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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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geküßt. »Ich glaubte daran ... ich glaubte immer daran, hoffte, betete ... « Seine Stimme brach. »Aber ich hätte mich niemals getraut, dich zu fragen. Es stimmt. Ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll!«
    »Was ... was ist denn?« Sie schüttelte sich geistig und physisch aus.
    »Die Mers, Mond! Die Mers ...«
    ... eine intelligente, sauerstoffatmende, im Wasser beheimatete Lebensform, die durch genetische Manipulation künstlich erschaffen worden ist, um als Wirtskörper für Experimente bezüglich der Langzeitwirkung von Viren der speziellen Klasse IV zu dienen ...
Die biologischen Klassifizierungen des Alten Imperiums waren endlos aus ihr hervorgeströmt, alle ohne Bedeutung für sie. Doch Ngenet hatte ihr jedes Detail erzählt, das sich in seine Erinnerung eingebrannt hatte. Seine Stimme barst vor Emotionen.
Intelligente Lebensform ... intelligent .. .
    Mond fühlte, wie Silkys Tentakel ihre Arme festhielten, während er einen Salto mit ihr vollführte, der sie in den Ring schwimmender Körper hineintrug. Sie sah die blaue Decke der Bucht weit oben vorübergleiten, danach den sandigen, schattigen Boden mit seinen Kolonien von Meerlebewesen und Krustazeen. Überall hier unten existierte Leben, einzeln oder in Schwärmen, vertraut und unbekannt, Jäger und Gejagte ... und sie konnte sich in der Gesellschaft der Mers frei zwischen allen bewegen, deren angestammtes Territorium sie nun besuchen durfte, die wenig hier unten bedrohten und die nichts in den Meerestiefen fürchteten, die nichts fürchteten – außer der Jagd.
    Sie hatte Miroe verblüfft gefragt, wie denn die Außenweltler verantworten konnten, das Wasser des Lebens anzuwenden, obwohl sie wußten, daß die Mers mehr als nur Tiere waren. »Sie müssen es doch wissen, wenn es die Sibyllen wissen.«
    »Die Menschen behandeln einander schon seit ewigen Zeiten selbst wie Tiere. Wenn sie schon im Spiegel kein intelligentes Wesen erkennen können, dann ist es nicht verwunderlich, daß sie Nichtmenschen noch viel schlimmer behandeln.« Ngenet hatte zu Silky geblickt, der unbeteiligt an der Reling stand und dem Auf und Ab der Wasser zusah. »Und selbst wenn die Mers nur Tiere wären, welches Recht hätten wir, sie nur um unserer Eitelkeit willen zu töten? Die Mers sind genetisch gezüchtet. Wahrscheinlich stellen sie einen Test dar, aber das Alte Imperium ist zusammengebrochen, bevor jemand ihre Infektion, den Menschen die Unsterblichkeit zu verleihen, erkennen konnte. Doch das Töten der Mers, um das Wassers des Lebens zu gewinnen, das reicht ins Chaos nach dem Zusammenbruch des Imperiums zurück – als diejenigen, die selbst Unsterblichkeit wollten, sich nicht darum kümmerten, ob sie gleichzeitig Leben vernichteten. Wahrscheinlich wurde die Wahrheit bereits vor einem Jahrtausend unterdrückt, als die Hegemonie erstmals diese Welt wiederentdeckte. Daher muß man sich jetzt nur noch Gedanken darüber machen, was das auf die Dauer kosten wird .«
    »Aber ... warum hat das Alte Imperium die Mers überhaupt intelligent gemacht?«
    »Das weiß ich nicht. Und du auch nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Es muß einen Grund gegeben haben – aber welchen? Ich weiß nur, daß man ihnen ihre Intelligenz nicht nur gegeben hat, damit sie Opfer der Jagd werden können!« Danach hatte er ihr erzählt, warum er Verwendung für geschmuggelte Güter und Kontakte zu Schmugglern hatte. Das war eine Tradition, die von seinem Großvater und seinem Vater herrührte. Sein Großvater war der erste hier geborene Vorfahr gewesen, der die Mers geliebt hatte, wie er diesen Planeten geliebt hatte, und daher hatte er aus seinem Stück Land eine Zuflucht gemacht. Doch spätere Generationen hatten sich nicht mit einer passiven Roll als Beschützer zufriedengeben wollen, daher hatte man mit geheimen Feindseligkeiten gegen die Jäger begonnen – mit Warnungen, Störungen, Sabotage –, bis »... zu dem Tag, an dem die Blauen in sein Reservat eingedrungen sind und ein Loch in unser aller Leben gerissen haben.« Und wieder hatte er prüfend nach Norden geblickt, mit einem Lächeln, das nichts mit seinen Worten zu tun hatte.
    Doch nun, nach erneuten einhundertfünfzig Jahren der Ausbeutung, verließen die Außenweltler Tiamat wieder. Die Ungerechtigkeit, gegen die er gekämpft hatte, würde bald zu Ende sein ... und die Zeit der Regression und Unwissenheit rückt wieder näher, eine weitere Drehung des Rades des Vergeblichen. Aber wenigstens würde der Sommer die Mers vor weiteren

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