Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
Vom Netzwerk:
in einem sanfteren Ton hinzu, »sind sie zwar wirklich sehr schön, und wir fühlen uns durch die noble Geste Ihres Mannes auch sehr geehrt, aber wir haben bessere Exemplare in unseren Sammlungen.«
    Bessere Exemplare, dachte Nora. Nicht einmal in der Sammlung des Smithsonian Institute hatte sie schönere Mimbres-Keramiken gesehen.
    Aber Mrs. Henigsbaugh hörte Goddard kaum zu, denn sie kaute noch immer an der ersten, schwerwiegenden Beleidigung herum. »Grabbeigaben!«, fauchte sie. »Wie können Sie es wagen, meinen Mann mit Grabraub in Verbindung zu bringen?«
    Goddard hob eine der Schalen hoch und steckte seinen Zeigefinger durch das Loch im Boden. »Diese Schale wurde getötet.«
    »Getötet?«
    »Ja. Wenn die Mimbres ihren Toten eine Schale mit ins Grab gaben, machten sie ein Loch in ihren Boden, um den Geist der Schale freizusetzen, damit er dem des Verstorbenen in die Unterwelt folgen konnte. Archäologen nennen diese Prozedur >die Schale töten<.« Er stellte das Gefäß zurück auf den Tisch. »Alle diese Keramiken wurden getötet. Daran können Sie erkennen, dass sie aus Gräbern stammen, ganz egal, was für eine Herkunft in den Papieren steht.«
    »Wollen Sie damit etwa sagen, dass Sie, ohne mit der Wimper zu zucken, eine Spende im Wert von einer halben Million Dollar ausschlagen?«, rief die Frau erstaunt.
    »So Leid es mir tut. Ich werde die Schalen sorgfältig verpacken und an Sie zurückschicken lassen«, erwiderte Goddard und hustete in sein Einstecktuch.
    »Und ob Ihnen das noch Leid tun wird!«, zischte Mrs. Henisbaugh erbost. Sie drehte sich abrupt um und verließ unter Zurücklassung einer Wolke teuren Parfüms das Büro.
    In der Stille, die ihrem Abgang folgte, lehnte sich Goddard an die Kante des Arbeitstischs und machte ein nachdenkliches Gesicht. »Kennen Sie sich mit Mimbres-Keramiken ein wenig aus?«, fragte er.
    »Ja«, antwortete Nora. Sie konnte es immer noch nicht fassen, dass Goddard die Schenkung zurückgewiesen hatte.
    »Und was ist Ihre Meinung zu dieser Angelegenheit?«
    »Andere Institutionen... haben durchaus getötete Mimbres-Schalen in ihren Sammlungen.«
    »Aber wir sind nun mal nicht diese anderen Institutionen«, erwiderte Goddard in seinem heiseren Flüsterton. »Diese Schalen wurden von Menschen, die ihre Toten respektierten, in deren Gräber gelegt, und diesen Respekt sollten wir ihnen auch zollen. Ich möchte bezweifeln, dass es Mrs. Henigsbaugh gefallen würde, wenn jemand ihren lieben verstorbenen Harry wieder ausbuddeln würde.« Er setzte sich auf seinen Stuhl hinter dem Arbeitstisch. »Dr. Blakewood hat mir kürzlich einen Besuch abgestattet, Nora.«
    Nora zuckte zusammen. Jetzt war es soweit.
    »Er hat mir erzählt, dass es mit Ihren Projekten nicht so recht vorangeht, und äußerte die Befürchtung, dass seine Beurteilung Ihrer Arbeit wohl nicht allzu günstig für Sie ausfallen würde. Haben Sie mir dazu vielleicht irgendetwas zu sagen?«
    »Dazu gibt es nichts zu sagen«, erwiderte Nora. »Wenn Sie wollen, reiche ich Ihnen auf der Stelle meine Kündigung ein.«
    Zu ihrem Erstaunen musste Goddard grinsen. »Wer spricht denn von Kündigung?«, fragte er. »Wozu um alles in der Welt sollte das denn gut sein?«
    Nora räusperte sich. »Es ist völlig ausgeschlossen, dass ich in sechs Monaten die Berichte über die Ausgrabungen am Rio Puerco und am Gailegos Divide zu Ende bringe, und außerdem habe ich...« Sie hörte abrupt auf zu sprechen.
    »Was wollten Sie sagen?«, fragte Goddard.
    »Und außerdem muss ich etwas tun, das mir sehr wichtig ist«, beendete Nora ihren Satz. »Vielleicht ist es wirklich das Beste, wenn ich jetzt gleich kündige und Ihnen so auch die Mühe erspare, mich hinauszuwerfen.«
    »Verstehe.« Goddards funkelnde Augen blickten direkt in die von Nora. »Aber Sie haben gerade davon gesprochen, dass Ihnen etwas sehr wichtig sei. Könnte das vielleicht die Suche nach der vergessenen Stadt Quivira sein?«
    Nora sah ihn scharf an und der alte Mann grinste abermals. »Blakewood hat mir auch davon erzählt«, erklärte er.
    Nora schwieg.
    »Er hat sich außerdem darüber beklagt, dass Sie kürzlich dem Institut für ein paar Tage unentschuldigt ferngeblieben sind. Hatte diese Abwesenheit vielleicht auch etwas mit Ihrer Suche nach der Stadt Quivira zu tun?«
    »Ich war in Kalifornien.«
    »Und das während Ihrer Dienstzeit?«
    Nora seufzte. »Ich habe dafür meinen Urlaub verwendet.«
    »Dr. Blakewood war da ganz anderer Ansicht. Wissen Sie denn jetzt

Weitere Kostenlose Bücher