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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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daß es sich um drei Männer, die Alte und eine weitere Frau handeln mußte ... er vermutete, daß der Jugendliche ebenfalls weiblichen Geschlechts war, war sich dessen aber nicht sicher. Diese verdammte Welt stellte die Zivilisation auf den Kopf, daß er nicht mehr nach seinen gewohnten Maßstäben urteilen konnte.
    Eines aber war ihm sonnenklar – daß er hier nicht wieder lebend herauskommen würde. Ihn würden sie als nächstes töten. Diese Erkenntnis machte ihn benommen, er lehnte sich schweratmend gegen den Felsen zurück. Er bemerkte, wie sie Ihre Schneebrillen hochschoben, um ihn besser betrachten zu können, sah aber keine Gnade in den himmelfarbenen Augen. Einer von ihnen betastete den Ärmel seines Mantels. Er stieß den Arm weg.
    »Was sollen wir denn mit dem hier machen?« Die Jugendliche stieß einen der Männer mit dem Ellbogen beiseite, um besser sehen zu können. »Kann ich ihn haben? Oh, bitte laß ihn mir, Ma!« Der Stunner zeigte wieder auf ihn. Er erkannte, daß sie mit der alten Frau sprach. »Für meine Sammlung!«
    Plötzlich hatte er die Vision, wie sein abgeschlagener Kopf, getrocknet auf einen Pfahl gespießt, wie ein Stück Fleisch im gräßlichen Kühlfach eines Leichenschauhauses. Sein Magen revoltierte wieder, er preßte die Zunge gegen den Gaumen.
Götter ...! Götter, nur das nicht. Wenn ich schon sterben muß, dann laßt mich wenigstens sauber sterben ... und rasch.
    »Halt's Maul, Göre!« sagte die Vettel scharf. Das Mädchen schnitt hinter ihrem Rücken eine Grimasse.
    »Ich sage, töten wir ihn gleich, Schamanin«, sagte die andere Frau. »Töten wir ihn so häßlich wie möglich, dann werden die anderen Fremden Angst haben, noch einmal hierher zu kommen.«
    »Wenn ihr mich tötet, werden sie euch überhaupt nicht mehr in Ruhe lassen!« Gundhalinu machte einen Schritt nach vorn und sah, wie zwei Messer aus verborgenen Scheiden gezückt wurden. »Man kann einen Polizeiinspektor nicht ungestraft ermorden. Sie werden erst ruhen, wenn sie euch gefunden haben.« Er wußte, er sagte das nur, um sich selbst zu beruhigen, denn es stimmte nicht. Er spürte die mangelnde Überzeugung hinter seiner Lüge, was auch den anderen nicht entging. Er begann zu zittern.
    »Wer wird je erfahren, was geschehen ist?« Die alte Furie grinste wieder. Ihre Zähne waren makellos und so weiß wie der Schnee. Er fragte sich absurderweise, ob sie falsch waren. »Wir könnten deine Leiche in eine Gletscherspalte werden, dann würde das Eis deine Gebeine bedecken. Nicht einmal deine vielen Götter würden dich je finden!« Sie riß unvermittelt das Ding an sich, das über ihrer Brust hing, und bohrte es ihm in die Brust. »Ihr glaubt wohl, ihr könnt uns auf unserem eigenen Land jagen, Fremder? Ich bin die Mutter. Die Erde ist mein Geliebter, die Felsen, die Vögel und die Tiere sind meine Kinder. Sie sprechen zu mir, ich verstehe ihre Sprache.« Der Nebel des Irrsinns verwandelte ihre Augen in Porzellan. »Sie verraten mir, wie man einen Jäger jagt. Dafür wollen sie eine Belohnung, ein Opfer.« Gundhalinu sah hinab auf die Metallröhre, die ihn am Felsen festnagelte, und erkannte einen polizeieigenen Elektronenstrahler, bevor sein Blick sich trübte. Er richtete sich mit aller Macht auf und kontrollierte seine physischen Reaktionen mit äußerster Willenskraft, während die alte Hexe zurückwich. Auch die anderen entfernten sich mit ihr aus der Reichweite der Waffe und ließen ihn in einem Kreis zertrampelten Schnees allein. Seine Lungen schmerzten von der kalten Luft, sein Mund tat weh. Jeder Atemzug konnte sein letzter sein, doch er sah keine Rückblende auf sein Leben, keine grundlegende Enthüllung kosmischer Wahrheiten ... in diesem letzten Moment war nichts ... er empfand überhaupt nichts .. .
    Die alte Frau hob die Waffe und betätigte den Abzug.
    Gundhalinu schwankte, doch der Schock blieb aus. Er öffnete die Augen; er hatte gar nicht bemerkt, daß er sie geschlossen hatte, und sah, wie die Frau wieder und immer wieder den Abzug betätigte. Ohne Erfolg. Sie stammelte wie von Sinnen und schüttelte die Waffe. Frustrierte Flüche wurden von Seiten der Zuschauer laut.
    Er trat unsicher einen Schritt vor und streckte die Hände aus. »Ich kann es dir reparieren«, schlug er kläglich vor.
    Verwirrung leuchtete in den blauen Augen auf. Sie riß die Waffe aus seiner Reichweite.
    Er blieb mit ausgestreckten Händen, deren Handflächen nach oben zeigten, geduldig stehen. »Klemmt. Das passiert hin und

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