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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Expedition preisgegeben. Bestimmt hatten die bizarren Gestalten, die sie angegriffen hatten, inzwischen längst aufgegeben. Wer ihr auf dieser Expedition folgen wollte, musste schon ein zum Äußersten entschlossener, um nicht zu sagen todesmutiger Mensch sein. Außerdem musste er die Wüste besser kennen als selbst ein Mann vom Schlage Roscoe Swires. Und wenn ein Boot auf dem See hinter ihnen hergefahren wäre, dann hätten sie es sehen müssen. Mit diesen Gedanken begannen Noras Angst und Ärger langsam nachzulassen und Platz für den so dringend benötigten Schlaf zu machen. Bald träumte sie von staubigen Ruinen und Bündeln von Sonnenstrahlen, die durch das Dunkel einer uralten Höhle drangen und auf die blumengeschmückten Leichen von zwei Indianerkindern fielen.

 
15
    T eresa Gonzales fuhr erschrocken in ihrem Bett hoch und horchte hinaus in die Dunkelheit. Teddy Bear, ihr riesiger rhodesischer Ridgeback, der im Sommer immer draußen schlief, winselte an der Hintertür. Teddy Bear, dessen Rasse man früher in Afrika für die Löwenjagd gezüchtet hatte, war wirklich ein lieber Hund, aber er war auch extrem wachsam. Teresa hatte ihn noch nie zuvor so winseln gehört, aber weil sie Teddy Bear erst am Tag zuvor vom Tierarzt geholt hatte, wo er zwei Wochen wegen einer schlimmen Infektion in Behandlung gewesen war, schrieb sie es diesem Umstand zu, dass das arme Tier noch immer traumatisiert war.
    Teresa stand auf, ging durch das dunkle Haus nach unten und öffnete die Hintertür. Teddy Bear trottete mit eingezogenem Schwanz herein.
    »Teddy!«, flüsterte sie. »Was ist denn los mit dir? Fehlt dir was?«
    Der riesige Hund leckte ihr die Hand, schlich quer durch die Küche und verkroch sich unter dem Tisch. Teresa blickte durch das Fenster der Hintertür zur alten Cabrillas-Ranch hinüber. Es herrschte so tiefe Dunkelheit in dieser mondlosen Nacht, dass Teresa nicht einmal die Umrisse des verlassenen Hauses erkennen konnte. Irgendetwas da draußen musste den Hund zu Tode erschreckt haben. Teresa lauschte hinaus in die Finsternis und glaubte in der Feme das Geräusch von brechendem Glas und das heisere Heulen eines Tieres zu hören. Für einen Kojoten oder einen wilden Hund klang es zu tief. Es hörte sich eher wie ein Wolf an. Aber Teddy, der nicht einmal Angst vor Pumas hatte, wäre nie und nimmer vor einem einzelnen Wolf davongerannt. Da hätte es sich schon um ein ganzes Wolfsrudel handeln müssen.
    Zu dem gedämpften, tief tönenden Heulen gesellte sich jetzt ein zweites, das Teresa näher an ihrem Haus zu sein schien. Der Hund winselte abermals und verkroch sich noch weiter unter den Tisch. Teresa hörte ein plätscherndes Geräusch und sah, wie der Hund vor lauter Angst auf den Boden pinkelte.
    Die Hand am Türrahmen, dachte sie nach. Noch bis vor zwei Jahren hatte es hier in New Mexico keine Wölfe gegeben, aber dann hatte die Jagd- und Fischereibehörde ein paar in der Wildnis am Rio Pecos ausgesetzt. Von denen müssen wohl welche aus den Bergen heruntergekommen sein, dachte Teresa.
    Sie ging zurück ins Schlafzimmer, schlüpfte aus dem Bademantel und zog sich Jeans, Hemd und Stiefel an. Dann öffnete sie den Waffenschrank und betrachtete die Gewehre, deren Läufe matt im Licht der Nachttischlampe schimmerten. Ohne zu zögern griff Teresa nach ihrer Lieblingsschrotflinte, einer Winchester Defender mit ihrem siebenundvierzig Zentimeter langen Lauf und extra großem Magazin. Es war eine gute, leichte Flinte, die im Prospekt des Herstellers als ideale Verteidigungswaffe mit hohem Wirkungsgrad gepriesen wurde - was in Wirklichkeit nichts anderes als eine verharmlosende Umschreibung dafür war, dass man mit der Winchester hervorragend Menschen umbringen konnte. Oder Wölfe.
    Teresa schob ein Magazin mit acht Schrotpatronen in das Gewehr. Es war nicht das erste Mal seit dem Angriff auf Nora, dass sie Geräusche von der alten Kelly-Ranch gehört hatte. Einmal, als sie gerade aus Santa Fe zurückgekommen war, hatte sie sogar eine geduckte, pelzige Gestalt um die alten Briefkästen schleichen sehen. Es mussten Wölfe sein, denn alles andere hätte keinen Sinn ergeben. Ein paar von ihnen hatten Nora damals in der Nacht angefallen und der Ärmsten einen solchen Schreck eingejagt, dass sie sich eingebildet hatte, sie habe die Tiere sprechen gehört. Teresa schüttelte den Kopf. Eigentlich war Nora gar nicht der Typ, der in Stresssituationen so völlig ausrastete.
    Wölfe, die keine Angst vor Menschen mehr hatten,

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