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Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Thursday Next 02 - In einem anderen Buch

Titel: Thursday Next 02 - In einem anderen Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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ich einen Blick auf die Liste der Nakijimas, um festzustellen, welchen der Namen mein Kugelschreiber markiert hatte. Wenn die Zufallsfrequenz so hoch gewesen war, wie ich hoffte, musste der bezeichnete Name der richtige sein. Ich wandte mich der kleinen alten Dame zu, um nach dem Weg zu fragen, aber sie war verschwunden. Deshalb bat ich einen Passanten um Hilfe. Wie sich zeigte, war die Entropie offenbar immer noch relativ niedrig: Ich war kaum zwei Minuten von der gesuchten Wohnung entfernt.
    Der Wohnblock, zu dem ich geschickt worden war, bedurfte dringend einer Generalüberholung. Der Gips, mit dem die Risse im Putz zugeschmiert waren, zeigte seinerseits Risse, und sogar der Schmutz auf der abblätternden Farbe war abgeblättert. In der Portiersloge saß ein alter Mann und starrte auf einen Fernseher, wo
65 Walrus Street
auf Japanisch gezeigt wurde. Er schickte mich in den vierten Stock. Mrs Nakijimas Wohnung lag am Ende des Ganges. Die lackierte Tür war stumpf geworden, und auch der Türknopf aus Messing zeigte keinerlei Glanz mehr. Offenbar hatte die Wohnung schon seit längerem niemand betreten. Trotzdem klopfte ich höflich, aber die einzige Antwort war Schweigen. Ich griff nach dem Türknopf. Zu meiner Überraschung ließ er sich mühelos drehen, und die Tür öffnete sich einen Spalt. Rasch sah ich mich noch einmal um, und als ich niemanden erblickte, stieß ich sie vollends auf und trat ein.
    Mrs Nakijimas Wohnung war äußerst gewöhnlich. Zwei Zimmer, Küche, Bad. Decke und Wände waren weiß gestrichen, der Parkettboden bestand aus einem hellen Holz. Es schien, als wäre sie vor Monaten ausgezogen und hätte das meiste Mobiliar mitgenommen. Die einzige auffällige Ausnahme war ein kleiner Tisch vor dem Wohnzimmerfenster, auf dem unter einer Messinglampe vier schmale Lederbände lagen. Das oberste Buch hob ich auf. Der goldgeprägte Titel lautete
Jurisfiktion.
Darunter stand ein Name, den ich nicht kannte. Ich versuchte, das Buch aufzuschlagen, aber es ließ sich nicht öffnen. Beim zweiten Buch ging es mir ähnlich. Es war, als ob der Einband irgendwie klemmte. Ich wollte schon aufgeben, als ich das dritte Buch sah. Ich berührte den schmalen Band mit den Händen und wischte mit den Fingerspitzen den Staub weg, der sich auf den Einband gelegt hatte. Meine Nackenhaare stellten sich auf und ein Schauder lief mir über den Rücken. Aber es war keine Furcht, sondern eher gespannte Erwartung: Dieses Buch, das wusste ich, würde sich öffnen. Denn der Name, der auf dem Umschlag stand, war mein eigener. Man hatte mich schon erwartet. Ich schlug das Buch auf. Auf dem Schmutztitel stand eine kurze handschriftliche Widmung von Mrs Nakijima:
    Für Thursday Next in dankbarer Erwartung erfolgreicher Arbeit und guter Zeiten bei der Jurisfiktion. Ich habe Sie in ein Buch gezaubert, als Sie neun Jahre alt waren, aber jetzt müssen Sie es selbst schaffen. Sie können es und sollen es auch. Überdies rate ich dazu, dass Sie sich beeilen; denn während Sie dies lesen, kommt Mr Schitt-Hawse den Gang herunter, und er hat nicht die Absicht, für die Witwen und Waisen der Chrono-Garde zu sammeln.
    Mrs Nakijima
     
    Ich rannte zur Tür und schob den Riegel genau in dem Augenblick vor, als von draußen am Griff gerüttelt wurde. Nach kurzer Pause schlug jemand mit der Faust an die Tür.
    »Next!« schrie eine unverwechselbare Stimme. »Ich weiß, dass Sie da drin sind! Lassen Sie mich rein, und wir holen Jack zusammen zurück!«
    Man war mir offensichtlich gefolgt. Ich fragte mich, ob sich die Goliath Corporation vielleicht gar nicht so sehr für Jack Schitt als vielmehr für die Frage interessierte, wie man in Bücher hineinkam. Im Budget ihrer Entwicklungsabteilung für moderne Waffen klaffte ein Milliardenloch, und ein Prosa-Portal oder so etwas ähnliches war genau das Richtige, um es zu füllen.
    »Gehen Sie zur Hölle!« rief ich und wandte mich wieder dem Buch zu. Auf der ersten Seite stand unter der Überschrift
Unbedingt zuerst lesen!
eine Art Vorwort, das im Wesentlichen die Beschreibung einer Bibliothek zu sein schien. Ich ließ mich nicht lange bitten, denn in diesem Augenblick zitterte die Tür unter einem heftigen Schlag, und ich sah die Farbe neben dem Schloss splittern. Wenn das Chalk und Cheese waren, würden sie nicht lange brauchen, um einzutreten.
    Ich holte tief Luft, räusperte mich und begann mit lauter Stimme zu lesen. Dabei überstürzte ich nichts, sondern ließ Pausen und bemühte mich, die Worte nach

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