Thursday Next 02 - In einem anderen Buch
vorhanden.«
»Und Sie und Next lieben sich, ja?«
»Ja.«
Ich ergriff zur Bestätigung Landens Hand.
»Ich war auch mal verliebt«, murmelte Hades mit einem traurigen, geistesabwesenden Lächeln. »Ich war ganz vernarrt in sie. Wir planten schändliche Verbrechen zusammen, und am ersten Jahrestag unserer Begegnung legten wir Feuer in einem großen öffentlichen Gebäude. Dann setzten wir uns auf einen Hügel in der Nähe und sahen zu, wie die Flammen zum Himmel aufloderten. Das ängstliche Geschrei der unschuldigen Bürger war wie Musik in unseren Ohren.« Er seufzte erneut, allerdings diesmal noch tiefer. »Am Ende musste ich sie leider umbringen. Es gibt nun mal keine glückliche Liebe.«
»Sie mussten sie umbringen?«
»Ja«, seufzte er. »Aber ich hab es ganz schmerzlos gemacht, und ich hab ihr auch gesagt, dass es mir leid täte.«
»Das ist ja eine herzerwärmende Geschichte«, murmelte Landen. »Sie und ich, wir haben etwas gemeinsam, Mr Parke- Laine.«
»Das möchte ich aber nicht hoffen.«
»Wir leben beide in Thursdays Erinnerungen. Sie wird mich bis zu ihrem Tode nicht loswerden, und für Sie gilt dasselbe - Ironie des Schicksals, nicht wahr. Der Mann, den sie liebt, und der Mann, den sie hasst -!«
»Landen kommt wieder zurück«, sagte ich zuversichtlich, »sobald ich Jack Schitt aus dem ›Raben‹ herausgeholt habe.«
Hades lachte. »Ich glaube, du überschätzt das Ausmaß, in dem sich Goliath an seine Versprechen gebunden fühlt. Landen ist genauso tot wie ich es bin, vielleicht sogar noch etwas mehr. Ich habe wenigstens meine Kindheit überlebt und bin erwachsen geworden.« Er griff nach den Rosinenbrötchen.
»Wollen wir wetten?« sagte ich und reichte ihm die Marmelade und das Messer dazu. »Mit Goliath werde ich auch fertig, genauso wie mit Ihnen.«
»Wir werden ja sehen«, sagte er nachdenklich. »Wir werden sehen.«
Plötzlich musste ich an den Zwischenfall im Skyrail und den Unfall mit dem Hispano-Suiza denken. »Haben Sie mich kürzlich umzubringen versucht, Hades?«
»Ach, das wäre zu schön!« sagte er lachend und winkte mit dem Marmeladenlöffel in unsere Richtung. »Andererseits, vielleicht hab ich's ja wirklich getan! Was du hier siehst, sind schließlich nur deine Erinnerungen an mich. Ich hoffe sehr, dass ich da draußen vielleicht gar nicht so tot bin wie hier, sondern sehr ernsthaft darüber nachdenke, wie ich dich umbringen kann ...!«
Landen stand auf. »Komm, Thurs. Lass uns hier weggehen. Soll dieser alberne Clown doch unsere Scones futtern. Erinnerst du dich noch an unseren ersten Kuss?«
Der Tea-Room war augenblicklich verschwunden, und an seine Stelle trat eine warme Sommernacht auf der Krim. Wir waren offenbar in Camp Aardvark und sahen zu, wie Sebastopol beschossen wurde. Wenn man nicht daran dachte, was die Granaten anrichteten, war es das schönste Feuerwerk auf dem Planeten. Das Donnern des Sperrfeuers klang aus der Entfernung fast wie ein dumpfes Schlaflied. Wir trugen beide unsere Kampfanzüge, berührten uns aber nicht - auch wenn wir es noch so sehr wollten.
»Wo sind wir hier?« fragte Landen.
»Da, wo wir uns das erste Mal geküsst haben«, erwiderte ich.
»Nein!« sagte Landen. »Ich weiß zwar noch, dass wir uns die Beschießung angeschaut haben, aber an dem Abend haben wir nur geredet. Geküsst hab ich dich erst, als du mich zu dem vorgeschobenen Posten gefahren hast und wir in das Minenfeld gerieten.«
Ich musste laut lachen. »Wenn es um solche Dinge geht, haben Männer immer so ein schlechtes Gedächtnis. Wir standen nebeneinander und wagten uns nicht zu berühren, obwohl wir es dringend wollten. Dann hast du mir die Hand auf die Schulter gelegt unter dem Vorwand, mir etwas zeigen zu wollen, und dann habe ich dir die Hand auf den Rücken gelegt, und dann ...! Wir haben kein Wort mehr gesprochen, aber es war so elektrisch!«
Wir küssten uns. Und es war wirklich elektrisch. Ein Schauder lief mir über den Rücken bis zu den Füßen und wieder zurück und verließ mich als leichter Schweißfilm auf meinem Hals.
»Nun ja«, sagte Landen ein paar Minuten später. »Ich glaube, mir gefällt deine Fassung auch besser. Und wenn wir uns hier zum ersten Mal geküsst haben, dann haben wir damals im Minenfeld wohl -«
»Ja«, sagte ich, »haben wir.«
Und schon saßen wir mitten in der Nacht im bestmarkierten Minenfeld auf der Krim vor unserem Schützenpanzerwagen und knutschten.
»Die Leute werden sagen, dass du das absichtlich gemacht
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