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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Fußknöchel stupste. Nora atmete tief durch, dann stieß sie sich von der Tür ab und machte Licht. Thurber, ihr zehn Jahre alter Basset, ließ sich nicht blicken.
    »Thurber?«, rief Nora in die Wohnung hinein und überlegte sich kurz, ob sie wieder nach draußen gehen und dort nach ihrem Hund suchen sollte. Aber Thurber war nun einmal ein extrem häusliches Lebewesen und verließ nur im äußersten Notfall seine geliebten vier Wände.
    »Thurber?«, rief sie noch einmal. Als sie ihre Aktentasche neben den Sofatisch stellte, entdeckte sie dort einen Zettel, auf dem stand: Nora, bitte ruf mich an. Skip.
    Der muss wohl dringend Geld brauchen, dachte sie schmunzelnd, denn normalerweise war »bitte« für ihren Bruder ein Fremdwort. Der Zettel erklärte auch Thurbers Abwesenheit. Sie hatte Skip gebeten, sich um den Hund zu kümmern, während sie in Kalifornien war, und er hatte Thurber vermutlich mit zu sich in die Wohnung genommen, um nicht ständig hin- und herfahren zu müssen.
    Nora drehte sich um und wollte schon ihre Schuhe abstreifen, überlegte es sich dann aber anders, als sie sah, wie staubig der Boden war. Ich muss hier dringend sauber machen, dachte sie, während sie zur Treppe ging.
    Im Badezimmer zog sie die Bluse aus, wusch sich Gesicht und Hände, befeuchtete sich die Haare und streifte ein altes, verwaschenes Sweatshirt mit dem Aufdruck UNIVERSITY OF NEVADA - LAS VEGAS « über, das sie gerne zum Rohrblattschnitzen trug. Auf dem Weg ins Schlafzimmer blieb sie stehen und sah sich noch einmal in der Wohnung um. Sie war so rasch mit einem Urteil über Holroyds Appartement bei der Hand gewesen, das ihr in seiner unpersönlichen Kahlheit fast schon exzentrisch vorgekommen war, aber wenn sie es genau betrachtete, sah ihre eigene Wohnung auch nicht viel anders aus. Irgendwie hatte sie nie die Zeit gefunden, um sie richtig einzurichten. Wenn eine Wohnung ein Spiegel der Seele war, was sagten dann diese unordentlichen Räume über sie aus? Dass sie eine Frau war, die lieber in alten Ruinen herumstöberte als sich ihre eigenen Wände wohnlich zu gestalten? Vieles, was hier herumstand, gehörte nicht einmal ihr, denn im Gegensatz zu Skip, der lediglich die Bibliothek und die alte Pistole ihres Vaters hatte haben wollen, hatte sie eine Menge Möbel von ihren toten Eltern übernommen.
    Nora schüttelte den Kopf und griff schmunzelnd nach ihrer Haarbürste auf der Kommode.
    Aber die Bürste war nicht da.
    Verdutzt hielt Nora einen Augenblick lang mit ausgestreckter Hand inne. Das Fehlen der Bürste war etwas Außergewöhnliches, denn als Archäologin hatte Nora sich angewöhnt, ihre Dinge möglichst in situ zu belassen. Während ihr die feuchten Haare kühl in den Nacken fielen, ging sie noch einmal im Geiste durch, was sie vor drei Tagen vormittags im Schlafzimmer gemacht hatte. Wie üblich hatte sie sich die Haare gewaschen und danach gebürstet. Und dann hatte sie die Bürste zurück auf die Kommode gelegt.
    Aber jetzt war sie nicht mehr da. Nora starrte die merkwürdige, unerklärliche Lücke zwischen ihrem Kamm und der Schachtel mit den Kosmetiktüchern an. Dieser verdammte Skip, dachte sie plötzlich, aber in ihren Arger mischte sich auch Erleichterung. Weil sein eigenes Badezimmer eine einzige Schimmelkolonie war, genoss es ihr Bruder, sich heimlich bei ihr zu duschen, wenn sie nicht da war. Vermutlich hatte er auch ihre Bürste benutzt und sie dann irgendwo hingeschmissen...
    Nora atmete scharf ein. Ein unbestimmtes Gefühl in der Magengrube sagte ihr, dass diese Sache nichts mit Skip zu tun hatte. Der merkwürdige Geruch, der Staub im Gang, das Gefühl, dass ihre Sachen nicht am richtigen Platz waren... Sie wirbelte herum und hielt nach weiteren Dingen Ausschau, die nicht in Ordnung waren, aber alles schien an seinem gewohnten Platz zu sein.
    Und dann hörte sie auf einmal ein leises, kratzendes Geräusch von draußen. Sie sah zu den Fenstern, aber die reflektierten nur das helle Innere der Wohnung. Nora schaltete das Licht aus. Draußen war eine klare, mondlose Nacht, in der unzählige Sterne am samtschwarzen Wüstenhimmel funkelten. Nora hörte wieder das Kratzen, diesmal lauter als zuvor.
    Mit einem Anflug von Erleichterung dachte sie, dass das Thurber sein musste, der sich an der hinteren Tür zu schaffen machte. Zu allem Überfluss hatte Skip es also auch noch fertig gebracht, den Hund auszusperren. Kopfschüttelnd ging Nora nach unten in die Küche. Sie zog den Riegel von der Tür, öffnete sie und

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