Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin
kam und ein größeres Mädchen hinter sich herzog. »Riechst du das? Ich hatte dir doch befohlen, dich während meiner Abwesenheit um sie zu kümmern!«
»Das habe ich auch . ..«, schrie das ältere Mädchen auf, als Blodwed sie an den Haaren packte und schüttelte.
»Ich sollte dir das Gesicht darin reiben, Fossa! Aber ich werde dich verschonen, wenn du hier saubermachst, bevor ...«
»Schon gut, schon gut!« Das ältere Mädchen wich zum Tor zurück und wischte Schmerzenstränen weg. »Du elende kleine Schlampe!«
»Halt! Was stimmt nicht mit ihm?« Blodwed deutete an Mond vorbei auf den Außenweltler.
»Er ist krank. Er versuchte zu entkommen, als wir ihn zum Pissen rausließen, dabei rannte er mitten in einen Schneesturm. Er lief im Kreis herum, und wir fanden ihn wieder.« Sie machte eine Geste, die Verrücktheit andeutete, dann schüttelte sie den Kopf und verschwand in der Passage.
Blodwed kam durch die Kammer, kauerte sich neben Mond jeder und betrachtete den kranken Außenweltler. »Ugh. « Sie einklammerte seinen Kiefer grob mit einer Hand, während sie versuchte, seinen Kopf zu drehen. »Warum hast du das getan?« Er schloß die Augen.
»Ich glaube nicht, daß er dich hören kann.« Mond legte eine Hand auf die seine und drückte einmal kurz, bevor sie wieder losließ. »Er braucht einen Heiler, Blodwed«, fordernd.
»Wird er sterben?« Blodwed ließ sich auf die Knie sinken, plötzlich war die Frechheit aus ihrer Stimme verschwunden. »Hier gibt es keinen Heiler. Ma hat das immer gemacht, aber die ist nicht mehr richtig im Kopf. Und sie hat nie jemanden darin unterrichtet. Kannst du ihm helfen?«
Mond betrachtete sie. »Vielleicht kann ich das .. .« Sie zupfte an den Strähnen ihres Haars. »Habt ihr Außenweltlermedizin?« Blodwed schüttelte den Kopf. »Wie sieht es mit Kräutern aus?«
»Ich kann die von Ma stehlen. Aber die sind alt . ..« Blodwed stand erwartungsvoll auf.
»Hol sie!« Mond sah ihr nach. Sie war verwirrt von ihrer Bereitwilligkeit. Sie hob den Arm des Außenweltlers und fühlte seinen Puls, hielt den Atem an, als sie sah, daß die Innenseite seines Unterarms ganz mit Narben überzogen war. Sie sah ihn stumm und ungläubig an, dann ließ sie den Arm behutsam wieder sinken. Sie hielt seine Hand allerdings weiter und bemühte sich, nicht zu denken.
»Hier sind sie.« Schließlich kam Blodwed wieder durch die Tür, sie trug ein in Fell eingewickeltes Bündel, das mit Knochen und Metallteilen verziert war. Sie öffnete es und breitete den Inhalt vor ihr auf dem Boden aus. »Neutronenaktivierung«, sagte sie winkend. »Ma sagt immer Zauberworte. Sagst du auch Zauberworte, Sibylle?« Ohne eine Spur von Hohn.
»Ich nehme schon an.« Mond nahm einige Bündel getrockneter Pflanzen auf und roch daran. Ihre Hoffnung schwand. »Ich kenne keine davon.«
»Nun, das hier ist ...«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich meine, ich weiß nicht, wie ich sie anwenden muß.« KR Aspundh hatte ihr vom Untersuchungsdienst des Alten Imperiums berichtet, der, bevor eine Welt zur Kolonisierung freigegeben wurde, dort verschiedene Arten von Heilkräutern angepflanzt hatte, verschiedene Exemplare für verschiedene Ökosysteme. »Auf den Inseln werden viele Kräuter zum Heilen verwendet.«
Wir nannten sie die Gaben der Herrin.
»Ich muß fragen ...
du
mußt mich fragen, du mußt eine Eingabe verlangen, wirst du das tun?« Blodwed nickte eifrig. »Frag mit nach ihrer Verwendung.« Mond gestikulierte. »Vergiß nicht was ich sage – du mußt es dir exakt merken, sonst wird es nichts nützen. Kannst du das?«
»Klar.« Blodwed grinste arrogant. »Ich kann alle Strophen de Fährtenliedes singen. Das kann sonst keiner mehr. Ich kann jedes Lied singen, das ich einmal im Radio gehört habe.«
Mond gelang der Ansatz eines Lächelns, das allerdings von den Schmerzen in ihren Wangen unterdrückt wurde. »Dann beweise es. Frage mich, ich werde antworten.
Eingabe ...«
Blodwed räusperte sich und setzte sich aufrecht hin. »Oh, Sibylle, sag mir ... äh, wie wirken diese magischen Pflanzen?«
Mond nahm ein Kräuterbündel auf und spürte dabei, wie sie in den Schacht des Vergessens sank ...
... Clavally. Sie tauchte wieder ins Licht, um ein Gesicht zu sehen, das sie kannte, Clavallys errötetes und verblüfftes Gesicht, zerzaustes Haar, entblößte Schultern, sie war ihr so nahe wie ...
Danaquil
Lu. Sie sah, wie Clavally eine Decke heranzog und sich hastig bedeckte.
Clavally, tut mir leid,
dachte sie
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