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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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kleines, aus Ziegeln und Sperrholzbrettern improvisiertes Bücherregal und zwei alte Klappstühle, auf denen mehrere Ausgaben des »Old Bike Journal« herumlagen, waren die einzige Einrichtung. Auf dem Boden lag ein altertümlich aussehender, verkratzter Motorradhelm. »Gehört Ihnen die Maschine, die da unten unter der Laterne steht?«
    »Ja. Das ist eine Indian Chief, Baujahr 1946; in großen Teilen zumindest«, erklärte Holroyd grinsend. »Ich habe die Maschine als halbes Wrack von meinem Großonkel geerbt und sie nach und nach wieder aufgemöbelt. Fahren Sie etwa auch Motorrad?«
    »Mein Dad hatte eine alte Geländemaschine, mit der ich früher immer auf unserer Ranch herumkutschiert bin. Und dann hat mir mein Bruder ein paar Mal seine Harley geliehen, bevor er sie auf der Route 66 zu Schrott gefahren hat.« Nora wandte sich wieder dem Fenster zu. Auf dem Fensterbrett standen ein paar seltsam aussehende Pflanzen: Sie hatten dunkelrote, fast schwarz wirkende Blätter und bildeten einen kleinen Dschungel aus wild durcheinander wachsenden
    Stängeln und Blüten. Die sind wahrscheinlich die Einzigen hier, denen die Hitze in dieser Wohnung nichts ausmacht, dachte sie.
    Ein kleines Gewächs mit dunkelvioletten Blüten interessierte sie besonders. »Was ist denn das?«, fragte sie und griff neugierig nach den Blättern.
    Holroyd sah zu ihr herüber und ließ vor Schreck seine Post fallen. »Nicht anfassen!«, rief er. Nora zog rasch ihre Hand zurück. »Das ist Tollkraut«, erklärte er und bückte sich, um die Umschläge wieder aufzuheben. »Ein giftiges Nachtschattengewächs.«
    »Machen Sie Witze?«, fragte Nora. »Und was ist das hier?« Sie deutete auf die Pflanze daneben, die exotisch aussehende, dunkelbraune Stacheln aufwies.
    »Eisenhut. Er erhält Acontin, ein schreckliches Gift. Und da in der Schale sehen Sie drei der giftigsten Pilze, die es auf der Welt gibt: den Grünen Knollenblätterpilz, den Fliegenpilz und Amanita virosa, den Kegelhütigen Knollenblätterpilz, und in diesem Topf da...«
    »Ist schon gut«, sagte Nora, die fand, dass die Kappe des Fliegenpilzes aussah wie die Haut eines Pestkranken. »Haben Sie Feinde?«, fragte sie Holroyd.
    Holroyd warf die Post in den Papierkorb und sah sie laut lachend mit einem Funkeln in seinen grünen Augen an. »Andere Leute sammeln Briefmarken, und ich sammle nun mal Giftpflanzen.«
    Nora folgte ihm in die Küche, die ebenso spärlich eingerichtet war wie der Rest der Wohnung. Ein alter Holztisch zwei Stühle und ein Kühlschrank waren die einzigen Möbel in dem kleinen Raum. Auf dem Tisch sah Nora eine Tastatur, eine Drei-Tasten-Maus und den größten Computer-Monitor, der ihr je untergekommen war.
    Holroyd lächelte, als er Noras bewundernde Blicke bemerkte. »Ganz nette Anlage, nicht wahr? Im Labor habe ich auch keine bessere. Watkins hat diese Computer vor ein paar Jahren für seine wichtigsten Leute gekauft und sie ihnen nach Hause gestellt. Er ist nun mal der Meinung, dass jemand, der für ihn arbeitet, kein Privatleben hat. Und damit hat er vermutlich sogar Recht, zumindest, was mich betrifft«, fügte er mit einem schrägen Blick auf Nora hinzu.
    Nora hob fragend die Augenbrauen. »Dann bringen Sie also doch manchmal Ihre Arbeit mit nach Hause.«
    Das Lächeln verschwand aus Holroyds Gesicht, als ihm klar wurde, was sie damit sagen wollte. »Aber nur Arbeit, die nicht der Geheimhaltung unterliegt«, antwortete er, während er in einen verknitterten Plastikbeutel griff und eine DVD-RAM herauszog. »Die Daten, um die Sie mich gebeten haben, unterliegen ihr allerdings sehr wohl.«
    »Wie konnten Sie sie dann aus dem Labor schmuggeln?«
    »Ich habe die Rohdaten, die das Shuttle heute Vormittag zur Erde gefunkt hat, einfach auf eine zusätzliche DVD gebrannt. Ich habe immer ein paar leere Disks bei mir, so dass das nicht weiter auffällt.« Holroyd wedelte mit der DVD herum, die das schwache Licht in der Küche regenbogenfarben reflektierte. »Wenn man die richtige Sicherheitsstufe hat, ist der Diebstahl von Daten ein Kinderspiel. Allerdings sind die Strafen dann umso höher, falls man dabei erwischt wird.« Holroyd verzog das Gesicht.
    »Das ist mir klar«, sagte Nora. »Vielen Dank, Peter.«
    Holroyd sah sie an. »Sie wussten, dass ich Ihnen helfen würde, nicht wahr? Sie wussten es, noch bevor Sie neulich die Pizzeria verließen.«
    Nora erwiderte seinen Blick. Er hatte Recht. Nachdem er ihr erklärt hatte, wie man an die Daten herankommen könne, war sie

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