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Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte

Titel: Thursday Next 03 - Im Brunnen der Manuskripte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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größeres Schloss. Als die Geschichte mit dem Wald von Birnam und dem, ›der nicht vom Weib geboren‹, dann tatsächlich eintraf, waren die Hexen genauso überrascht wie alle anderen. Also fallen Sie ja nicht auf ihre Tricks rein! Sie machen Ihnen im Nu die Brieftasche leer. Wer sind Sie eigentlich, Miss?«
    »Thursday Next, ich vertrete Mary -«
    »Ah!« sagte er. »Die
Außenländerin
. Sagen Sie mal, wie funktionieren eigentlich Rolltreppen? Werden sie von einer Trommel auf die andere und dann bei Nacht zurückgespult? Oder handelt es sich um ein endloses Band, das die ganze Zeit rundläuft?«
    »Es - äh - ist ein endloses Band.«
    »Ach, wirklich?« sagte er nachdenklich. »Das wollte ich schon immer wissen. Willkommen in
Caversham Heights
. Ich bin Captain Nemo. Ich habe Kaffee auf dem Herd stehen. Würden Sie mir die Ehre Ihres Besuchs erweisen?«
    Ich bedankte mich, und wir gingen gemeinsam weiter am See entlang.
    »Ein schöner Morgen, nicht wahr?« Er zeigte mit einer weit ausholenden Geste auf den See und die duftigen Wolken.
    »Wie eigentlich immer.«
    »Dafür, dass wir an Land sind, ist es durchaus erträglich«, fügte er hastig hinzu. »Natürlich nur ein schwacher Abglanz, gemessen an der Schönheit der Tiefe, aber wenn man in Rente ist, muss man wohl Abstriche machen.«
    »Ich habe Ihr Buch oft gelesen«, sagte ich so höflich wie möglich, »und ich habe viel Freude dabei gehabt.«
    »Jules Verne war nicht nur mein Autor, sondern auch ein sehr guter Freund«, sagte Nemo voll Wehmut. »Ich war sehr traurig, als er starb, eine Empfindung, die ich mit nur wenigen meiner Art teile.«
    Inzwischen waren wir zu seiner Behausung gelangt. Die
Nautilus
war allerdings nicht länger das elegante, gefährliche Unterwasserfahrzeug, das ich aus
20.000 Meilen unter dem Meer
kannte, sondern ein schäbiges, eisernes Wrack. An den Nieten sah man braune Rostbahnen, und die großen Aussichtsfenster waren zur Hälfte von grünen Algen bewachsen. Dennoch spürte man, dass dieses U-Boot aus einem Zeitalter großer technischer Erwartungen stammte.
    Wir betraten die Gangway, und Nemo half mir an Bord. »Danke«, sagte ich und ging auf dem Oberdeck zum Turm, wo ein Stuhl und ein Tisch mit einer Wasserpfeife standen. Er zog einen weiteren Klappstuhl heran und bat mich, Platz zu nehmen.
    »Ihnen geht es genauso wie mir?« fragte er, als er mit dem Kaffee aus dem Inneren des Bootes zurückkam. »Sie machen eine Pause zwischen zwei Engagements?«
    »Eine Art Mutterschaftsurlaub«, sagte ich.
    »Von diesen Dingen verstehe ich nichts«, sagte er und schenkte mir einen Kaffee ein. Das Geschirr stammte von der White Star Line.
    Ich trank einen Schluck und nahm eins der angebotenen Kekse. Der Kaffee war hervorragend.
    »Gut, nicht wahr?« sagte er lächelnd.
    »Besser als jeder andere, den ich bisher getrunken habe«, bestätigte ich. »Wo kommt der denn her?«
    »Aus dem Guyana-Becken«, sagte er. »Das ist ein Seegebiet, in dem sich Unterwassergebirge von unglaublicher Schönheit befinden. Vergleichbar allenfalls mit dem Hochland der Anden. Dort habe ich eine Wasserpflanze entdeckt, deren Samen, wenn man sie trocknet und röstet, mit jedem Landkaffee Schritt halten können.«
    Seine Mundwinkel zuckten, und er starrte traurig in seine Tasse. »Wenn wir diese Kanne getrunken haben, ist es vorbei. Das war der letzte. Ich wohne jetzt seit fast einem Jahrhundert im Brunnen der Manuskripte - mal hier, mal da. Es sollte eigentlich eine Fortsetzung geben - Jules Verne hatte schon die Hälfte geschrieben, als er verstarb. Das Manuskript wurde nach seinem Tod leider verschrottet. Ich habe mehrfach beim Gattungs-Rat Widerspruch eingelegt, aber nur ich - und natürlich die
Nautilus -
wurden begnadigt.«
    Er seufzte. »Seither haben wir zahllose Umzüge von einem Buch zum anderen hinter uns. Und jetzt sitze ich hier fest. Die Solarzellen, aus denen die
Nautilus
ihre Energie bezieht, sind fast erschöpft. Das Natrium, das ich aus dem Salzwasser gewinne, ist alle. Seit vielen Jahren stehe ich jetzt unter Denkmalsschutz, aber Denkmalsschutz ohne Investitionen ist nutzlos. Die
Nautilus
braucht nur ein paar tausend Worte, dann ist sie wieder so gut wie neu, aber ich habe kein Geld und keinerlei Einfluss. Ich bin nur ein exzentrischer Einzelgänger, der auf eine Fortsetzung wartet, die womöglich nie geschrieben wird, fürchte ich.«
    »Ich - ich wünschte, ich könnte etwas für Sie tun«, sagte ich, »aber Jurisfiktion hält die Literatur nur in

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