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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Schwäche mehr als wett. Smithback hatte eine große Klappe, doch mit seinen kräftigen Armen und Schultern würde er sich gut als Schaufler einsetzen lassen, ob er nun wollte oder nicht. Bevor er in sein Zelt gekrochen war, hatte er Nora noch ein Exemplar seines neuen Buches aufgedrängt, das sie, ohne es eines Blickes zu würdigen, in ihren Seesack geworfen hatte.
    Ihre Entscheidung, Peter Holroyd mit auf die Expedition zu nehmen, hatte sich als echter Glücksgriff erwiesen. Allerdings hatte sie auf der Fahrt über den See ein paar Mal bemerkt, wie er sie mit verstohlenen Blicken gemustert hatte. Sie fragte sich ob sich Holroyd wohl ein wenig in sie verliebt hatte, und warf sich vor, dass sie ihm unbeabsichtigt vielleicht sogar Hoffnungen gemacht hatte. Möglicherweise hatte er nur aus diesem Grund die Daten aus dem JPL gestohlen. Nora verspürte einen Anflug von Schuldgefühl, aber dann sagte sie sich, dass sie immerhin ihr Versprechen ihm gegenüber gehalten und ihn mit ins Expeditionsteam gebracht hatte. Der arme Junge verwechselt wohl Dankbarkeit mit Liebe, dachte sie und wandte sich in Gedanken der übrigen Truppe zu. Bonarotti schien in die Kategorie Leute zu fallen, die sich durch nichts aus der Ruhe bringen ließen; zudem war er ein fantastischer Expeditionskoch. Und Aragon würde wohl etwas zugänglicher werden, wenn sie erst einmal den verhassten Lake Powell hinter sich gelassen hätten.
    Nora reckte sich wohlig in ihrer Bettrolle. Mit der Zeit würde die Gruppe schon zusammenwachsen. Besonders freute es sie, dass sie sich nun nicht mit Sloane Goddard würde auseinandersetzen müssen. Black, Aragon und sie selbst verfügten über mehr als genug archäologischen Sachverstand, um mit allen wissenschaftlichen Herausforderungen der Expedition fertig zu werden, und Emest Goddard konnte niemand anderen für das Fehlen seiner Tochter verantwortlich machen als diese selbst.
    Das Licht der Sterne tauchte die Sandsteinwände ringsum in ein fahles Dämmerdunkel. Die Luft hatte sich empfindlich abgekühlt, wie für eine Wüstennacht üblich. Nora hörte ein leises Murmeln und roch den Rauch von Bonarottis Zigarette, der langsam über den Lagerplatz trieb. In der Stille nahm sie die leisen Rufe der Zaunkönige wahr, die wie das Klingeln kleiner Glöckchen von den Felswänden zurückgeworfen wurden und sich mit dem leisen Plätschern des direkt unterhalb des Lagers gelegenen Sees vermischten. Bereits jetzt waren sie unzählige Kilometer von der nächsten Siedlung entfernt, und mit jedem Schritt, den sie in Richtung auf ihr verborgenes Ziel machten, ließen sie die Zivilisation noch weiter hinter sich zurück.
    Bei dem Gedanken an Quivira verspürte Nora abermals die Last der Verantwortung. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Expedition ein Fehlschlag werden könnte, war hoch. Beängstigend hoch sogar. Es war durchaus möglich, dass sie die Stadt nicht fanden oder dass die Expedition schon zuvor wegen persönlicher Differenzen unter den Teilnehmern auseinander brach. Am schlimmsten aber wäre es, wenn sich das Quivira ihres Vaters als unbedeutende, aus fünf Häusern bestehende Klippensiedlung herausstellen würde. Diese Vorstellung beunruhigte Nora am meisten. Goddard mochte ihr vielleicht vergeben, dass sie nicht auf seine Tochter gewartet hatte, aber trotz all seiner großen Worte würden er und das Institut es nie verwinden, wenn das Ergebnis ihrer Expedition lediglich ein Ausgrabungsbericht über eine stinknormale Felssiedlung der Pueblo-III-Periode war. Und Gott allein wusste, was für einen ätzenden Artikel Smithback schreiben würde, wenn er das Gefühl bekäme, er habe auf der Expedition lediglich seine wertvolle Zeit verschwendet.
    In der Feme hörte Nora einen Kojoten heulen und musste wieder an die nächtlichen Vorfälle in dem verlassenen Ranchhaus denken. Soweit es in ihrer Macht stand, hatte sie dafür gesorgt, dass niemand außer ihr die Karten und Radarbilder zu Gesicht bekam, und darüber hinaus alle Beteiligten unter Hinweis auf mögliche Schatzräuber und Grabplünderer zu äußerster Geheimhaltung vergattert.
    Doch dann hatte Smithback sich am Hafen von Wahweap aufgeführt wie ein Elefant im Porzellanladen...
    Trotz Noras Ärger über dieses Verhalten erschien es ihr allerdings ziemlich unwahrscheinlich dass die unbedachten Äußerungen des Journalisten auf irgendwelchen Umwegen nach Santa Fe gelangen würden. Außerdem hatte Smithback zwar ihren Namen genannt, aber keine Details über die

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