Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
Vom Netzwerk:
konnten ganz schön gefährlich sein. Deshalb wäre Teresa ihnen nur ungern ohne ein schussbereites Gewehr begegnet. Wenn wirklich ein paar um die alte Kelly-Ranch herumschlichen, dann war es besser, wenn sie hinüber ging und reinen Tisch machte. Sollten sich die Leute von der Jagd- und Fischereibehörde ruhig darüber beschweren, Teresa hatte für die Sicherheit auf ihrer Ranch zu sorgen.
    Sie klemmte sich die Schrotflinte unter den Arm, schob sich eine Taschenlampe in die hintere Hosentasche und ging leise zurück in die Küche. Als sie, ohne das Licht einzuschalten, die Tür öffnete, hörte sie Teddy unter dem Tisch winseln und schnüffeln. Ganz anders als sonst machte der Hund keinerlei Anstalten, ihr zu folgen.
    Leise trat sie hinaus auf die Veranda und zog vorsichtig die Tür hinter sich ins Schloss. Die Bretter knarzten leise, als sie die Stufen hinunterschlich. Durch die Dunkelheit ging sie zum Brunnenhaus, wo der Weg hinüber zur Las-Cabrillas-Ranch begann. Obwohl Teresa eine große, kräftig gebaute Frau war, bewegte sie sich mit katzenartiger Geschmeidigkeit. Am Brunnenhaus atmete sie tief durch, hob den Lauf der Waffe und machte sich auf in die schwarze Finsternis. Seit ihrer Kindheit, in der sie drüben auf der anderen Ranch oft mit Nora gespielt hatte, hatte sie diesen Weg schon so oft genommen, dass ihre Füße in praktisch auswendig kannten.
    Bald war sie den Hügel hinaufgestiegen und sah das alte Haus der Kelly-Ranch vor sich, dessen niedriges Dach sich nur undeutlich vom schwarzen Nachthimmel ab hob. Im schwarzen Licht der Sterne konnte sie erkennen, dass die Vordertür offen stand.
    Teresa verharrte eine ganze Weile reglos und lauschte, hörte aber nur das Rascheln des Windes in den Pinien. Das Metall der Flinte in ihren Händen fühlte sich kühl und beruhigend an.
    Teresa prüfte die Richtung des Windes und stellte fest, dass er vom Haus her auf sie zu wehte. Die Wölfe konnten sie also nicht wittern. In der Luft lag ein schwacher, aber seltsamer Geruch, der sie an den Duft von Purpurwinden erinnerte. Vielleicht hatten die Tiere sie ja kommen hören und Reißaus genommen, vielleicht waren sie aber auch noch im Haus.
    Sie entsicherte das Gewehr und drückte die Taschenlampe fest an seinen Lauf. Dann marschierte sie auf das Haus zu, das im schwachen Sternenschein wie ein vergessener Tempel aussah. Mit dieser starken Taschenlampe war Teresa in der Lage, jedes Tier, das sie angriff, lange genug zu blenden, um in aller Ruhe zielen und abdrücken zu können.
    Und dann hörte Teresa ein leises, kaum wahrnehmbares Geräusch, das nicht von einem Wolf stammen konnte. Abrupt blieb sie stehen und horchte in die Dunkelheit. Es war ein monotoner, vibrierender Gesang in einem heiseren, kehligen Ton, der so trocken und zart klang wie das Zerbröseln dürren Laubes.
    Das Geräusch kam aus dem Inneren des Hauses.
    Teresa befeuchtete sich die trockenen Lippen und atmete tief durch. Dann betrat sie die vordere Veranda, wo sie einige Sekunden stehen blieb und wartete. Schließlich schlich sie so leise wie möglich zwei Schritte nach vom, richtete das Gewehr auf die Haustür und schaltete die Taschenlampe ein.
    Das Innere des Hauses war so, wie sie es von ihrem Besuch in der vergangenen Woche noch in Erinnerung hatte: ein einziges Chaos aus Zerfall, Staub und Moder. Der Geruch nach Blumen, den sie schon draußen wahrgenommen hatte, war hier drinnen viel intensiver. Rasch leuchtete Teresa Ecken und Türen mit ihrer Taschenlampe ab, konnte aber nichts entdecken. Durch eine zerbrochene Fensterscheibe wehte sanft der Nachtwind herein und blähte .die schmutzigen Vorhänge. Der Gesang war jetzt lauter, und Teresa hatte den Eindruck, als käme er aus dem ersten Stock.
    Vorsichtig schlich sie sich ans untere Ende der Treppe, wo sie die Taschenlampe ausschaltete. Was immer sich dort oben aufhielt, ein Tier war das bestimmt nicht. Vielleicht hatte Nora ja doch Recht gehabt, und sie war tatsächlich von Menschen angegriffen worden, womöglich von Vergewaltigern. Auf einmal fiel Teresa wieder ein, welch entsetzliche Angst Teddy Bear gehabt hatte. Vielleicht wäre es besser, wenn sie leise nach Hause ginge und die Polizei anriefe.
    Aber nein: Erstens würde es eine Weile dauern, bis die Polizei einträfe, und zweitens würden die Bastarde, wenn sie das Blaulicht sähen oder die Stiefel der Polizisten auf der Veranda poltern hörten, sofort im Dunkel der Nacht verschwinden und Teresa mit der nagenden Sorge zurücklassen, wann

Weitere Kostenlose Bücher