbraunen Augen angeschaut und den Eindruck erweckt, als träfe sie gerade eine persönliche Entscheidung.
    »Vielleicht kann ich Ihnen mehr anbieten als das«, sagte sie schließlich leise.
    Holroyd runzelte die Stirn. »Was, zum Beispiel?«
    »Einen Platz in unserer Expedition.«
    Holroyds Herz begann schneller zu schlagen. »Was haben Sie da eben gesagt?«
    »Sie haben mich schon richtig verstanden. Ich brauche für meine Expedition ohnehin einen Radar- und Computerspezialisten. Wie gut kennen Sie sich mit moderner Telekommunikation aus?«
    Holroyd spürte, wie seine Kehle auf einmal ganz trocken wurde. Dann nickte er. »Ich habe Geräte, von denen Sie noch nicht einmal wissen, dass es sie gibt.«
    »Und wie sieht es mit Ihrem Urlaub aus? Könnten Sie sich zwei bis drei Wochen frei nehmen?«
    »Ich habe bisher noch nie Urlaub gemacht«, hörte sich Holroyd sagen. »Bei den freien Tagen, die sich inzwischen angesammelt haben, könnte ich sogar sechs Monate wegbleiben und würde noch immer mein Gehalt bekommen.«
    »Wunderbar. Dann besorgen Sie mir die Daten, und ich nehme Sie mit auf die Expedition. Sie werden es nicht bereuen, Peter, das verspreche ich Ihnen. Es ist ein Abenteuer, an das Sie sich Ihr ganzes Leben erinnern werden.«
    Holroyd blickte hinab auf die schönen, schlanken Hände der Frau, die sie erwartungsvoll gefaltet hatte. Er hatte noch nie einen Menschen getroffen, der so leidenschaftlich von einer Sache überzeugt gewesen war. Erstaunt bemerkte er, dass er kaum mehr Luft bekam. »Ich...«,

Weitere Kostenlose Bücher