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Thursday Next 04 - Es ist was Faul

Thursday Next 04 - Es ist was Faul

Titel: Thursday Next 04 - Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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friedlich verrotten. Bei der Jagd nach großer Kunst hatte Goliath ein Verbrechen begangen, das schlimmer war als alles, was ich bisher gesehen hatte.
    Millon machte verschiedene Fotos. Blendend hell zuckte sein Blitzlichtgerät durch das Dämmerlicht des Skriptoriums. Ein Schauder lief mir über den Rücken, und ich musste dringend ins Freie. Ich setzte mich mit Bowden auf die große Treppe vor dem Haupteingang des Gebäudes. Neben uns lag eine Büste von Sokrates unter den Trümmern. Eine Tafel aus falschem Marmor besagte, das Streben nach Wissen sei nützlich und edel.
    »Glauben Sie, es wird schwierig sein, Mr Shgakespeafe zum Mitkommen zu überreden?«, fragte mich Bowden.
    In diesem Augenblick trat Shgakespeafe vorsichtig aus einer Seitentür des Gebäudes. Er trug einen verbeulten Koffer und blinzelte unsicher in der Sonne. Ohne zu zögern, kletterte er auf den Rücksitz unseres Wagens, zog ein Notizbuch heraus und fing fieberhaft an zu kritzeln.
    »Nun«, sagte ich, »beantwortet das Ihre Frage?«
     
    Die Sonne sank hinter die Hügel, und es schien plötzlich kühler zu werden. Jedes Mal, wenn ein Geräusch aus den Wäldern kam, zuckte Shgakespeafe zusammen und sah sich ängstlich um, ehe er weiterkritzelte. Ich wollte mich gerade auf den Weg machen, um Stig abzuholen, als er auch schon aus der Tür trat. In den Händen hielt er drei große ledergebundene Handbücher.
    »Haben Sie, was Sie brauchen?«
    Er reichte mir eins der Bücher, das ich aufs Geratewohl aufschlug. Wie sich herausstellte, handelte es sich um einen kompletten Bauplan für Neandertaler. Goliath hatte seine gentechnischen Forschungen sorgfältig dokumentiert. Die Seite, die ich aufgeschlagen hatte, enthielt eine genaue Beschreibung der Neandertaler-Hand.
    Ich gab Stig das Buch zurück, und er legte es zu den übrigen in den Kofferraum. Wieder ertönte ein schrecklicher Klagelaut aus der Ferne.
    »Ein Ächzen war's wie zwischen Tod und Leben!«, murmelte Shgakespeafe und machte sich noch kleiner.
    »Wir sollten lieber aufbrechen«, sagte ich. »Da draußen ist etwas, und wir sollten uns auf den Weg machen, ehe es sich zu sehr für uns interessiert.«
    »Schimären?«, sagte Bowden. »Das glaube ich nicht. Wir haben doch null Komma keine gesehen, seit wir in diesem Tal sind.«
    »Wir sehen sie nicht«, sagte Stiggins, »weil sie nicht wollen, dass wir sie sehen. Es gibt hier Schimären. Und sie sind
gefährlich.
«
    »Danke, Stig«, sagte Millon und wischte sich die Stirn mit einem großen Taschentuch ab. »Das war jetzt sehr hilfreich.«
    »Es war nur die Wahrheit, Mr de Floss.«
    »Bitte behalten Sie Ihre Wahrheit in Zukunft für sich.«
    Ich schlug die hintere Wagentür zu, sobald sich Stig neben Shgakespeafe geklemmt hatte, dann setzte ich mich vorn auf den Beifahrersitz. Bowden fuhr los, so schnell es der Wagen erlaubte.
    »Millon«, fragte ich, »gibt es noch eine andere Strecke?«
    Er studierte die Karte. »Nein, warum fragen Sie?«
    »Weil diese Straße geradezu ideal für einen Hinterhalt ist.«
    »Das wird ja immer besser«, erklärte Millon.
    »Ganz im Gegenteil«, sagte Stig, der alles ganz wörtlich nahm. »Das ist gar nicht gut. Wir finden es äußerst peinlich, von Schimären gefressen zu werden.«
    »Peinlich?«, keuchte Millon. »Gefressen zu werden ist
peinlich

    »Nun ja«, sagte Stiggins. »Die Handbücher zum Neandertaler-Nachbau sind weitaus wichtiger als wir.«
    »Das ist vielleicht
Ihre
Ansicht«, sagte Millon. »Meiner Ansicht nach bin
ich
derzeit das Einzige, was hier wichtig ist.«
    »Wirklich sehr
menschlich
«, sagte Stig.
    Wir brausten die Straße hinauf, passierten den Felsvorsprung und fuhren auf den finsteren Wald zu.
    »Ha, mir juckt der Daumen schon«, sagte Shgakespeafe in düsterem Tonfall, »sicher naht der Sünde Lohn!«
    »Da!«, schrie Millon und zeigte mit zitternden Fingern hinaus. Ich sah ein großes, haariges Biest, das hinter einer vom Sturm gefällten Eiche verschwand. Und dann noch ein zweites, das sich von Baum zu Baum schwang. Sie versteckten sich also nicht mehr. Wir konnten sie überall sehen, als die Wälder immer näher an die Straße herankamen und wir an den umgestürzten Autos vorbeifuhren. Überall trotteten Monster mit Zottelhaaren, Klauen und Zähnen durchs Unterholz, experimentelle Geschöpfe einer wild wuchernden, unkontrollierten Industrie. Ein dumpfer Schlag erschütterte uns, als eins der Tiere von einem überhängenden Ast auf unser Autodach sprang und dann mit

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