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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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hier, verdammt!«
    Er griff an dem erstarrten und verblüfften TierPardée vorbei und riß den Steuerknüppel zurück, worauf sie steil in die Höhe schossen. Er spürte, wie er zitterte, und rang um Kontrolle. »Komm schon!«
    »Inspektor, was, zum ...« Doch TierPardée konnte seinen Satz nie beenden, denn ein gebündelter Energiestrahl traf sie von unten und fegte sie aus dem Himmel.
    Gundhalinu sah kurz ein wirbelndes, blau-schwarz-weißes Bild, das unauslöschlich in seinem Gehirn verankert wurde, der freie Fall erfüllte ihn mit Übelkeit, bis die Stabilisatoren des Fahrzeugs wieder funktionierten und das Trudeln ausglichen. Aber nicht den Sturz abfingen - sie stürzten wie ein Stein der Oberfläche entgegen, wo sie unweigerlich zerschellen würden. Seine Hand griff instinktiv nach dem Starterknopf, drückte ihn immer wieder, bis sein betäubtes Gehirn den Grund dafür erkannte, weshalb keine Reaktion erfolgte: der Strahl hatte die Abschirmung der Energieeinheit durchschlagen. Er konnte nichts mehr tun.
Nichts ...
TierPardée neben ihm saß wie eine Plastikpuppe im Sessel und keuchte, ein Geräusch, das er zunächst für Lachen hielt. Der Himmel verschwand, er sah die schneeverwehte Oberfläche des Planeten und dazwischen die schwarzen Klippen, die wie Fangzähne nach ihnen zu schnappen schienen .. .
    Doch bevor sie auf den Klippen aufschlugen, prallten sie auf den Schnee, und das rettete ihnen das Leben. Der Schnee wurde zu einem dichten, blendenden weißen Vorhang aufgewirbelt und bremste die Wucht des Aufpralls, die ihn aber dennoch heftig nach vorn schleuderte, daß sein Helm gegen die Windschutzscheibe schlug.
    Lange Zeit lag er bewegungslos da, gehalten von der Umarmung der Gurte, lauschte dem Glockengeläut und war außerstande, seinen Blick zu klären oder einen Laut von sich zu geben. Er wußte, es gab etwas Bedeutendes, das er sagen mußte, er mußte eine Warnung durchgeben – aber er vermochte sie weder im Mund noch im Gehirn zu formulieren. Es war unerträglich heiß in der Kabine, was ihm seltsam erschien, denn schließlich waren sie ja im Schnee begraben.
Begraben. Begraben. Tot und ... ?
Er schloß die Augen. Etwas stank. Seine Augen taten weh .. . Die Luft. Die Luft war schlecht und roch nach ... Tod. Verbrannt.
    Seine Augen tränten. Er öffnete sie wieder. Schmorende Isolierungen, das war es. Draußen ... vor dem Fenster ... der Schnee begann auf der Scheibe zu schmelzen. »Pardée. Kurzschluß! Raus hier!« Nicht einmal er konnte die Worte richtig verstehen. Er schüttelte Tier-Pardée, doch der Patrouillenmann öffnete die Augen nicht. Er hing reglos in seinem Gurt. Gundhalinu fummelte an den Schnallen, bis er sich schließlich befreit hatte. Er versuchte die Tür zu öffnen, doch sie war vom Schnee blockiert. Er hämmerte sinnlos mit der Faust dagegen, sein Kopf schmerzte bei jedem Hieb. Schließlich kroch er auf die Seite und trat mit den Füßen dagegen, wobei er alle Wucht in die Tritte konzentrierte. Die Tür gab Zentimeter um Zentimeter nach, bis sie schließlich unerwartet ganz aufsprang und er halb hinausstürzte.
    Er landete mit den Knien in einer Schneeverwehung, sein Körper konnte die plötzlichen Wechsel von Heiß nach Kalt kaum verkraften. Er zog sich an der Flanke des Fahrzeugs in die Höhe und zwang seine Gummibeine, ihn zu stützen. Der eiskalte Wind heulte gefährlich über die bereits unerträglich heiße Energieeinheit. Er mußte TierPardée herausholen und sich mit ihm soweit wie möglich zurückziehen, bevor der Schweber sich in einen Stern verwandelte.
    Er beugte sich wieder in die Kabine, doch etwas packte ihn am Kragen und riß ihn grob zurück. Diesmal hörte er keine Glocken, dafür aber die häßliche Musik menschlichen Lachens, das von den Klippen widerhallte. Häßlich deshalb, weil er wußte, daß sie über ihn lachten. Er rollte sich vornüber und krabbelte auf die Knie, um seine Peiniger anzusehen. Es überraschte ihn nicht, weiße Parkas und Beinkleider und ein halbes Dutzend bleicher, amorpher Gesichter zu sehen, halb bedeckt von geschlitzten Holzbrillen, wie die gewölbten Augen mancher Insektenoidenarten. Aber es waren Menschen – nomadische Winter, Pfalla-Züchter von der Gelegenheit zu Dieben gemacht, die ihre traditionellen hellen Gewänder mit der antiseptischen Kleidung arktischer Außenweltler-Kommandos vertauscht hatten. Ein Schlag in den Rücken setzte seiner Beobachtung ein Ende. Er kippte kopfüber in den Schnee, jemand rollte ihn auf die

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