Thursday Next 04 - Es ist was Faul
Gonzago. Ich hab mich schon immer gefragt, wie das eigentlich funktioniert. Können wir mich mal ansehen?«
»Ich denke, schon«, sagte ich unsicher. »Wollen Sie das wirklich?«
»– von des Bezirk kein Wandrer wiederkehrt –«
»Allerdings. Ich weiß, dass manche Leute im Außenland glauben, ich wäre kein dynamischer Anführer, sondern ein Zauderer, der sich zu nichts entschließen kann, und ich habe den Verdacht, dass diese ›Schauspieler‹ etwas damit zu tun haben. Ich muss mir das ansehen.«
Ich überlegte, ob es eine Interpretation gab, wo er nicht ganz so zögerlich auftrat. »Wie wäre es, wenn wir uns den Film von Zeffirelli ansehen«, sagte ich schließlich.
»Wer spielt mich?«
»Mel Gibson.«
»– so macht Bewusstsein Feige aus uns allen –
«
Hamlet starrte mich mit offenem Mund an. »Das ist ja
fantastisch!
«, sagte er voller Begeisterung. »Ich
liebe
Mel Gibson!« Er dachte einen Augenblick nach. »Den Horatio … spielt dann sicher Danny Glover, nicht wahr?«
»– von des Gedankens Blässe angekränkelt
–«
»Nein, nein.
Zwei Profis räumen auf
ist etwas völlig anderes als Hamlet.«
»Tja«, sagte Hamlet nachdenklich. »Ich glaube, da irren Sie sich. Eigentlich heißt die Serie ja
Lethal Weapons
. Da steckt doch schon sehr viel Pazifismus drin. Und die Hauptfigur fängt auch mit Selbstzweifeln an. Er denkt sogar an Selbstmord, aber dann rafft er sich auf und bringt die Bösewichter um. Wird Ophelia von Patsy Kensit gespielt?«
»Nein«, sagte ich geduldig. »Von Helena Bonham Carter.«
Das stimmte ihn wieder fröhlicher. »Hey, das ist ja klasse! Wenn ich das Ophelia erzähle, flippt sie aus! Falls sie das nicht ohnehin schon getan hat.«
»Vielleicht sollten wir uns doch lieber den Film von Laurence Olivier ansehen. Kommen Sie, wir haben zu arbeiten.«
»– und Wagestücke aus der Bahn gelenkt, verlieren so der Handlung Namen –
«
Der WillSprech-Hamlet verstummte klickend und summend und wartete auf die nächsten zwei Shilling.
5. Ham(let) und Cheese
Nach fünf Jahren sorgfältigster Überlegungen hat der Stadtrat jetzt mit der Benennung der »Sieben Wunder« von Swindon begonnen, um den Fremdenverkehr zu beleben. Die Prozedur umfasst siebenundzwanzig einzelne Schritte und ist die teuerste und komplizierteste bürokratische Maßnahme, welche die Stadt jemals durchgeführt hat. Sie könnte durchaus auch selbst als ein Wunder gelten. Die Entscheidung liegt beim Sieben-Wunder-Sonderausschuss, der die Ergebnisse der Sieben-Wunder-Arbeitsgruppe begutachten wird, die sich wiederum auf Vorlagen von sechs verschiedenen Unterausschüssen stützen. Die Auswahl des Sonderausschusses muss anschließend noch von allen Referaten der Stadtverwaltung bestätigt werden, ehe sie dem Stadtrat vorgelegt wird. Dazu sind eigens inter-referentielle Prüfungsgruppen gebildet worden. Das komplizierte, ja geradezu byzantinische und außerordentlich teure Genehmigungsverfahren ist bereits für den begehrten
Red Tape Award
der Fachzeitschrift
Bürokratie heute
nominiert worden.
SWINDON GLOBE NEWS 12. Juni 1988
Ich stellte den Wagen im Parkhaus über dem Brunel Centre ab und kaufte einen Parkschein. Dabei musste ich feststellen, dass sich der Preis seit meinem letzten Aufenthalt verdreifacht hatte. Ich warf einen Blick in mein Portemonnaie. Ich hatte gerade noch fünfzehn Pfund, drei Shilling und ein altes Skyrail-Ticket.
»Knapp bei Kasse?«, fragte Hamlet, als wir das Einkaufszentrum betraten.
»Sagen wir, mein Reichtum besteht vor allem in offenen Rechnungen.«
In der BuchWelt war Geld nie ein Problem gewesen. Alle Einzelheiten des täglichen Lebens wurden von einer Instanz geregelt, die man Narrative Voraussetzung nannte. Wenn es nicht eigens erwähnt wurde, musste der Leser einfach mal davon
ausgehen
, dass man sich die Haare gekämmt und eingekauft hatte und dass man auf der Toilette gewesen war. Der Autor brauchte diese Dinge in der Regel nicht zu erwähnen, und ich hatte diese Banalitäten der wirklichen Welt in der Tat fast vergessen. Jetzt genoss ich sie beinahe. Sie waren so wunderbar stumpfsinnig.
Hamlet studierte die Schlagzeilen der Zeitungen. »BLUTRÜNSTIGE DÄNEN«, sagte er nachdenklich. »
Hunderte von englischen Bürgern ermordet
. Was soll das bedeuten?«
»Das bezieht sich auf einen Wikingerüberfall vor über zwölfhundert Jahren, Hamlet. Ich weiß auch gar nicht, ob die Wikinger überhaupt Dänen waren.«
»Das heißt, wir sind nicht wirklich die Erbfeinde
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