Thursday Next 04 - Es ist was Faul
ich verbeult hatte, als ich in den Severn gestürzt war. Ich schob das Garagentor auf.
»Danke, Mum. Bist du sicher, dass du mit Friday zurechtkommst?«
»Bis heute Nachmittag um vier. Aber du musst mir etwas versprechen.«
»Und was soll das sein?«
»Du musst heute Abend an meiner Gruppe der Anonymen Angehörigen der NichtungsOpfer teilnehmen.«
»Mum –«
»Das wird dir sehr gut tun. Vielleicht lernst du auch jemanden kennen. Dann vergisst du vielleicht diesen Linden.«
»Landen!
Sein Name ist
Landen
. Und ich will und werde ihn nicht vergessen.«
»Dann wird die Gruppe dich auch unterstützen. Außerdem lernst du vielleicht etwas. Ach, und könntest du bitte Hamlet mit in die Stadt nehmen? Mr Bismarck ist wegen dieser Schleswig-Holstein-Angelegenheit gegenwärtig nicht gut auf Dänen zu sprechen.«
Meine Augen verengten sich. Hatte Joffy womöglich recht? Hatte meine Mutter wirklich ein Techtelmechtel mit Bismarck?
»Was ist denn mit Emma?«, fragte ich. »Soll ich die auch mitnehmen?«
»Nein, warum?«
»… ach, nur so.«
Ich hob Friday hoch und gab ihm einen Kuss. »Sei ein braver Junge, Friday. Du bleibst heute bei Nana.«
Friday warf erst mir und dann Mum einen Blick zu, steckte den Zeigefinger der linken Hand in die Nase und sagte: »
Sunt in culpa qui officia id est laborum?
«
Ich fuhr ihm mit der Hand durchs Haar, und er zeigte mir den Popel, den er erbohrt hatte. Ich lehnte das Geschenk dankend ab, wischte ihm die Hand mit einem Taschentuch sauber und machte mich auf die Suche nach Hamlet. Ich fand ihn im Vorgarten, wo er Emma und Pickwick gerade ein paar Fechtübungen vorführte. Sogar Alan war davon so beeindruckt, dass er für den Augenblick darauf verzichtete, die anderen Dodos zu tyrannisieren. Als ich ihn rief, kam Hamlet eilig gelaufen.
»Entschuldigung«, sagte der Dänenprinz, während ich das Garagentor öffnete. »Ich habe ihnen nur gerade gezeigt, wie dieser verrückte Laertes gekriegt hat, was er verdiente.«
Ich zeigte ihm, wie er in den Porsche steigen musste, setzte mich ans Steuer und ließ den Motor an. Dann fuhr ich zum Brunel Centre hinunter.
»Sie scheinen mit Emma gut auszukommen …«
»Mit wem?«, fragte Hamlet.
»Lady Hamilton.«
»Ach,
die!
Nettes Mädchen. Wir haben sehr viel gemeinsam.«
»Was denn zum Beispiel?«
»Nun«, sagte Hamlet und dachte angestrengt nach. »Wir haben beide einen Freund namens Horatio.«
Wir tuckerten um den Kreisverkehr herum, und ich zeigte auf das neue Stadion mit seinen vier Flutlichtmasten, das alles ringsum überragte.
»Das ist unser Krocket-Stadion«, sagte ich. »Dreißigtausend Plätze. Da sind die
Swindon Mallets
zu Hause.«
»Ist Krocket hier draußen ein großer Sport?«
»Oh, ja«, sagte ich, denn ich hatte früher seihst viel gespielt. »Es hat sich allerdings sehr entwickelt. Die Mannschaften sind jetzt viel größer – in der
World Croquet League
sind es auf jeder Seite zehn Spieler. Sie müssen den Ball so schnell wie möglich durch die Tore bringen, da geht es manchmal ganz schön rau zu. Ein verirrter Ball kann einen umhauen, und ein hart geschwungener Schläger ist eine tödliche Waffe. Die WCL besteht darauf, dass die Spieler Schutzkleidung tragen und die Zuschauer durch Plexiglas-Wände geschützt werden.«
Ich bog in die Manchester Road ein und parkte hinter einem Griffin-6 Lowrider.
»Und was machen wir jetzt?«
»Ich geh zum Friseur. Oder dachten Sie, ich würde die nächsten drei Wochen wie Jeanne d'Arc herumlaufen?«
»Ah!«, sagte Hamlet. »Sie hatten es seit einiger Zeit nicht mehr erwähnt, deshalb habe ich gar nicht mehr dran gedacht. Wenn es Ihnen recht ist, bleibe ich hier sitzen und schreibe Horatio einen Brief. Wird ›Pirat‹ mit einem ›t‹ geschrieben oder mit zwei?«
Als ich zum Frisiersalon kam, musterten mich die Haarkünstlerinnen mit blankem Entsetzen, bis plötzlich Lady Volescamper, die Frau des Bürgermeisters, die Swindons Hautevolee anführte, auf mich zeigte und mit klirrender Stimme erklärte: »So etwas will ich. Etwas Neues! Ein bisschen Retro! Damit mach ich beim Hausball Furore!«
Mrs Barnet, die oberste Hairstylistin und Klatschtante der Gemeinde wandelte ihren angeekelten Gesichtsausdruck augenblicklich in ein angestrengtes Lächeln um und sagte diplomatisch: »Aber natürlich. Ihr Stilgefühl wird nur von Ihrer Kühnheit übertroffen, Lady Volescamper.«
Die Angesprochene kehrte zu ihrer Lektüre von
FeMole
zurück. Sie schien mich nicht zu erkennen, was
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