Thunderhead - Schlucht des Verderbens
bestimmen, was passiert - besonders in Hinsicht auf die Personen, die an ihr teilnehmen.«
»Wen haben Sie sich denn als Expeditionsleiter vorgestellt?«, wollte Nora wissen.
Es entstand eine ganz kurze Pause, in der Goddard Nora direkt in die Augen sah. »Sie natürlich. Aaron Black würde als Geochronologe mitkommen und Enrique Aragon als Expeditionsarzt und Paläopathologe.«
Nora lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und staunte, wie rasch Goddards Gehirn arbeitete. Er plante in Gedanken nicht nur die Expedition, sondern stattete sie auch gleich mit den hochkarätigsten Wissenschaftlern aus, die es auf dem jeweiligen Fachgebiet gab. »Vorausgesetzt, Sie können sie zum Mitmachen überreden«, wandte sie ein.
»Dessen bin ich mir ziemlich sicher, denn ich kenne die beiden recht gut. Außerdem wäre die Entdeckung von Quivira ein Meilenstein in der modernen Archäologie des Südwestens. Die Chance, daran teilnehmen zu können, wird sich wohl kaum ein Archäologe entgehen lassen. Und da ich persönlich leider nicht mitkommen kann« - er wedelte zur Erklärung mit seinem Einstecktuch -»möchte ich an meiner Stelle gerne meine Tochter an der Expedition teilnehmen lassen. Sie hat ihr Grundstudium am Smith College absolviert und soeben in Princeton ihren Doktor in Archäologie gemacht. Jetzt brennt sie darauf, endlich einmal richtige Feldforschung betreiben zu können. Sie ist jung und vielleicht ein bisschen ungestüm, aber sie hat ein Talent für die Archäologie, wie man es nur selten findet. Darüber hinaus ist sie eine exzellente Expeditionsfotografin.«
Nora runzelte die Stirn. Smith College, dachte sie bei sich. »Ich bin mir nicht sicher, ob das eine so gute Idee ist«, meinte sie. »Auf diese Weise könnte eine unklare Befehlshierarchie entstehen. Außerdem könnte sich die Expedition als ein ziemlich anstrengendes Unterfangen für« - sie zögerte einen Moment - »für ein Mädchen von einer Eliteuniversität erweisen.«
»Meine Tochter muss mitkommen«, sagte Goddard ruhig. »Und daß sie nicht das ist, was Sie als >Mädchen von einer Eliteuniversität< bezeichnen, werden Sie schon noch spitzkriegen.« Ein merkwürdiges, unamüsiertes Lächeln spielte einen Augenblick lang um seine Lippen.
Nora sah den alten Mann an. Sie wusste, dass er in diesem Punkt nicht mit sich würde reden lassen. Rasch ging sie ihre Möglichkeiten durch: Sie konnte die Ranch verkaufen, von dem Geld ein paar Leute nach eigenem Gusto anheuern, mit ihnen in die Wüste ziehen und hoffen, dass sie Quivira finden würde, bevor ihr die Mittel ausgingen. Oder sie konnte mit ihren Informationen zu einer anderen Institution gehen, die aber möglicherweise ein bis zwei Jahre brauchen würde, um eine Expedition zu organisieren und zu finanzieren. Andererseits konnte sie ihre Entdeckung aber auch mit einem wohlwollenden Gönner teilen, der wie kein Zweiter in der Lage war, aus den führenden Archäologen des Landes eine professionelle Expedition zusammenzustellen. Als Gegenleistung für seine Unterstützung musste sie allerdings die Tochter dieses Gönners mit in die Wüste nehmen. Besser, ich debattiere nicht über diesen Punkt mit ihm, dachte sie.
»In Ordnung«, sagte sie und lächelte. »Aber auch ich habe eine Bedingung. Ich möchte den Techniker vom JPL, der mir bei den Vorbereitungen geholfen als, als Elektronik- und Kommunikationsspezialisten mitnehmen.«
»Tut mir Leid, aber die Personalentscheidungen möchte ich mir selbst Vorbehalten.«
»Es war der Preis dafür, dass ich die Daten bekommen habe.«
Goddard dachte nach. »Können Sie sich für den Mann verbürgen?«
»Ja. Er ist jung, aber er hat enorme Berufserfahrung.«
»Dann geht das in Ordnung.«
Nora war erstaunt über Goddards Fähigkeit, eine Herausforderung anzunehmen, sie zu parieren und dann rasch eine Entscheidung zu treffen. Sie spürte, wie er ihr immer sympathischer wurde.
»Ich möchte außerdem vorschlagen, dass wir diese Unterredung geheim halten«, fuhr sie fort. »Die Expedition muss rasch und in aller Stille vorbereitet werden.«
Goddard sah sie nachdenklich an. »Darf ich fragen, weshalb?« »Weil...« Nora hielt inne. Weil ich glaube, dass ich von mysteriösen Gestalten verfolgt werde, die mit allen Mitteln herausbekommen wollen, wo die Stadt Quivira liegt, dachte sie. Doch das konnte sie keinesfalls zu Goddard sagen, der sie bestimmt für verrückt halten und - was noch viel schlimmer wäre - sein Angebot dann womöglich zurückziehen würde. Jeder
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