Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Titel: Thursday Next 02 - In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
Vom Netzwerk:
Saals stand Akrid Snell und sprach in einen kleinen Grammophontrichter, der aus einem biegsamen Messingrohr aufragte. Ich versuchte, seine Aufmerksamkeit zu wecken, aber in diesem Augenblick -
    »Bitte«, sagte eine Stimme direkt neben mir. »Mal mir ein Schaf!«
    Ich blickte zur Seite und sah einen schlanken Jungen mit goldenen Haaren, der nicht älter als zehn sein konnte und mich mit entnervender Dringlichkeit ansah.
    »Bitte«, wiederholte er. »Mal mir ein Schaf.«
    »Mach's lieber gleich«, sagte eine vertraute Stimme von der anderen Seite. »Wenn er einmal angefangen hat, hört er nicht mehr damit auf.«
    Es war Miss Havisham. Gehorsam malte ich das beste Schaf, das ich konnte, und gab es dem Jungen, der hochzufrieden damit davonging.
    »Willkommen bei der Jurisfiktion«, sagte Miss Havisham, die jetzt wieder ihr altes Brautkleid trug, aber von ihrem Unfall auf der Booktastic immer noch etwas hinkte. »Ich werde dich nicht gleich allen vorstellen, aber unsere Gastgeberin solltest du doch kennen lernen.«
    Sie führte mich zu einer konservativ gekleideten Dame, die dabei war, der Dienerschaft Anweisungen bei der Verteilung der Platten zu geben. »Mrs Dashwood, das ist Thursday Next, meine neue Auszubildende.«
    Ich schüttelte Mrs Dashwoods vorsichtig hingehaltene Hand, und sie lächelte höflich. »Willkommen in Norland Park, Miss Next. Sie haben Glück, dass Sie Miss Havisham als Lehrerin haben, sie nimmt selten Schüler. Aber sagen Sie - ich bin in der neueren Literatur nicht so bewandert - aus welchem Buch kommen Sie?«
    »Ich bin nicht aus einem Buch, Mrs Dashwood.« Unsere Gastgeberin sah uns einen Augenblick verblüfft an, ergriff dann aber energisch meinen Arm, entschuldigte sich bei Miss Havisham und führte mich zu einem der Teetische.
    »Kann ich Ihnen ein Crumbobbilous-Sandwich anbieten?« fragte sie aufgeregt. »Oder vielleicht etwas Tee?«
    »Nein, danke.«
    »Lassen Sie mich direkt zur Sache kommen, Miss Next!«
    »Es scheint Ihnen sehr am Herzen zu liegen .«
    Sie blickte ängstlich nach links und rechts und senkte die Stimme. »Sagen Sie, denken die Leute da draußen, mein Mann und ich wären schreckliche Menschen, weil wir Elinor, Marianne und ihre Mutter um Henry Dashwoods Erbe gebracht haben?«
    Sie sah mich so flehentlich an, dass ich am liebsten gelacht hätte. »Na, ja«, sagte ich zögernd.
    »Ach, ich wusste es!« stöhnte Mrs Dashwood und presste in einer dramatischen Geste den Handrücken an ihre Stirn. »Tausendmal habe ich John gesagt, er sollte es nicht tun ... Ich nehme an, wir werden da draußen verflucht? Man verbrennt unsere Bilder? Gibt es Demonstrationen?«
    »Nein, nein«, sagte ich, um sie zu trösten. »Rein erzähltechnisch wäre die Handlung etwas dürftig ohne das, was Sie getan haben.«
    Mrs Dashwood zog ein Taschentuch aus ihrem Ärmel und trocknete ihre Augen, die allerdings, soweit ich sehen konnte, ohnehin keine Tränen aufwiesen.
    »Sie haben ja so Recht, Miss Next«, sagte sie. »Vielen Dank für Ihre liebenswürdigen Worte. Aber wenn Sie jemand schlecht von mir reden hören, sagen Sie bitte, dass mein Ehemann daran schuld war - ich habe ihn immer daran zu hindern versucht.«
    »Ja, gewiss doch!« sagte ich und entschuldigte mich. »Wir nennen es das Nebenfiguren-Syndrom«, erklärte Miss Havisham, als ich wieder bei ihr war. »Es tritt häufiger auf, besonders wenn eine eher unwichtige Figur etwas Wesentliches zur Handlung beitragen darf. Seit der Katastrophe mit Verwirrung und Geselligkeit haben sie und ihr Mann uns diesen Raum zur Verfügung gestellt, als Gegenleistung überwacht die Jurisfiktion alle Jane-Austen-Romane besonders scharf. Es gibt noch ein weiteres Büro im Keller von Elsinore Castle. Da residiert Mr Falstaff.« Sie zeigte auf einen übergewichtigen Mann mit rotem Gesicht, der sich mit einem anderen Agenten angeregt unterhielt und gerade in brüllendes Gelächter ausbrach.
    »WO IST HAVISHAM?« bellte eine donnernde Stimme. Die Türen flogen auf, und eine ziemlich zerrupfte Herzkönigin hopste herein. Erschrocken verstummten die Gäste und Schweigen senkte sich über den Saal.
    Lediglich Miss Havisham sagte in unnötig provozierendem Tonfall: »Na, die Schnäppchenjägerei bekommt auch nicht jedem, nicht wahr?«
    »Wenn Sie sich noch einmal in meine Affären einmischen«, sagte die Herzkönigin, »kann ich für meine Handlungen nicht garantieren!« Sie hatte ein blaues Auge und zwei ihrer Finger waren geschient. Der Schlussverkauf der Booktastic

Weitere Kostenlose Bücher