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Thursday Next 04 - Es ist was Faul

Thursday Next 04 - Es ist was Faul

Titel: Thursday Next 04 - Es ist was Faul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jasper Fforde
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    »HALT!«
    Ich drehte mich um. Eine zierliche junge Frau stand vor mir, ganz außer Atem. Sie schob sich das blonde Haar aus der Stirn und lächelte schüchtern. Es war Cindy.
    »Ich trete an ihre Stelle«, sagte sie und gab dem Fährmann sein Geld.
    »Wie kannst du das tun?«, fragte ich. »Du bist doch selbst schon fast tot.«
    »Nein«, sagte sie. »Bin ich nicht. Ich würde sogar überleben. Sollte ich zwar nicht, aber so ist es nun mal. Der Teufel sorgt für die Seinen. Jedenfalls manchmal.«
    »Aber du hinterlässt Betty und Spike –«
    »Hör mal zu, Thursday. Ich habe achtundsechzig Menschen getötet.«
    »Also hast du Samuel Pring
doch
umgebracht.«
    »Ein Glückstreffer. Aber hör mal: Achtundsechzig unschuldige Seelen ermordet. Und das alles für Geld. Du kannst so opfermütig sein, wie du willst, aber das ändert alles nichts daran, dass ich gelähmt bin und nie wieder aus dem Knast kommen werde, selbst wenn ich gesund werde. Ich werde Betty nie wieder im Arm halten und Spike auch nicht. Du bist ein viel besserer Mensch als ich, Thursday, und auch für die Welt ist es besser, wenn du weiterlebst.«
    »Aber darum geht es doch gar nicht«, sagte ich. »Wenn die Zeit gekommen ist, muss man doch –«
    »Hör zu«, sagte sie wütend. »Lass mich auch mal was Gutes tun, ja? Ich will wenigstens ein halbes Prozent von dem wieder gutmachen, was ich an Unglück angerichtet habe.«
    Ich starrte sie zweifelnd an, als das Skelett mit dem rostigen Brustharnisch wieder heranklapperte. »Gibt es immer noch Ärger, Ms Next?«
    »Noch einen Moment, bitte! Wir haben da etwas zu klären.«
    »
Bitte!
«, bat Cindy. »Es ist mir wirklich sehr wichtig.«
    Ich sah das Skelett an. Vermutlich hätte es mit den Augen gerollt, wenn es denn welche gehabt hätte.
    »Die Entscheidung liegt ganz bei Ihnen, Ms Next«, sagte der Knochenmann, »aber eine von Ihnen muss jetzt ins Boot steigen, sonst werde ich hier gefeuert, und das wäre nicht recht. Ich muss schließlich eine knochige Frau und zwei junge Skelette durchfüttern, die noch aufs College gehen.«
    Ich drehte mich zu Cindy um und streckte die Hand aus. Sie ergriff sie und zog mich in ihre Arme. »Vielen Dank«, flüsterte sie mir ins Ohr. »Und achte ein bisschen auf Spike für mich, ja?«
    Rasch sprang sie ins Boot, ehe ich es mir womöglich anders überlegte. Sie setzte sich in den Bug, lächelte wehmütig und sah zu, wie der Fährmann sich auf seine Stange lehnte und das Boot in den Fluss hinausstieß. Gemessen an ihren Sünden war es nur eine schmale Buße, dass sie mich rettete, aber es tat ihr sehr gut. Und mir auch. Während das Boot mit Cindy lautlos im Nebel verschwand, wandte ich mich ab und ging über die Fußgängerbrücke ins Leben zurück.

42. Erklärungen
    Hunderttausende von trauernden Engländern und Staatsoberhäupter aus aller Welt kamen gestern nach Wigan, um Präsident Formby zu ehren, der vor zwei Wochen starb. Der Trauerzug führte kilometerweit durch die Midlands, wo die Straßen von Menschen gesäumt waren, die sich von dem Mann verabschieden wollten, der neununddreißig Jahre lang ihr Präsident war. Beim Gottesdienst in der Kathedrale von Wigan erinnerte der neue Staatskanzler, Mr Redmond van de Poste, besonders an den lebenslangen Einsatz des Präsidenten für den Weltfrieden. Der Lancashtre-Männerchor sang begleitet von zweihundert Ukulelen das schöne Lied
With
My
Little Stick of Blackpool Rock,
und anschließend bat der Kanzler die dänische Königin, mit ihm
Your Way is My Way
zu singen, was nach seiner Ansicht »wesentlich dazu beitragen wird, die Spannungen zwischen unseren Ländern zu mildern«.
    THE TOAD 4. August 1988
    »Eine Zeit lang stand es auf Messers Schneide«, sagte Landen, der an meinem Bett saß und meine Hand hielt. »Einmal dachten wir sogar, du würdest nicht überleben.«
    Ich lächelte vorsichtig. Ich war erst am Tag zuvor aus dem Koma erwacht, und jede Bewegung löste heftige Stiche in meinem Kopf aus. Ich sah mich um. Auch Joffy, Miles und Hamlet saßen an meinem Krankenbett. »Hallo, Jungs.«
    Sie lächelten und hießen mich wieder im Diesseits willkommen.
    »Wie lange …?«, fragte ich leise.
    »Zwei Wochen«, sagte Landen. »Wir dachten … wir dachten wirklich schon –«
    Ich drückte sacht seine Hand und warf dann einen hastigen Blick in die Runde.
    Landen erriet meine Gedanken sofort. »Er ist bei seiner Großmutter. «
    Ich hob meine Hand, um meinen Kopf zu berühren, spürte aber nur einen dicken Verband

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