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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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wieder einmal. Ich kann es reparieren, wenn du mich läßt.«
    Sie runzelte die Stirn, doch ihr Gesichtsausdruck veränderte sich schon wieder. Sie gestikulierte mit dem Kopf. Er sah die beiden Stunner, die auf ihn gerichtet waren, sah ein, daß er unmöglich einen Fluchtversuch unternehmen konnte. Sie gab ihm die Waffe in die Hände. »Dann repariere es, wenn du so scharf aufs Sterben bist.« Ihrem Ton konnte er entnehmen, daß sie glaubte, er habe den Verstand verloren. Er fragte sich selbst, ob es nicht stimmen mochte.
    Er kniete nieder und ließ sich zurücksinken, sofort spürte er die beißende Kälte, die sich durch seine Hosenbeine fraß. Er legte den Strahler in den Schoß und zog die Handschuhe aus, dann öffnete er das Säckchen mit den Werkzeugen an seinem Gürtel. Er nahm eine haarfeine magnetisierte Rute aus dem Säckchen und schob sie in die Öffnung an der Unterseite des Haltegriffs. Er ertastete den unsichtbaren Mechanismus behutsam. Seine schwitzenden Hände drohten an dem eiskalten Metall festzukleben, doch er bemerkte es kaum. Er ertastete den Weg entlang der Höhlung, bis er schließlich an die fragliche Kreuzung kam, wo zwei Streben sich ineinander verhakt hatten. Dann zog er den Draht wieder heraus und dankte den Göttern, daß es das Problem gewesen war, was er vermutet hatte. Er legte die Sonde an ihren Ort zurück, wunderte sich, warum ihn das noch kümmerte, dann reichte er die Waffe wieder der alten Vettel. Er hielt ihrem Blick ausdruckslos stand. »Du solltest keine Spielzeuge schenken, wenn du sie nicht warten kannst.«
    Sie riß ihm die Waffe aus der Hand, ein Fetzen Haut blieb daran kleben. Er verzog das Gesicht, doch seine Hände waren so gefühllos wie Holz. Wie sein Gesicht, wie sein Gehirn. Er erhob sich und ließ dabei die Handschuhe fallen. Wenigstens hatte er seine Überlegenheit über diese Wilden demonstriert, wenigstens konnte er jetzt sauber und ehrenvoll sterben, von einer überlegenen Waffe exekutiert.
    Doch sie richtete sie nicht auf ihn. Statt dessen drehte sie sich um und zielte auf eine Staude immergrünen Buschwerks weiter unten an der Klippe. Sie feuerte, er hörte das elektrische Rascheln des Strahls, gefolgt von einer Explosion, dann ging einer der Büsche in Flammen auf. Bewundernde Rufe wurden um ihn her laut, die Gier nach Tod stand wieder in allen Gesichtern geschrieben.
    Die Vettel wandte sich wieder zu ihm um. »Gute Arbeit, Fremder.« Sie lächelte ohne eine Spur Menschlichkeit.
    Er betrachtete den brennenden Busch aus den Augenwinkeln. Der Rauch sammelte sich unter der Klippenwand, der Geruch des brennenden Holzes war aufdringlich und fremd. Aber verbranntes menschliches Fleisch roch wie jedes andere Stück Braten auch ... »Ich bin ein Kharemoughi, ich kann mit verbundenen Augen jedes Teil reparieren. Das hebt uns über die Stufe von Tieren hinaus.«
    »Aber du wirst sterben, wie jeder von uns auch, Fremder. Möchtest du wirklich sterben?«
    »Ich bin bereit, zu sterben.« Er straffte sich, nun schien sein ganzer Körper einem anderen zu gehören.
    Sie hob die Waffe, ihre Hände zitterten etwas vor Anstrengung. Ihre Augen forschten in seinem Gesicht, während ihre Finger sich um den Abzug krümmten. Sie wollte, daß er zusammenbrach und um sein Leben winselte. Aber diese Befriedigung würde er ihnen nicht gönnen ... sterben mußte er so oder so.
    »Töte ihn! Töte ihn!« Die ungeduldigen Stimmen der Zuschauer wurden laut. Er betrachtete den dichten Reigen der Gesichter. Den Ausdruck des jungen Mädchens konnte er nicht deuten.
    »Nein.« Die alte Frau ließ die Waffe sinken und grinste höhnisch und boshaft. »Nein, wir werden ihn nicht töten, wir werden ihn behalten. Er kann die Ausrüstung reparieren, die wir seinem Volk am Raumhafen stehlen.«
    »Er ist gefährlich, Schamanin!« sagte einer der Männer wütend und enttäuscht. »Wir können ihn nicht brauchen.«
    »Ich sage, er lebt!« keifte die Hexe. »Er will doch sterben, seht ihn euch an! Ein Mann, der keine Angst vor dem Tod hat, ist verrückt – und es bringt Unglück, einen Verrückten zu töten!« Sie grinste ihn immer noch mit selbstvergessenem Spott an.

    Gundhalinu spürte, wie sich der fatalistische Nebel klärte, während er endlich begriff: Sie wollten ihm keinen sauberen Tod gönnen, sie wollten ihn zu ihrem Sklaven machen ... »Nein, ihr schäbigen Tiere!« Er warf sich auf die alte Frau mit der Waffe. »Tötet mich, verdammt! Ich will nicht ... «
    Sie riß instinktiv die Röhre

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