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Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Titel: Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
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weggegeben?
, fragte er sich.
Was habe ich ihr getan? Warum beschimpfte sie mich?
    Vorerst musste er es akzeptieren wie so vieles.
    Er spürte seine Einzigartigkeit. Seit dem Moment seiner Geburt, jenem explosionsartigen, wundersamen Moment, trug er Wissen in sich, das sich andere Wesen erst mühsam aneignen mussten. Irgendetwas, das er sich nicht erklären konnte, hatte auf ihn eingewirkt. Sein Vater? War er etwa der Grund, warum ihn seine Mutter verstoßen hatte? Erinnerte Alebin sie an ihn?
    Weitere Zeit verging, und der Hunger wurde unerträglich. Er verdrängte alles andere, selbst die Sehnsucht nach Mutter verblasste. Immer noch raste die Kutsche über Stock und Stein, einem ungewissen Ziel entgegen.
    Irgendwann verlangsamte sich die Fahrt. Ein seltsames Kribbeln erfasste Alebin, und er fühlte, wie ihm etwas weggenommen wurde. Etwas, das in seinem Inneren ruhte. Er wollte es behalten; doch er war nicht stark genug, gegen den Sog anzukämpfen.
    Noch
nicht stark genug.
    Allmählich ergaben sich Änderungen, und Alebin benötigte eine Weile, bis er feststellte, was rings um ihn geschah. Es dunkelte. Man hatte ihn in die Welt der Menschen gebracht. Mutter musste einen schier unbändigen Hass auf ihn haben, dass sie ihm etwas Derartiges antat.
    Die Kutsche hielt, und die Wolpertinger schrien ihren Zorn in die dampfend kalte Luft hinaus.
    Das pausbäckige Gesicht einer Frau in Lumpen, die ihre besten Jahre bereits hinter sich hatte, näherte sich dem seinen. Sie drückte Alebin einen feuchten Schmatz auf die Stirn, und er beschloss, sie dafür zu töten, sobald er dazu in der Lage war.
    Abermals wurde er weitergereicht. An einen Mann, dessen Nase eine einzige rote Sommersprosse zu sein schien. Er hauchte ihm alkoholgetränkte Atemluft entgegen und zeigte ein verzerrtes Lächeln. »Ein süßer Kleiner ist das«, lallte er, »und er hat dieselben feuerroten Haare wie ich.«
    »Ihr wisst, was ihr zu tun habt?«, fragte der Gork, ohne auf die Worte seines Gegenübers einzugehen.
    »Ja. Das Würmchen ist ab nun unser Kind. Niemand wird jemals erfahren, dass wir es von Euch erhalten haben.«
    »So ist es. Ein einziges falsches Wort – und ihr könnt euch sicher sein, dass meine Herrin davon Wind bekommt. Sie ist nicht gerade für ihre Liebenswürdigkeit bekannt.«
    »Selbstverständlich. Wie ich bereits sagte: Unsere Lippen sind versiegelt.«
    Das dümmlich wirkende Gesicht des Gorks geriet nun ebenfalls in Alebins Gesichtsfeld.
    Wenn ich doch nur Kontrolle über meinen Körper hätte und mich gezielt bewegen könnte!
    »Ihr seid Menschen«, sagte der Gork, dessen beeindruckender Bart ihm bis zum Bauch hinabreichte. »Ihr könnt kein Geheimnis für euch behalten. Ich bin mir sicher, dass ich euch einen zweiten Besuch abstatten muss. Irgendwann …« Seine Hand glitt wie unbeabsichtigt zum Dolch, dessen Klinge in einer kalten Sonne glänzte.
    »Habt Dank für Eure Hilfe.« Abweisend hielt der Rothaarige dem Kutscher einen Beutel vor die Nase. »Hier ist der vereinbarte Lohn für Eure Herrin. Richtet ihr bitte unseren innigsten Dank aus.«
    »Sie legt keinen Wert auf Dankbarkeit.« Der Gork schwang sich auf seinen Bock, ließ die Peitsche durch die Luft knallen und setzte saftige Flüche hinterher. Die Wolpertinger reagierten auf die Worte, nicht auf die Schläge. Mit weiten Bocksprüngen rissen sie das Gefährt an – und verschwanden mitsamt der Kutsche in einer nach Schwefel stinkenden Staubwolke.
    Die Frau hieß Eylidh, der Mann Cay, und ihre bescheidene Kate befand sich auf einer Insel vor der Westküste Schottlands, die irgendwann den Namen Islay erhalten würde. Seine Zieheltern nannten ihn Dary; doch sobald er in der Lage war, sich zu artikulieren, sorgte er dafür, dass er bei seinem richtigen Namen gerufen wurde.
    Alebin hasste das Klima auf Islay; diesen stürmischen, stets vom Atlantik her über das Land brausenden Wind, der dafür sorgte, dass die wenigen Einwohner selbst im Inneren ihrer Hütten, die sie mit Pferden und Schafen teilten, vornübergebeugt standen. Regen wechselte zu Sonnenschein, Sonnenschein zu Regen – und das dutzendfach am Tag.
    Alebin hasste auch das Essen, das meist aus Fisch und geschmacklosen Bodenwurzeln bestand. Mitunter kamen Fleischinnereien oder getrocknete Algen auf die grob behauene Steinplatte, die ihnen als Tisch diente.
    Alebin musste Cay zugestehen, dass er sein Möglichstes unternahm, um die kleine Familie am Leben zu erhalten. Sein Menschenmöglichstes … Dennoch hasste

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