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Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Titel: Thursday Next 02 - In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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relativ langsam und waren sehr wetterabhängig. In den fünfziger Jahren brauchte man etwa zehn Tage, um Neuseeland oder Australien zu erreichen. Deshalb wurde im Jahre 1960 mit der Entwicklung eines neuen Verkehrssystems begonnen, das unter dem Namen Gravitube patentiert wurde. Es versprach störungsfreies Reisen an jeden Ort des Planeten. Die Reisezeit war stets dieselbe: etwas über vierzig Minuten, ob es nun nach Auckland, Rom oder Los Angeles ging. Es war möglicherweise die größte Ingenieurleistung, die sich die Menschheit je vorgenommen hatte.
    VINCENT DOTT Das zehnte Weltwunder: Die Gravitube
    Pickwick bestand darauf, den ganzen Weg bis zu meiner Mutter auf ihrem Ei sitzen zu bleiben, und jedesmal wenn ich schneller als zwanzig Meilen pro Stunde zu fahren versuchte, fing sie nervös an zu
plocken.
Ich machte ihr ein Nest in der Trockenkammer und ließ sie mit ihrem Ei herummurksen, während die anderen Dodos neugierig die Hälse reckten und durchs Fenster hereinzuschauen versuchten. Meine Mutter ging in die Küche, um mir ein Sandwich zu machen, und ich rief Bowden an.
    »Ist alles in Ordnung bei Ihnen?« fragte er. »Das Telefon war offenbar nicht richtig eingehängt.«
    »Mir geht's gut. Was läuft im Büro?«
    »Die Sache ist bekannt geworden.«
    »Die Sache mit Landen?«
    »Nein, der
Cardenio-Fund.
Irgendjemand hat der Presse etwas verraten. Vole Towers wird von einer Meute Reportern und Kameraleuten belagert. Lord Volescamper hat sich bei Victor beschwert und behauptet, wir wären schuld.«
    »Ich hab niemandem was gesagt.«
    »Ich auch nicht. Ein erstes Angebot von fünfzig Millionen Pfund hat Volescamper schon abgelehnt. Jeder Theaterleiter auf dem Globus will die Rechte für die Welturaufführung. Aber das Wichtigste: SO-1 hat alle Vorwürfe in Sachen Neandertalermisshandlung gegen Sie fallen lassen. Kaylieu ist gestern Morgen von einem SO-14-Kommando erschossen worden, und jetzt nimmt SO-1 an, dass Sie womöglich doch Recht hatten.«
    »Sehr großzügig. Heißt das, mein Zwangsurlaub ist zu Ende?«
    »Victor möchte Sie so schnell wie möglich hier sehen.«
    »Sagen Sie ihm, ich sei krank. Ich muss nach Osaka.«
    »Warum?«
    »Ach, es ist besser, wenn Sie das nicht wissen. Ich rufe Sie wieder an.«
    Ich legte den Hörer auf. Meine Mutter brachte mir einen Käsetoast und eine Tasse Tee. Sie setzte sich mir gegenüber und blätterte in der ziemlich zerlesenen
Fe-Mole
vom letzten Monat mit dem Bericht über mich.
    »Irgendwas von Mycroft und Polly gehört, Mum?«
    »Eine Karte aus London. Es geht ihnen gut«, sagte sie. »Sie haben geschrieben, dass sie ein Glas Essiggurken und einen Schraubenschlüssel brauchen. Ich hab die Sachen in Mycrofts Werkstatt gelegt, und am Nachmittag waren sie weg.«
    »Mum?«
    »Ja?«
    »Wann hast du eigentlich Daddy das letzte Mal gesehen?«
    Sie lächelte. »Ach, eigentlich jeden Morgen. Er kommt kurz vorbei und sagt guten Tag. Manchmal mach ich ihm sogar ein Lunchpaket -«
    In diesem Augenblick wurde sie durch ein donnerndes Gebrüll unterbrochen, das sich wie tausend Tubas gleichzeitig anhörte. Das Getöse erschütterte das Haus und ließ die Teetassen im Eckschränkchen klirren.
    »Du lieber Gott!« rief sie. »Nicht schon wieder Mammuts!« Und war wie der Blitz aus der Tür.
    Es war tatsächlich ein Mammut. In braune Zottelhaare gehüllt und groß wie ein Panzer stand es im Garten und schnupperte misstrauisch an den Glyzinien.
    »Verschwinde da!« rief meine Mutter und suchte nach einer geeigneten Waffe. Die Dodos hatten sich klugerweise hinter das Glashaus geflüchtet. Das Mammut wühlte inzwischen das Gemüsebeet mit seinen Stoßzähnen auf. Dann ergriff es die Karotten, Radieschen und Kohlköpfe behutsam mit seinem Rüssel, stopfte sie sich ins Maul und kaute nachdenklich. Meine Mutter erlitt fast einen Herzschlag vor Wut.
    »Das ist schon das zweite Mal!« brüllte sie. »Lass ja meine Hortensien in Ruhe, du ... du ... Ding du!« Das Mammut ignorierte sie völlig, leerte den Zierteich mit einem Zug und zertrampelte versehentlich die Gartenstühle dabei.
    »Ich werd dich lehren!« schrie meine Mutter. »Ich lass mir doch von so einem Retro wie dir nicht den Garten wegfressen!«
    Sie verschwand im Schuppen und kehrte eine Sekunde später mit einem Besen zurück. Aber das Mammut zeigte sich wenig beeindruckt. Es wog fast fünf Tonnen und hatte offenbar selbst vor meiner Mutter kaum Angst. Es tat einfach das, was ihm Spaß machte. Das einzig Gute war, dass nicht

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