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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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ging automatisch in die Hocke, damit Thurber sie begrüßen konnte.
    Aber der Basset war nirgends zu sehen. Der Wind blies eine kleine Staubwolke auf die Betonstufe vor der Tür, die von den Scheinwerfern eines vorbeifahrenden Autos in helles Licht getaucht wurde. Der Lichtkegel glitt die kleine Straße hinter den Häusern entlang und huschte dabei über den Rasen, einen kleinen Fichtenhain und schließlich über eine große, pelzige Gestalt, die sofort zurück in die schützende Dunkelheit sprang. Schlagartig wurde Nora klar, dass sie diese Bewegung schon einmal gesehen hatte - vor ein paar Nächten, als eine ähnliche Gestalt mit unnatürlich anmutender Schnelligkeit neben ihrem Auto hergerannt war.
    Von Entsetzen gepackt taumelte Nora zurück in die Küche. Ihr Gesicht brannte heiß, und sie rang nach Luft. Dann war der Augenblick der Lähmung vorbei, und eine unbändige Wut ergriff von ihr Besitz. Sie packte die schwere Taschenlampe, die auf der Küchentheke lag und stürmte zur Tür. Auf der Schwelle blieb sie stehen und leuchtete den Garten ab, aber von der pelzigen Gestalt war nichts mehr zu sehen. Nicht einmal Fußspuren hatte sie auf der lockeren Erde vor der Küchentür hinterlassen.
    »Lasst mich in Frieden, verdammt noch mal!«, schrie Nora in die schwarze Nacht hinaus, aber die einzigen Geräusche waren das verlorene Seufzen des Windes, das Bellen eines Hundes in der Feme und das Klappern der Taschenlampe in ihrer zitternden Hand.

 
9
    N ora blieb vor einer offenen Tür mit der Aufschrift SANTA FE II ARCHAEOLOGICAL INSTITUTE - VORSITZENDER DES VERWALTUNGSRATS stehen und schloss die Finger fester um den Griff ihrer Aktentasche, die sie nun ständig bei sich hatte. Während sie vorsichtig in beide Richtungen den Gang entlang spähte, fragte sie sich, ob ihre Nervosität von dem Erlebnis am vergangenen Abend oder von dem bevorstehenden Treffen mit Emest Goddard herrührte. Waren am Ende ihren Machenschaften am JPL der Institutsleitung zu Ohren gekommen? Nein, das war ausgeschlossen. Aber vielleicht wollte man sie ja aus einem anderen Grund entlassen. Weshalb hätte Emest Goddard sie sonst sprechen wollen? Nora hatte Kopfschmerzen; sie waren vermutlich auf ihren Mangel an Schlaf zurückzuführen.
    Über den Vorsitzenden wusste sie nicht viel mehr als das, was sie in der Zeitung über ihn gelesen hatte, und nur ganz selten hatte sie Goddard auf dem Campus im Vorbeigehen gesehen. Auch wenn Dr. Blakewood im Großen und Ganzen die Geschicke des Instituts bestimmte, so war doch Emest Goddard als der wichtigste Geldgeber die graue Eminenz im Hintergrund. Im Gegensatz zu Blakewood hatte Goddard ein fast schon übernatürlich anmutendes Geschick im Umgang mit der Presse. So schaffte er es immer wieder, dass genau zur richtigen Zeit ein sehr wohlwollender, aber nicht zu übertrieben lobhudelnder Artikel über das Institut in einer der großen Zeitungen erschien. Über den Ursprung von Goddards sagenhaftem Reichtum hatte Nora schon die fantastischsten Theorien gehört, die von einem ererbten Ölkonzern bis zur Bergung eines U-Boots voller Nazigold gereicht hatten.
    Nora atmete tief durch und nahm den Türknauf in die Hand. Vielleicht war eine Entlassung zum gegenwärtigen Zeitpunkt ja gar nicht so verkehrt, denn dann konnte sie sich frei von anderen Verpflichtungen ganz der Suche nach Quivira widmen. Nachdem das Institut in Gestalt von Dr. Blakewood ihren Vorschlag hinsichtlich einer Expedition bereits abgelehnt hatte, konnte sie sich mit Holroyds Informationen in der Hinterhand auf die Suche nach neuen Geldgebern machen.
    Eine kleine, nervöse Sekretärin geleitete Nora durch das Vorzimmer in Goddards Büro. Es war kühl und leer wie eine Kirche, mit weiß getünchten Lehmziegelwänden und einem mit mexikanischen Kacheln gefliesten Boden. Anstatt des imposanten Schreibtischs, den Nora hier erwartet hatte, gab es nur einen großen Arbeitstisch aus Holz mit vielen Kratzern und anderen Spuren des täglichen Gebrauchs, auf dem mehrere Keramikschalen exakt wie Soldaten hintereinander aufgereiht waren. Das ansonsten schmucklose Büro stellte das exakte Gegenstück zu dem von Dr. Blakewood dar.
    Hinter dem Tisch stand Emest Goddard, dessen mageres Gesicht von langen weißen Haaren und einem grau melierten Bart eingerahmt wurde. Ein verknittertes, seidenes Einstecktuch hing aus der Brusttasche seines Jacketts und sein grauer Anzug schien viel zu groß für seinen hageren Körper zu sein. Wäre nicht das klare, helle

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