Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
Vom Netzwerk:
Funkeln in seinen blauen Augen gewesen, hätte Nora ihn fast für einen todkranken Mann gehalten.
    »Hallo, Dr. Kelly«, sagte er, während er einen Bleistift aus der Hand legte und um den Tisch herum kam, um Nora zu begrüßen. »Wie schön, Sie endlich kennen zu lernen.« Er hatte eine ungewöhnlich heiser klingende Stimme, die kaum lauter als ein Flüstern war und dennoch eine enorme Autorität verströmte.
    »Bitte, nennen Sie mich Nora«, erwiderte Nora erstaunt. Sie hatte mit allem gerechnet, nur nicht mit dieser freundlichen Begrüßung.
    »Das will ich gerne tun«, sagte Goddard und hustete leise in sein Einstecktuch das er mit einer graziösen, fast feminin wirkenden Handbewegung aus seiner Jackett-Tasche gezogen hatte. »Nehmen Sie doch bitte Platz. Oder halt, warten Sie. Werfen Sie vorher noch einen Blick auf diese Keramiken, sind Sie so nett?« Goddard stopfte das Einstecktuch wieder in die Tasche.
    Nora trat an den Tisch auf dem insgesamt zwölf bemalte Schalen standen: außergewöhnlich schöne Töpfereien aus dem Mimbres-Tal in New Mexico. Drei von ihnen hatten rein geometrische Muster mit vibrierenden Rhythmen, und zwei zeigten abstrakte Insektendarstellungen - einen Stinkkäfer und eine Grille. Der Rest war mit stilisierten menschlichen Figuren dekoriert. Ein jeder der Töpfe hatte ein sauberes Loch im Boden.
    »Sie sind fantastisch«, meinte Nora bewundernd.
    Goddard wollte offenbar etwas sagen, was aber in einem Hustenanfall unterging. Ein Summer ertönte auf dem Arbeitstisch. »Dr. Goddard, Mrs. Henigsbaugh ist hier«, tönte die Stimme der Sekretärin aus einem Lautsprecher.
    »Schicken Sie sie herein«, bat Goddard.
    Nora sah ihn an. »Soll ich...«
    »Nein, Sie bleiben hier«, erwiderte Goddard und deutete auf einen Stuhl. »Das dauert nicht lange.«
    Die Tür ging auf und eine Frau um die Siebzig kam herein. Nora erkannte sie sofort als eine der typischen Gesellschaftsmatronen aus Santa Fe - reich, schlank, sonnengebräunt und fast ohne jedes Makeup. Die Frau hatte eine gute Figur und trug einen langen Cordrock, eine weiße Seidenbluse und eine exquisite, aber dezente Kürbisblüten-Halskette der Navajo -Indianer. »Ich bin entzückt, Emest«, sagte sie.
    »Schön, Sie zu sehen, Lily«, antwortete Goddard und deutete mit seiner altersfleckigen Hand auf Nora. »Das ist Dr. Nora Kelly, eine Assistenzprofessorin hier am Institut.«
    Die Frau blickte zuerst zu Nora und dann auf den Schreibtisch. »Sehr gut. Da sind ja die Schalen, von denen ich Ihnen erzählt habe.«
    Goddard nickte.
    »Mein Sachverständiger meint, dass sie mindestens fünfhunderttausend Dollar wert sind. Äußerst seltene Stücke, wie er sagt, und in hervorragendem Zustand. Harry hat diese Dinger gesammelt, müssen Sie wissen. Er wollte, dass das Institut sie nach seinem Tod bekommt.«
    »Sie sind sehr hübsch, aber...«
    »Und ob sie das sind!«, unterbrach ihn die Frau und strich sich über ihre perfekt frisierten Haare. »Und jetzt will ich Ihnen auch gleich sagen, wie ich mir vorstelle, dass sie ausgestellt werden. Ich weiß natürlich, dass das Institut kein Museum oder dergleichen hat. Aber in Anbetracht des Wertes, den diese Stücke darstellen, sollten sie an einem besonderen Ort ihren Platz finden. Ich persönlich würde für das Verwaltungsgebäude plädieren. Ich habe schon mit Simmons, meinem Architekten, gesprochen, und der hat ein paar Pläne für eine kleine Erweiterung skizziert, die wir den >Henigsbaugh-Alkoven< nennen könnten. Dort würden die...«
    »Hören Sie mir doch bitte einen Moment lang zu, Lily«, unterbrach Goddard, dessen heisere Stimme einen leisen Befehlston angenommen hatte. »Wie ich gerade sagen wollte, wissen wir die Schenkung Ihres verstorbenen Mannes sehr zu schätzen, aber leider können wir sie nicht annehmen.«
    Im Büro wurde es still.
    »Wie bitte?«, fragte Mrs. Henigsbaugh nach ein paar Sekunden. Ihre Stimme klang plötzlich ganz frostig.
    Goddard wedelte mit seinem Einstecktuch in Richtung auf den Arbeitstisch. »Diese Schalen sind Grabbeigaben, und unser Institut nimmt Stücke, die aus Gräbern geraubt wurden, nicht an.«
    »Was soll das heißen: >geraubt    »Die Papiere interessieren mich nicht, Lily. Unsere Grundregeln besagen nun einmal, dass wir Grabbeigaben nicht annehmen dürfen. Und außerdem«, fügte Goddard

Weitere Kostenlose Bücher