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Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Thunderhead - Schlucht des Verderbens

Titel: Thunderhead - Schlucht des Verderbens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Douglas & Child Preston
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ihn vorsichtig. Trotz seiner Verärgerung warf Skip einen neugierigen Blick auf die Scherben, die viele Muster und Farben aufwiesen. Manche waren stark verwittert, während andere noch relativ gut erhalten wirkten. Ein paar waren geriffelt und vom Ruß eines Kochfeuers geschwärzt, und viele waren so klein, dass sich nicht richtig feststellen ließ, was für Muster sie überhaupt trugen. Andere wiederum waren groß genug, um die Motive auf ihnen erkennen zu können: gewellte Linien, Rautenmuster, parallel zueinander verlaufende Zickzackstreifen. Skip erinnerte sich, wie er zusammen mit seinem Vater früher ähnliche Scherben gesammelt hatte. Als Kind hatte ihm das großen Spaß gemacht, aber diese Zeiten waren längst vorbei.
    Die Technikerin nahm eine Scherbe aus dem Beutel. »Dieses Muster nennt man Cortez schwarz auf weiß«, sagte sie, während sie die Scherbe vorsichtig auf den Tisch legte. Dann griff sie wieder in den Beutel und holte ein weiteres Bruchstück heraus. »Und das hier ist Kayenta schwarz auf weiß. Beachten Sie den feinen Unterschied.«
    Sie legte die beiden Scherben in zwei verschiedene Behälter aus durchsichtigem Plastik und nahm eine neue aus dem Beutel. »Was ist das?«
    Skip betrachtete die Scherbe eingehend. »Sieht aus wie die erste, die Sie mir gezeigt haben. Cortez.«
    »Richtig.« Rowling legte die Scherbe in den ersten Behälter und holte dann wieder eine aus dem Sack. »Und die hier?«
    »Das zweite Muster. Kayenta.«
    »Sehr gut.« Rowling tat die Scherbe in den zweiten Behälter und entnahm dem Beutel ein fünftes Bruchstück. »Und was ist damit?« Rowlings Gesicht hatte einen herausfordernden, fast hämischen Ausdruck. Die Scherbe sah fast aus wie die zweite, die sie Skip gezeigt hatte, aber eben nicht ganz.
    Skip, der schon den Mund geöffnet hatte, um »Kayenta« zu sagen, klappte ihn wieder zu und starrte die Scherbe an. Angestrengt suchte er in seiner Erinnerung. »Ist das vielleicht ein Chuska-Breitbandmuster?«
    Einen Augenblick lang sah es so aus, als habe Rowling ihre Selbstsicherheit verloren. »Woher wissen Sie das, um alles in der Welt?«
    »Mein Vater war ein Scherbensammler«, antwortete Skip ein wenig schüchtern.
    »Das wird uns eine große Hilfe sein«, sagte Rowling mit etwas wärmerer Stimme. »Vielleicht hatte Nora ja doch Recht. Auf jeden Fall finden Sie eine Menge interessanter Scherben hier in diesem Beutel: Cibola, St. John - Polychrom, Mogollon-Braunware und McElnio. Aber sehen Sie selbst.« Sie griff auf den Nebentisch und reichte Skip ein laminiertes Stück Karton. »Auf dieser Schautafel finden Sie Beispiele für zwei Dutzend Stilrichtungen, denen die Scherben von Ponderosa Draw in der Hauptsache zuzuordnen sind. Ihre Aufgabe ist nun, die Scherben aus den Beuteln nach diesen Stilrichtungen zu sortieren und solche, bei denen Sie sich nicht ganz sicher sind, beiseite zu legen. Ich komme in einer Stunde wieder und sehe mir an, weiche Fortschritte Sie machen.«
    Rowling stand auf und verließ den Raum. Skip blickte ihr noch einen Moment lang hinterher, dann seufzte er tief und wandte seine Aufmerksamkeit dem mit Keramikbruch vollgestopften Plastikbeutel zu. Zuerst empfand er die Arbeit als ebenso langweilig wie verwirrend, und der Haufen mit den nicht genau bestimmbaren Scherben wuchs rasch. Dann aber, ohne sich dessen richtig bewusst zu sein, wurde Skip immer sicherer in seinem Urteil. Es war ein eher instinktiver Vorgang, der ihm fast so vorkam, als würden die einzelnen Scherben zu ihm sprechen und ihm Form, Zustand und sogar ihre Zusammensetzung verraten. Manchmal schien es Skip, als würden diese Faktoren ihm mehr sagen als das Muster selbst. Mit einem bittersüßen Gefühl erinnerte er sich an die langen Nachmittage, die er zusammen mit seinem Vater auf Scherbensuche in irgendwelchen gottverlassenen Ruinen verbracht hatte. Nach Hause zurückgekehrt, hatten sie dann immer gemeinsam dicke Folianten gewälzt und die kleinen Keramikstücke sorgfältig sortiert und auf dicke Pappdeckel geklebt. Skip fragte sich, was wohl aus dieser liebevoll angelegten Sammlung geworden war.
    Das Labor war still bis auf das gelegentliche Klappern der Computer Tastatur in der anderen Ecke des Raumes. Auf einmal spürte Skip eine Hand auf seiner Schulter und zuckte zusammen. »Na?«, fragte Rowling, die unbemerkt hinter ihn getreten war. »Wie läuft's denn so?«
    »Ist die Stunde schon vorbei?«, fragte Skip und blickte erstaunt auf seine Armbanduhr. Sein Kopfweh war

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