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Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Titel: Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
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Figur unter einem weiten, wallenden Gewand, und sie zog ein Bein schleifend hinterher. Doch sobald sie zu singen begann, spielte ihr Aussehen keine Rolle mehr. Ihre Stimme war klar und hell; jeder Ton der schwierigen, aber eingängigen Melodie war haargenau getroffen.
    »Signa«, sagte Gandur fasziniert. »Signa mit der Elfenstimme.« Er konnte seine Augen kaum von der Frau lassen, folgte jeder ihrer Bewegungen.
    »Elfenstimme?«, hakte Alebin nach.
    »Es gibt Leute, weiter im Süden, die an Wesen aus einer anderen Welt glauben.« Gandur winkte ab. »Angeblich existieren Möglichkeiten, durch Druidentore in deren Reich vorzudringen.«
    Er spielte seine Rolle gut, und für einen Augenblick zweifelte Alebin daran, tatsächlich einen Landsmann vor sich zu haben. Doch er erinnerte sich an die Worte Merlins:
Elfen können be- und verzaubern. Sie sind in der Lage, sich über Jahrtausende hinweg in Spielen von Wenns und Abers zu verfangen. Sie täuschen, sie tarnen. Sie legen sich ihre eigene Realität zurecht. Du hattest nie die Gelegenheit, die natürlichen, in dir schlummernden Anlagen auszubilden; aber wir werden das zu gegebener Zeit nachholen. Bis dahin merke dir: Ein Elf sagt niemals
ganz
die Wahrheit
.
    Die Musiker passten sich Signas Gesang an. Sie folgten ihrer Stimme, ihrem Rhythmus, ihrer Leidenschaft. Die so plump wirkende Frau zog jedermann in ihren Bann; selbst die Vögel ringsum verstummten.
    Nachdem sie geendet hatte, herrschte für lange Sekunden Stille. Nur ganz langsam lösten sich die Zuhörer aus ihrer Befangenheit, und erst als Gandur vor Begeisterung mit den Beinen aufstampfte, erwachten sie vollends aus ihrer Starre. Sie ließen Signa hochleben, hoben sie auf ihre Schultern, bettelten um weitere Beweise ihrer Sangeskunst. Immer vorneweg ging Gandur. Er hatte einen Narren an der Bardin gefressen und schob seine elfische Gelassenheit beiseite.
    Alebin ließ sich von der Menge zur Seite hin abdrängen und schlich unauffällig zurück zum wartenden Merlin.
    »Wach auf, Freund!«, sagte er und stupste den leise vor sich hin schnarchenden Lehrmeister in die Seite. »Wir haben leichteres Spiel als erwartet. Ich habe die Waffe gefunden, mit der ich Gandur aushebeln kann.«
    »Sag bloß.« Merlin gähnte ausgiebig. »Und wie willst du’s anstellen?«
    »Signa. Die Bardin. Er giert nach ihr. Wir werden sie ihm auf einem Tablett präsentieren, und er wird uns im Gegenzug jedweden Wunsch erfüllen. Das garantiere ich dir.«
    Merlin nickte ihm anerkennend zu und setzte ein müdes Lächeln hinterher. »Es sind immer die Frauen, die unser Leben lenken. Den Göttern sei Dank, dass ich für die Reize des Weibsvolks nicht empfänglich bin.«
    Merlins Tränke und Mittel, rasch und dennoch präzise gemischt, bewirkten Wunder. Es bereitete Alebin keinerlei Mühe, Gandur noch während des Erntedankfestes völlig liebestoll zu machen. Der Elf verging vor Sehnsucht nach Signa, der Sängerin, die sich als die Tochter eines armen Landarbeiters entpuppte.
    »Wie lange hält die Wirkung deines Mittelchens an?«, fragte Alebin seinen Mentor leise.
    »Drei bis vier Tage. Gandur wird alles unternehmen, um Signa für sich zu gewinnen. Du musst dafür sorgen, dass der Vater dieses … Prachtweibs einen möglichst hohen Preis für seine Tochter herausschlägt. Einen, der Gandurs Barschaft deutlich übertrifft. Wenn der Handel seinen Höhepunkt erreicht, wirst du bereitstehen und mit den Münzen klimpern.«
    Merlins Bereitschaft, diese Kabale zu unterstützen, verwunderte Alebin. Der Zauberer zeigte immer wieder einmal Züge, die so ganz und gar nicht zu seinem Charakter passten. Passte er sich allmählich Alebins eigener Schlitzohrigkeit an, oder gab es einen bestimmten Grund, warum er auf dieses Bauwerk nahe Bun Ilidh abzielte? Was steckte
wirklich
hinter Merlins Interesse?
    »Aber sobald die Wirkung des Zaubers nachlässt«, hakte Alebin nach, »wird Gandur mir gehörig Feuer unterm Hintern machen!«
    Merlin lächelte grimmig. »Wie ich schon zu anderen Gelegenheiten sagte: Du bist zu viel Mensch, um das Gemüt eines Elfen verstehen zu können. Erstens wird er dich selbst dann nicht als Landsmann erkennen; dafür sorge ich. Zweitens wird er die Tatsachen stillschweigend hinnehmen. Der Elfenstolz gebietet es ihm. Drittens fühlt er sich allein und isoliert, hier im Reich der Menschen, und er wird es nicht wagen, sich einem der Ihren anzuvertrauen. Armer, dummer Gandur …«
    »Du meinst, er wird Signa selbst dann noch als sein

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