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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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Karten herumhantiert und versucht haben, dieses nutzlose GPS zum Funktionieren zu bringen. Ich bin der Meinung, dass wir uns verlaufen haben.«
    »Dieser Meinung bin ich ganz und gar nicht«, erwiderte Nora.
    Black lehnte sich zurück und wurde lauter. »Was wollen Sie denn mit diesem Gerede bezwecken? Wollen Sie uns damit aufmuntern, oder was? Wo ist denn Ihre Anasazi-Straße? Gestern haben wir sie noch gesehen - falls es überhaupt eine war -, aber jetzt gibt es keine Spur mehr davon.«
    Nora kannte diese Reaktion mancher Menschen auf die Konfrontation mit der Wildnis und wusste, wie sie damit umgehen musste. »Ich kann Ihnen nicht mehr sagen, als dass wir nach Quivira kommen werden. Vielleicht schon morgen, bestimmt aber übermorgen.«
    »Vielleicht!«, höhnte Black und schlug sich mit den Händen auf die Knie. »Vielleicht!«
    Im Schein des Feuers betrachtete Nora die restlichen Expeditionsteilnehmer. Sie waren verkratzt vom Gestrüpp, und weil sie sich wegen des Wassermangels nicht hatten waschen können, sahen sie ziemlich schmutzig aus. Sloane, die langsam und nachdenklich Sand durch ihre Finger rinnen ließ, und Aragon, der seine übliche distanzierte Miene zur Schau trug, schien der Wortwechsel zwischen Nora und Black kalt gelassen zu haben. Hoiroyd hingegen, der ausnahmsweise mal nicht in einem Buch las, starrte ebenso betreten ins Feuer wie Smithback, dessen Haare noch verstrubbelter waren als sonst. Am. Nachmittag hatte der Journalist Nora noch wortreich erklärt, dass Gott, wenn er gewollt hätte, dass die Menschen reiten, die Pferde mit einem Lehnsessel auf dem Rücken erschaffen hätte. Selbst die Tatsache, dass der zunehmend apathischer werdende Beetlebum es aufgegeben hatte, ihn in den Oberschenkel zu beißen, hatte Smithbacks Stimmung kaum heben können.
    Die Gruppe machte einen ziemlich niedergeschlagenen Eindruck, und es war kaum zu glauben, dass nur zwei Tage eines harten Rittes diese Veränderungen bewirkt hatten. Mein Gott, dachte Nora, wie wohl ich selber aussehe? »Ich kann verstehen, dass Sie sich Sorgen machen«, sagte sie langsam zu Black. »Aber ich tue mein Bestes, um uns so rasch wie möglich nach Quivira zu bringen. Wenn jemand von Ihnen einen konstruktiven Vorschlag hat, dann würde ich ihn mir gerne anhören.«
    »Ich schlage vor, dass wir weiterreiten wie bisher und mit dem Jammern aufhören«, sagte Aragon mit ruhiger, aber intensiver Stimme. »Wir Menschen des zwanzigsten Jahrhunderts sind echte körperliche Herausforderungen nicht mehr gewohnt. Für die Indianer, die früher hier gelebt haben, waren der Durst und die Hitze etwas so Alltägliches, dass sie sich bestimmt nicht darüber beschwert haben.« Er ließ seine dunklen, sardonischen Augen über die Gesichter der anderen wandern.
    »Jetzt fühle ich mich wirklich besser«, knurrte Black. »Und ich Trottel hatte mir doch tatsächlich eingebildet, ich litte unter Durst. Wie konnte ich nur!«
    Aragon sah Black ins Gesicht. »Sie dürften wohl eher unter einer undifferenzierten Persönlichkeitsstörung leiden als unter Durst, Dr. Black.«
    Sprachlos vor Zorn und am ganzen Körper zitternd, stand Black auf und ging schweigend hinüber zu seinem Zelt.
    Was geht hier bloß vor?, fragte sich Nora, während sie ihm hinterherblickte. Was auf dem Papier so einfach ausgesehen hatte - der Anasazi-Straße und der Wegbeschreibung im Brief ihres Vaters zu folgen -, erwies sich hier draußen in der Wildnis als enorm kompliziert. Und es würde noch schlimmer werden, denn wenn ihre Berechnungen halbwegs stimmten, dann würden sie am Nachmittag des nächsten Tages auf das Devil's Backbone treffen, jenen steilen Bergrücken, der die Grenze zu dem nächsten, noch sehr viel entlegeneren Canon-System darstellte, in dem die Stadt Quivira lag. Auf der Karte sah er praktisch unpassierbar aus, aber aus dem Brief ihres Vaters ging hervor, dass er ihn überquert hatte. Warum er bloß überhaupt kein Zeichen hinterlassen hat?, ging es Nora durch den Kopf, obwohl sie die Antwort eigentlich bereits kannte: Ihr Vater hatte den Weg als sein Geheimnis betrachtet, das er mit niemand anderem teilen wollte. Zum ersten Mal dämmerte es Nora, dass ihr Vater die Ortsangaben in seinem Brief vielleicht deshalb so vage gehalten hatte.
    Nach und nach suchten die Expeditionsteilnehmer ihre Schlafstellen auf, bis nur noch Smithback, der im Sitzen eingenickt war, und der nachdenklich in die Flammen starrende Aragon am Feuer zurückblieben. Nora hörte, wie sich hinter ihr

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