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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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in meinem Zelt genauer untersucht. Er stammt von einem jungen Mädchen, das etwa neun oder zehn Jahre alt gewesen sein dürfte. Dass es sich eindeutig um eine Anasazi handelte, sieht man an der Abflachung des Hinterkopfs, der schon im Säuglingsalter an ein hartes Wiegenbrett gebunden wurde. Zuerst dachte ich, das Mädchen sei von einem Stein erschlagen worden, der ihm auf den Kopf gefallen war, aber als ich den Schädel genauer betrachtete, kam ich zu dem Schluss, dass es nicht Opfer eines Unfalls geworden war. Ich habe nämlich das hier entdeckt.« Er deutete auf einige gerade Scharten, die sich über den Hinterkopf zogen. »Die rühren eindeutig von einem Messer aus Feuerstein her.«
    »Aber das ist doch nicht möglich!«, flüsterte Sloane.
    »Doch. Das kleine Mädchen wurde skalpiert.«

 
20
    S kip Kelly trottete auf einem schattigen Gehweg über den gepflegten Campus des Instituts und rieb sich seine verklebten Augen. Es war ein atemberaubend schöner Sommermorgen, warm und trocken und vielversprechend. Die Sonne tauchte den Rasen und die Gebäude in ein seidiges Licht, und eine Grasmücke zwitscherte hingebungsvoll in den Zweigen eines Fliederbusches. »Halt gefälligst den Schnabel«, knurrte Skip und der Vogel kam der Aufforderung auf der Stelle nach.
    Vor Skip lag ein langgestrecktes, niedriges Haus im Pueblo-Revival-Stil, das in denselben Erdtönen gehalten war wie der Rest der Institutsbauten. Auf einem kleinen Holzschild, das davor im Boden steckte, stand in schlichten Bronzebuchstaben LABOR FÜR ARTEFAKTE. Skip öffnete die Tür und trat ein.
    Als sich die Tür mit einem metallischen Quietschen hinter ihm schloss, zuckte er zusammen. Großer Gott, was für ein Kopfweh, dachte er. Sein Mund fühlte sich ganz ausgetrocknet an und schmeckte nach Schimmel und alten Socken. Skip zog einen Streifen Kaugummi aus seiner Brusttasche und schob ihn sich in den Mund. Mann o Mann, ich sollte besser auf Bier umsteigen, sagte er sich. Dasselbe dachte er jeden Morgen.
    Skip sah sich um und war dankbar für die gedämpfte Beleuchtung im Innern des Gebäudes. Er befand sich in einem kleinen Vorraum, dessen Mobiliar aus zwei Schaukästen und einer ziemlich unbequem aussehenden Holzbank bestand. An allen Wänden gab es Metalltüren, von denen die meisten keine Aufschrift hatten.
    Mit einem weiteren Quietschen ging eine der Türen auf, und eine kurzhaarige Frau in einem Rock aus Cordsamt kam von der gegenüberliegenden Seite des Raumes her auf ihn zu. Skip musterte sie uninteressiert. Sie war groß, etwa Mitte dreißig und trug eine runde Brille mit großen Gläsern.
    Die Frau streckte ihm die Hand hin. »Sie müssen Skip Kelly sein. Ich bin Sonya Rowling, die Chefin der Labortechnik.«
    »Hübschen Rock haben Sie da an«, sagte Skip und schüttelte der Frau die Hand. Die sieht ja aus, als käme sie direkt aus einer Familienserie der Siebzigeijahre, dachte Skip. Das wirst du mir büßen, Nora.
    Wenn die Frau seine Gedanken erraten hatte, so ließ sie sich nichts davon anmerken. »Wir haben Sie bereits vor einer Stunde erwartet«, sagte sie.
    »Tut mir Leid«, murmelte Skip. »Ich habe verschlafen.«
    »Bitte, kommen Sie mit«, forderte Sonya Rowling ihn auf, wobei sie auf dem Absatz kehrtmachte und zu der Tür zurückging, durch die sie gerade gekommen war. Skip folgte ihr einen Gang entlang, der um eine Ecke herum in einen großen Raum voller Geräte, Metalltische, Plastikwannen und Computerausdrucke führte. Auf mehreren kleinen Tischen stapelten sich Bücher und Schnellhefter, und an den Wänden standen Sänge Reihen von Metallschränken mit unzähligen Schubladen. In einer Ecke neben der Tür saß ein junger Mann vor einem Computer und sprach lebhaft mit jemandem am Telefon.
    »Wie Sie sehen, wird hier richtig gearbeitet«, meinte die Frau. Dann deutete sie auf einen Tisch, der relativ leer war. »Nehmen Sie doch hier Platz, ich werde Ihnen erklären, was Sie zu tun haben.«
    Vorsichtig ließ Skip sich auf einen Stuhl sinken. »Mein Gott, bin ich erledigt«, murmelte er.
    »Wieso denn das?«, fragte Sonya Rowling, während sie sich neben Skip setzte.
    »Naja, ich habe halt einen Kater«, erklärte Skip kleinlaut.
    »Das erklärt wohl auch Ihr Zuspätkommen«, meinte Rowling und musterte ihn mit durch die Brillengläser eulenartig vergrößerten Augen. »Gehen wir mal davon aus, dass das nicht wieder Vorkommen wird.« Eine gewisse Strenge in Rowlings Blick ließ Skip sich gerader hinsetzen. »Ihre Schwester hat mir

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