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Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Titel: Thursday Next 02 - In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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lächelte, notierte alles auf ihren Block und verschwand. Der Raum war mit liebenswürdigen älteren Damen und Herren gefüllt, die größtenteils Tweed trugen. Nicht eben überraschend war es genauso, wie ich es in Erinnerung hatte.
    »Klasse Trick!« sagte ich.
    »Ich hab damit wenig zu tun«, sagte Landen und grinste. »Das hast du selber gemacht. Das gehört alles dir. Der Geruch, die Geräusche - einfach alles!«
    Beeindruckt sah ich mich um. »An das alles kann ich mich erinnern?«
    »Na ja, ein paar Einschränkungen gibt es schon. Schau dir mal die Leute genauer an.«
    Ich drehte mich etwas um und musterte die Tee trinkenden Leute genauer. Die Paare waren alle mehr oder weniger gleich. Sie waren alle so an die siebzig, trugen Tweedkostüme und - jacken und redeten im näselnden
Home Counties-T
onfall. Sie aßen auch nicht wirklich und sprachen auch nicht in richtigen Sätzen, sondern murmelten vor sich hin wie Schauspieler, die den Eindruck zu erwecken versuchen, dass sie Gäste in einem gut besuchten Cafe seien.
    »Ganz erstaunlich, nicht wahr?« sagte Landen begeistert. »Da du nicht wissen kannst, wer damals wirklich da war, hat dein Bewusstsein den Raum ganz einfach mit Leuten gefüllt, die man in einem Tea-Room erwartet. Mnemonische Tapeten, gewissermaßen. Nichts in diesem Raum ist dir nicht irgendwie vertraut. Das Besteck ist das deiner Mutter, und die Bilder hast du auch schon alle gesehen, ich glaube, sie stammen aus unserem Haus, nicht wahr? Die Kellnerin ist eine Mischung aus Lottie - von deinem letzten Mittagessen mit Bowden - und der Frau aus dem Fish'n'Chips-Laden. Jede leere Stelle in deiner Erinnerung wird sofort durch etwas ersetzt, woran du dich tatsächlich erinnerst. Es ist wie ein Kartenspiel, das so lange durchgemischt wird, his alle Lücken gefüllt sind.«
    Ich sah mir die anderen Gäste noch einmal an. Sie waren jetzt ziemlich gesichtslos.
    Plötzlich fiel mir etwas ein, was mir höchst unangenehm war.
    »Landen«, sagte ich. »Du bist doch nicht etwa in der Nähe meiner Teenager-Jahre gewesen?«
    »Aber natürlich nicht. Ich mache doch auch deine privaten Briefe nicht auf!«
    Darüber war ich nun doch sehr erleichtert. Dass ich peinlicherweise mal in einen jungen Mann namens Darren verknallt und auf dem Rücksitz eines gestohlenen Morris 8 zur Frau gemacht worden war, brauchte Landen nun wirklich nicht in allen bitteren Details zu erfahren. Zum ersten Mal wünschte ich mir, dass ich ein schlechtes Gedächtnis - oder Onkel Mycroft sein Erinnerungs-Lösch-Gerät zur Serienreife gebracht hätte.
    Landen schenkte den Tee ein und fragte: »Wie stehen die Dinge in der realen Welt?«
    »Ich muss herausfinden, wie man in Bücher hineinkommt«, sagte ich ihm. »Ich werde morgen mit der Gravitube nach Osaka fahren und jemanden suchen, der Mrs Nakijima gekannt hat. Es ist natürlich nur ein Versuch, aber vielleicht komme ich auf diesem Weg weiter.«
    »Sei nur vorsich -«
    Landen unterbrach sich abrupt und starrte über meine Schulter hinweg. Ich drehte mich um und entdeckte die Person, die ich am wenigsten sehen wollte. Ich sprang auf, stieß dabei meinen Stuhl um, zog meine Automatik und zielte damit auf den hochgewachsenen Mann, der gerade die Treppe heraufkam.
    »Aber das ist doch nicht nötig!« sagte Acheron Hades und grinste. »Wenn du mich hier umbringen willst, Thursday, dann brauchst du mich bloß zu vergessen. Aber ich schätze, das dürfte dir genauso schwer fallen, wie deinen kleinen Bettschatz hier zu vergessen.«
    Ich warf Landen einen Blick zu, und der hob die Hände. »Tut mir leid, Liebling, ich hätte dir sagen sollen, dass Hades sich hier herumtreibt. Er ist in deinen Erinnerungen äußerst lebendig, aber ganz harmlos.«
    Hades erklärte dem Paar am Nebentisch, es solle sich gefälligst verziehen, wenn ihm sein Leben lieb sei. Dann setzte er sich und fing an, den Kümmelkuchen zu essen, den die beiden hinterlassen hatten. Der Massenmörder sah noch genauso aus, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Er grinste höhnisch, denn er wusste, dass er relativ sicher war in meinen Träumen; das Schlimmste, was ihm passieren konnte, war, dass ich aufwachte.
    Ich schob meine Waffe ins Holster.
    »Guten Tag, Hades«, sagte ich und setzte mich wieder hin. »Möchten Sie etwas Tee?«
    »Ach, das wäre zu freundlich von Ihnen.«
    Ich schenkte ihm ein, er nahm vier Stück Zucker, rührte um und musterte Landen mit inquisitorischen Blicken. »Sie sind also dieser Parke-Laine, was?«
    »Soweit noch

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