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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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beide entkommen konnten.
    Sie schwamm durch die Lücke und zog Silky hinter sich her, kurz bevor das Netz sie mit den in Panik geratenen Mers einschließen konnte. Doch sie klammerte sich an das Netz und bemühte sich verbissen, den Riß zu vergrößern, schrie immer nur ohnmächtig: »Hier, hier! Kommt raus! Kommt raus! Kommt raus!« Doch sie konnte sich, schluchzend vor ohnmächtigem Zorn, nicht verständlich machen. Die Panik der Mers war jenseits aller Vernunft, und die wenigen, die herauskamen, wurden mehr von der Masse der anderen herausgedrückt, ohne daß sie etwas dafür konnten. Sie suchte nach ihrer Mermutter, konnte sie aber nicht finden. Doch sie fuhr fluchend und keuchend fort, auf das Netz einzuhacken ohne nennenswerte Erfolge zu erzielen. Die Mers ertranken, sie ertranken hilflos für ihre Mörder, und sie konnte nichts daran ändern.

    Silky hing benommen neben ihr am Netz und bewegte sich unbeholfen, gelähmt von seiner Wunde oder den Ultraschallgeräuschen, die die Mers zum Wahnsinn trieben. Sie sah auf und erblickte zwei der Hunde, die ihn mit Tentakeln umklammerten um ihn vom Netz wegzuziehen, als .. .
    Mehr Tentakel umklammerten sie von hinten, blendeten sie beinahe und versuchten, ihr das Messer aus der Hand zu winden, mit dem sie ihren Angreifer bedrohen wollte. Sie zogen wie wütende Schlangen an ihrer Gesichtsmaske, fanden den Luftschlauch und rissen ihr den Regulator aus dem Mund. Das eiskalte Wasser drang in die Maske ein, ihre aufkommende Panik verlieh ihr doppelte Kräfte. Doch die lebenden Fesseln der Hunde gaben nicht nach, und es waren nur die Kräfte einer ertrinkenden Frau .. .
    Doch als ihr Kopf durch die Wasseroberfläche tauchte, als ihre berstenden Lungen gierig die Luft einsogen, nach dem ersten, schmerzenden Atemzug erkannte sie, daß man sie nicht zum Ertrinken unter Wasser gehalten hatte, daß sie noch nicht mit ihr fertig waren.
    Sie stolperte ungläubig, als ihre Beine sich in Ufergras verfingen, rieb sich die brennenden Tränen des Ozeans aus den Augen, sah das Wasser flacher werden und das Ufer näherkommen. Zwei der Hunde zerrten sie auf festen Boden, halb zogen und halb trugen sie sie zur steinigen Küste der Mergefilde hoch. Aber da waren keine Mers mehr zu sehen, und die Hunde ließen sie grob fallen, wo sie hustend und keuchend liegenblieb. Sie hörte, wie ein zweiter Körper neben ihr aufschlug und sah Silky, der neben ihr auf den harten Steinen lag. Sie stemmte sich auf den Ellbogen in die Höhe, um zu ihm zu gelangen, um nach seiner Wunde zu sehen, aber sie konnte nicht, daher berührte sie nur zärtlich seine Schulter.
    Dann richtete sie sich auf, jeder Atemzug schien flammend ihre zerschundene Kehle hinabzukriechen. Sie nahm ihre Atemmaske ab. Kalter Wind strich ihr übers Gesicht. Nach einer Weile tauchten noch mehr Gestalten aus dem Wasser am Ufer auf, die eine unüberschaubare Anzahl Merkadaver ins seichte Gewässer zerrten, um sie dort mit ihren Messern aufzubrechen. Mond vergrub ihre Fäuste in den Strandpflanzen und wimmerte leise, aber nicht um sich.
    In der Nähe, direkt am Ufer, stand eine seltsame, ganz in Schwarz gekleidete Gestalt, die zusah. Es war die Gestalt eines Mannes, aber er hatte den Kopf einer Totemkreatur. Sie sah ihn winken und gestikulieren, seine gedämpfte Stimme aber erreichte sie durch den Wind nur unverständlich – aber es war eine menschliche Stimme. Die ersten Mers wurden ans Ufer gezogen. Sie sah einen Hund bei jedem knieen, sah ein Messer blitzen, dann spritzte Blut leise seufzend über das Fell. Es wurde in einem Sammelbehälter aufgefangen. Dann, Körper ohne Anmut, denen man das Leben gestohlen hatte, ließ man sie einfach am Strand ihrer Vorfahren liegen, wo sie verwesen würden, oder den Aaasvögeln als Festmahl dienen.
    Monds Augen verschwammen, sie konnte nicht länger zusehen. Übelkeit stieg in ihr auf, gefolgt von mörderischem Haß. Ihre Hand umklammerte fest und immer fester einen großen Stein, sie kniete hin. Neben ihr regte sich auch Silky, dann sprang er mit einer abrupten Bewegung empor und stützte sich an ihrer Schulter ab. Sie hörte ihn sprechen, konnte die Worte aber nicht verstehen, doch sie spürte die tiefe Wunde, die der Anblick seiner mordenden Artgenossen in ihm hinterlassen hatte, die seine Freunde umbrachten. Er ging weiter, strauchelte, dann erst folgte sie ihm hastig. Er ging auf das unmenschliche Wesen in Schwarz zu, das inmitten eines Rudels der Hunde stand.
    »Silky ... « Sie stolperte,

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