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Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten

Titel: Thurner, M: Elfenzeit 18: Rache der Verbannten Kostenlos Bücher Online Lesen
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Falten des Reisemantels klopfen. Wundersamerweise sammelte er sich überall an, obwohl die Luft klar und rein war. Die kristallinen Körnchen entstanden aus dem Nichts. Sie verkeilten sich ineinander, um, wenn er sich nicht um sie kümmerte, zu einer dünnen Gesteinsschicht zu werden, die weiter und weiter anwuchs. Bei mangelnder Konzentration würde sie ihn irgendwann vollends einhüllen und zu einem »bewegungslosen Reisenden« machen, von denen es so viele im Schattenland gab.
    Endlich erreichte er das Schlosstor! Alebin griff nach dem gusseisernen Metallring und stemmte sich gegen das Gewicht der Tür. Der linke Flügel ging laut knarrend auf. Ein Schwall feuchter, kalter Luft wehte ihm entgegen und verschaffte ihm Linderung.
    Der Elf flüchtete ins Innere des düsteren Gebäudes; vorbei an Nischen, in dem einstmals die niederen Chargen Bandorchus vor sich hin vegetiert hatten, hin zu den zentralen Gemächern. Nach wie vor wich die Bestie nicht von seiner Seite. Sie nahm die Existenz des Gebäudes mit unerschütterlichem Stoizismus hin. Alebin war ihr Herr, und sie würde ihm folgen, wohin er sich auch wandte.
    Da waren die privaten Räumlichkeiten der Dunklen Königin. Hinter dieser Tür hatte sie den Getreuen empfangen und ihn verführt, hatte sich an den Seelen Unschuldiger gelabt und derart ihre Kraftvorräte immer wieder erneuert. Er, Alebin, war einstmals Teil ihres königlichen Schreckenshaushalts gewesen. Er hatte in ihrem Sinne gewirkt, wie er zu anderen Zeiten Fanmór zu Diensten gewesen war. Stets hatte er sich alle Optionen offengehalten. Treue war ihm ein Begriff, den er nur sich selbst gegenüber anwandte.
    Er betrat das Schlafzimmer der Königin. Der Hauch bitter riechenden Parfums hing in der Luft. Es war unzweifelhaft jener von Lust und Schmerz erfüllte Geruch der Dunklen Frau, die sich über diesen Laken gewälzt und sich seltsamen Vergnügungen hingegeben hatte.
    Alebin schnippte mit dem Finger. Ein Lichterschein erschien flackernd oberhalb seines Daumens. Nur die wenigsten seiner magischen Kräfte funktionierten im Schattenland, wie er wusste.
    Immerhin gab ihm das Licht die Möglichkeit, den schmalen Gang zu erkunden, der hin zum Thronsaal führte. Der Leichnam eines Bösewichtels verweste in einer Nische. War er von Bandorchu hingerichtet worden – oder hatte er aus irgendeinem Grund die Rückkehr in die Welt der Menschen verpasst und war kläglich verendet, dem Wirkungsradius der Königin entzogen?
    Alebin stieg am Bösewichtel vorbei und drückte die Tür am Ende des Ganges auf. Er erinnerte sich nur zu gut daran, wie Bandorchu auf dem Thron gesessen und über Wohl und Wehe ihrer Untergebenen entschieden hatte. Jeder hatte sie gefürchtet – und bewundert. Ihre Willenskraft hatte ihren Untergebenen und Gegnern Hochachtung abgerungen. Ein Hauch dessen hing noch immer in der Luft; andernfalls wäre das Schloss längst in sich zusammengefallen.
    Wenige Stufen, dann saß Alebin auf ihrem Thron. Er fühlte sich hart an; weitaus unbequemer als der Dunkelsitz von Lyonesse. Die Bestie ließ sich vor ihm auf die Seite fallen und knurrte leise.
    Alebin schloss die Augen, fühlte angenehme Müdigkeit. Bandorchu hatte diesen Platz mit Bedacht gewählt. Wenn es einen Ort auf dieser schrecklichen Welt gab, an dem es sich aushalten ließ, dann war es dieser. Strahlenschauder berieselten den Elfen,
Schatten von Stimmen
glitten zögerlich aus dem Gemäuer hervor und drängten sich in seinen Geist.
    »Da seid ihr ja!«, sagte Alebin laut. Die Geister waren schwach und zu unbedeutend, um ihm irgendwelche Schwierigkeiten zu bereiten. Er schätzte, dass es sich einstmals um mindestens hundert Persönlichkeiten gehandelt hatte, die nun gemeinsam durchs Schloss trieben und ineinander verwoben waren. »Ich ahnte, dass ich euch hier finden würde.«
    Ein leichter Windhauch trug ihm Worte zu, die eine Antwort darstellten, aber nach Sprachmelodie und Betonung wie eine Frage formuliert waren. »Flüchten können wir nicht? Die Königin hat es uns niemals gestattet?«
    »Ja, sie ist mitunter recht nachtragend.« Alebin lächelte. Bandorchu hatte die Geister dieser Schreckensgestalten aus gutem Grund in die Fundamente ihres Schlosses verbannt. Sie fungierten als zäher Mörtel, der das brüchige Baumaterial zusammenhielt. »Freut ihr euch, mich wiederzusehen?«
    »Du bist Alebin? Wir haben dich oftmals gespürt? Du hast dich bevorzugt weit, weit unten aufgehalten? Dort, wo wir die Ebene durchbrachen und in das

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