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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Platte neben seinem Kopf. Sie legte eine Hand auf seine Stirn.
Kühler,
ohne richtig zu glauben, daß er das war. »Bitte komm zurück ...«
Beweise, daß ich ein Recht habe, am Leben zu sein und mich Sibylle zu nennen.
Sie beugte sich hinab und preßte den Kopf gegen den harten Rahmen seiner Koje.
    »Bist du ... also für mich zurückgekommen?«
    Sie blickte auf und erkannte die Bemühungen des Außenweltlers, die Augen zu öffnen. »Ich ... ich habe dich nie verlassen.« Er schüttelte stirnrunzelnd den Kopf, als ergäbe es keinen Sinn für ihn. »Ich war niemals weg.« Sie wiederholte es in Sandhi.
    »Ah.« Er betrachtete sie aus zusammengekniffenen Augen. »Dann habe ich keine Furcht. Wann ... werden wir gehen?«
    »Wann? – Bald.« Sie strich durch sein drahtiges Haar, sah ihn lächeln. Da sie nicht verstand, was er wollte, sagte sie nur: »Wenn Ihr kräftiger seid.« Ohne es zu merken benützte sie nun die Höflichkeitsform.
    »Ich vermeinte nicht, daß Ihr so freundlich sein würdet. Bleibt bei mir ... bis dann?«
    »Das werde ich.« Hinabblickend sah sie in den Topf mit kräftiger Medizinbrühe, der unberührt dastand. Sie hob ihn auf. »Ihr müßt dies trinken.« Sie schob einen Arm unter seine Schultern und rollte ihn auf die Seite. Er machte gehorsam eine Hand frei, konnte aber die Tasse nicht halten. Wieder sah sie die tiefen Narben an der Innenseite seiner Handgelenke. Sie hob ihm die Tasse an die Lippen und flößte ihm die Brühe ein. Als er fertig war, mußte er husten, seine Brust rasselte, als wäre sie voller Steine. Der Plastiktopf entglitt ihrer Hand und rollte unter seinen Verschlag. Sie hielt ihn in ihren Armen und teilte ihre Stärke mit ihm, bis der Anfall vorüber war, und noch etwas länger.
    »Ihr fühlt Euch so real an.« Er seufzte an ihrer Schulter. »So freundlich ... «
    Sie ließ ihn auf das Lager zurückgleiten, da er bereits wieder eingeschlafen war. Dort betrachtete sie ihn lange, bevor sie sich gegen den Holzrahmen seiner Lagerstätte sinken ließ, den Kopf in den Ellbogen legte und ebenfalls die Augen schloß.
     
    »Du bist real.«
    Er begrüßte sie mit diesen Worten wie eine alte Freundin, ohne Höflichkeitsanrede. Sie hob den Kopf von ihrem eingeschlafenen Arm, lehnte sich verwirrt zurück und blinzelte.
    Der Außenweltler sank gegen die Bettwand zurück, wo er einige Decken als Stütze zusammengeknüllt hatte. »Träumte ich ... oder hast du tatsächlich zu mir in Sandhi gesprochen?«
    »Das tat ich«, sagte sie in Sandhi. Mond knetete die Finger, spürte ein vertrautes Kribbeln, als das Blut wieder in ihrem Arm zirkulierte. »Ich ... ich kann es nicht glauben. Du warst so krank.« Schimmernde Wärme erfüllte sie.
Aber die Macht kam über mich, und ich habe dich geheilt.
    »Ich hielt dich für den Kindsräuber. Als ich jung war, sagte meine Krankenschwester, er ist so bleich, wie die Sonne glänzen würde ... « Er ließ sich schwerer gegen die Decken sinken. »Aber du bist kein Geist. Bist du ...?« Als würde er seinen Sinnen immer noch nicht ganz vertrauen.
    »Nein.« Sie massierte mit ihrer anderen Hand ihren schmerzenden Nacken, zuckte zusammen. »Sonst hätte ich nicht solche Schmerzen.« »So bist du auch eine Gefangene?« Er beugte sich blinzelnd vor, denn seine Augen waren immer noch entzündet. Sie nickte. »Dein Gesicht ... sie haben dich nicht – belästigt?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Sie haben mich nicht verletzt. Bisher ... fürchten sie mich.«
    »Fürchten dich?« Er blickte zur Tür. Die fernen Geräusche eines neuen Tages im Lager drangen wie Laute aus einer anderen Welt zu ihnen.
    Sie hob den Kopf, er starrte sprachlos ihre Kinnwunde an, bevor sein Gesicht erschlaffte. »Sibylle?«
    Sie beugte den Kopf wieder.
    »Götter, das geht zu schnell!« Er legte sich wieder nieder und ließ einen erneuten Hustenanfall über sich ergehen.
    Aus den Augenwinkeln heraus erkannte sie, daß etwas verändert war. Sie wandte sich um und sah einen Stapel blauer Kleidungsstücke hinter sich, daneben einen Krug und eine Schüssel . mit Dörrfleisch. »Jemand hat uns Essen gebracht.« Noch während sie sprach, griff ihre Hand danach. »Essen ...« - dabei wußte sie nicht einmal, wie lange es her war, seit sie das letztemal etwas gegessen hatte.
    »Blodwed. Vor Stunden, ich gab vor, zu schlafen.«
    Mond tat einen tiefen Zug aus dem Krug. Er enthielt eine kremige, weiße Flüssigkeit, die wie Ambrosia ihre Kehle hinabrann und in ihrem zusammengeschrumpelten Magen

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