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Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre

Titel: Thursday Next 01 - Der Fall Jane Eyre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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auf die Werkstatt angemeldet war, bei der ich ihn gekauft hatte. Er meinte, das einzig Positive an dem ganzen verdammten Schlamassel sei, daß der Beifahrer eine Art Kugel bei sich habe. Falls das Loch noch größer würde und sich die Zeit weiter verlangsame, könne es selbst mit ihrem schnellsten Fahrzeug Monate dauern, ehe sie zu uns vordringen würden. Seufzend ließ er das Fernglas sinken. Was für ein mieser, entsetzlicher, einsamer Job. Er war seit fast vierzig Jahren Standard-Erdzeit bei der Chrono-Garde. In verbuchter Arbeitszeit gemessen war er 209. Physisch gesehen war er keine 28. Seine Kinder waren älter als er, und seine Frau lebte im Pflegeheim. Seine anfängliche Hoffnung, die bessere Bezahlung sei eine angemessene Wiedergutmachung für diese Entbehrungen, hatte sich nicht erfüllt.
    Als der grüne Kombi jäh zurückfiel, drehte Bowden sich um und sah, daß die Sonne immer schneller aufstieg. Und jetzt erschien auch ein Hubschrauber mit dem unverwechselbaren »CG«-Emblem am Rumpf.
    Vor uns war jetzt nur noch der Motorradfahrer, der sich dem wirbelnden schwarzen Loch langsam, aber unausweichlich zu nähern begann. Er trug rote Lederkluft und fuhr eine teure, PS-starke Triumph, ironischerweise die einzige Maschine, mit der er dem Strudel hätte entkommen können, wenn er gewußt hätte, wo das Problem lag. Es hatte uns weitere sechs Minuten gekostet, ihn einzuholen, als mit einem Schlag ein ohrenbetäubendes Heulen einsetzte, das selbst den Fahrtwind übertönte; so ähnlich mußte ein Taifun klingen, wenn er über einen hinwegzog. Wir waren noch gut dreieinhalb Meter hinter dem Motorrad und hatten Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Die Tachonadel des Porsche zeigte fast neunzig. Ich drückte auf die Hupe, doch das ging im Getöse unter.
    »Achtung!« rief ich Bowden zu, während der Wind wie wild an unseren Haaren und Kleidern zerrte. Ich betätigte zum wiederholten Mal die Lichthupe; endlich sah er uns. Er drehte sich um und winkte, wohl weil er irrtümlich annahm, wir wollten ihn zu einem Rennen drängen, schaltete einen Gang herunter und zog davon. Im Nu hatte der Wirbel ihn erfaßt, und er schien sich erst zu dehnen, dann zu strecken und schließlich sein Inneres nach außen zu stülpen, bevor ihn die Instabilität verschlang; in Sekundenschnelle war er verschwunden.
    Da wir unmöglich noch näher heranfahren konnten, trat ich auf die Bremse und brüllte:
»Jetzt!«
    Mit qualmenden Reifen schlitterten wir über den Asphalt. Bowden warf den Basketball, und wir sahen, wie er das Loch traf und einmal aufsprang. Ich blickte auf die Uhr, während wir durch das Loch in den Abgrund hineinrasten. Der Basketball versperrte endgültig den Blick auf die Welt hinter uns, und wir stürzten ins Anderswo. Bis zu dem Punkt, wo wir das Ereignis passiert hatten, waren zwölf Minuten und einundvierzig Sekunden verstrichen. Draußen waren es fast sieben Stunden.
    »Das Motorrad ist verschwunden«, sagte Colonel Rutter. Sein Stellvertreter grunzte nur. Er konnte es nicht leiden, wenn Amateure sich als Chrono-Garden versuchten. Schließlich war es ihnen gelungen, die mystische Aura, welche die Garde umgab, über fünf Jahrzehnte aufrechtzuerhalten, mit dem entsprechenden Salär; tollkühne Helden störten da nur, denn sie erschütterten das eiserne Vertrauen der Menschen in die Arbeit der CG. Und diese Arbeit war weiß Gott nicht schwer; sie brauchte bloß sehr viel Zeit. Er selbst hatte einen ähnlichen Riß in der Raumzeit gekittet, im Stadtpark von Weybridge, auf halber Strecke zwischen Blumenuhr und Konzertpavillon. Die eigentliche Reparatur hatte keine zehn Minuten gedauert; er war schlicht hineinspaziert und hatte das Loch mit einem Tennisball gestopft, während draußen sieben Monate vergingen – sieben Monate mit doppeltem Gehalt plus Zulagen, die Firma dankt.
    Die Chrono-Gardisten stellten eine große Uhr auf, deren Zifferblatt auf das Loch gerichtet war, damit die Agenten im Einflußbereich des Kraftfeldes wußten, was vor sich ging. Eine ähnliche Uhr an der Rückseite des Helikopters vermittelte den außerhalb postierten Beamten eine ungefähre Vorstellung davon, wie langsam die Zeit im Innern tatsächlich verrann.
    Nach dem Verschwinden des Motorrades warteten sie noch eine halbe Stunde, um zu sehen, wie es weiterging. Sie beobachteten, wie Bowden langsam aufstand und einen Basketball warf.
    »Zu spät«, murmelte Rutter, der so etwas schon hundertmal erlebt hatte. Er erteilte seinen Männern den

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