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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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kickte ihre Flossen weg, dann eilte sie ihm rascher hinterher.
    Der Schwarzgekleidete sah kaum zu ihnen herüber. »Haltet sie auf.« Er winkte mit einer Hand, worauf drei der Hunde sich von ihm entfernten, um Silky den Weg zu verstellen. Sie umzingelten ihn, ohne zu zögern. Sie vernahm Worte in einer fremden Sprache, Murmeln, dann sah sie, wie sie sich fertigmachten. Tentakel zuckten, sie sah ein Messer .. .
    »Nein! Silky!« Sie rannte los. Der dritte Hund machte einen Ausfall und drängte sie ab – doch sie konnte das zustoßende Messer noch erkennen, das sein Ziel nicht verfehlte. Sie schrie, als hätte sie den Stich selbst empfangen. Silky stürzte zu Boden wie ein Stein. Der Schwarzgekleidete drehte sich bei ihrem Schrei um, aber da hatte sie den sie angreifenden Hund bereits mit aller Wucht getreten, was ihn zu Fall brachte. Die beiden anderen hielten sie fest, während der dritte blutend aufstand und die Kapuze ihres Anzugs herunterriß, um ihre Kehle freizulegen. Ihr Haar fiel über die Schultern, Tentakel griffen danach und rissen groß ihren Kopf zurück.
    »Halt!« Jemand hatte das Wort gebrüllt. Aber sie hatte keine Zeit, und auch keine Stimme, sie sah nur ein Kaleidoskop von Wolken und Himmel, während die blutbesudelte Klinge an ihre Kehle zuckte .. .
    Der Anprall brutaler Gewalt schleuderte die Hunde weg von ihr, sie stürzte haltlos zu Boden. »Laßt sie in Ruhe! Für was, zum Teufel, haltet ihr euch eigentlich?« Die schwarzen Stiefel des Maskierten standen vor ihr und bewahrten sie wie ein Schutzwall vor dem Ansturm. Sie blickte auf, konnte aber nur eine Silhouette gegen den hellen Himmel erkennen. »Weil sie eine Sibylle ist, verdammt nochmal, darum! Was habt ihr vor, mich zu vergiften? Macht, daß ihr wegkommt und werft dieses Messer ins Meer!« Er winkte sie beiseite, dann kam er einen Schritt auf sie zu und kauerte sich an ihrer Seite nieder.
    Mond richtete sich erschöpft auf, ein Rinnsal von Blut rann von ihrer Kehle und über die Tätowierung, in den Nacken, über Schultern und Brüste.
    Der Mann in Schwarz ... sie war nun sicher, daß es ein Mann war, der sich hinter einer Maske verbarg. Sie konnte lediglich seine Augen sehen, die waren graugrün. Er griff unsicher mit dem Handschuh nach ihrer Kehle. Sie wich entsetzt zurück, doch er wischte mit einer plötzlichen Bewegung das Blut von ihrer Tätowierung. Er erschauerte, als er das Zeichen des Kleeblatts sah. Er rieb den Handschuh heftig im Sand. »Götter, werde ich verrückt?« Er wandte den Blick ab, als suchte er am Ufer nach einer Antwort, einer Verneinung, einer Zustimmung. »Du bist nicht wirklich. Das kann nicht sein! Was bist du?« Er faßte ihr erneut ans Kinn, um ihr Gesicht anzuheben, schließlich strich er ihr fast zärtlich über die Wange, das Haar. »Nicht sie ...« Es klang wie ein Flehen.
    Sie hob die Hand zur Kehle, wo sich ein stechender Schmerz von Ohr zu Ohr zog, vom Kinn zum Brustbein. Sie verbarg ihre Wunde und das Kleeblatt vor seinem Blick. »Mond«, sagte sie, ohne zu wissen, weshalb sie ihren Namen preisgab, aber dankbar dafür, noch eine Stimme zu haben, mit der sie ihn aussprechen konnte. »Sibylle ...« Ihre Stimme wurde härter. »Ja, das bin ich! Und ich möchte Ihnen sagen, daß Sie sich soeben des Mordes schuldig gemacht haben, des hundertfachen Mordes. Sie haben kein Recht, in diesem Land zu jagen. Kein Mensch hat das Recht, intelligente Wesen zu töten!« Sie deutete mit einer Hand zu dem Gemetzel am Strand, sah aber nicht hin. »Das ist Mord!«
    Seine Augen folgten ihrem Finger, dann sah er sie wieder an, seine Pupillen waren so grün und kalt wie Smaragde. »Sei still, verdammt!« Sein Blick blieb suchend und fragend auf ihr ruhen, er rang die Hände. »Verdammt, verdammt! Was tust du hier? Wie konntest du hierher kommen und mich
so
sehen? Nachdem du mich verlassen hast ... Ich könnte dich dafür umbringen!« Er drehte den Kopf weg, um sie nicht mehr ansehen zu müssen, brüllte seine Worte in den Wind.
    »Ja! Ja! Töte mich auch, Merschlächter, Sibyllenmörder, Feigling – verdammt sollst du sein!« Sie wandte sich ihm zu, die Bewegung verursachte ihr Schmerzen in der Kehle. »Vergiß mein Blut und lade seinen Fluch auf dich!« Sie streckte ihre blutigen Finger aus, um ihn zu berühren, zu verletzten, zu infizieren .. .
    Aber ihre Hand verlor die Kraft und sank herab, als sie das Symbol sah, das er über dem schwarzen Anzug trug, das runde Medaillon mit dem Doppelkreuz, das Zeichen der

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