Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
Vom Netzwerk:
gluckerte. »Oh ...« Plötzlich setzte sie den Krug beschämt ab und kniete sich hin. »Hier.« Sie füllte die Plastiktasse und hielt sie ihm hin.
    »Nein.« Er bedeckte die Augen mit dem Arm. »Ich will es nicht.«
    »Du mußt. Du brauchst Kraft um gesund zu werden.«
    »Nein. Nicht . ..« Er nahm den Arm von den Augen, hob den Kopf und sah sie an. »Ja, ich glaube schon.« Er nahm die fasse in seine unversehrte Hand. Auch an deren Gelenk sah sie Narben. Er erkannte ihren Blick, hob aber kommentarlos den Krug zum Mund und trank.
    Mond kaute an einem Streifen Dörrfleisch, das sie hinunterschluckte, bevor sie fragte: »Wer bist du? Wie bist du hierher gekommen?«
    »Wer ich bin?« Er betrachtete seinen Uniformmantel, berührte ihn. Sein Gesicht veränderte sich, nahm einen verwunderten Ausdruck an, wie ein Mann, der aus dem Koma erwacht. ›Gundhalinu, Sibylle. Polizeiinspektor Gundhalinu ...« – er verzog das Gesicht – »... von Kharemough. Sie schossen meinen Schweber ab und nahmen mich gefangen.«
    »Wie lange bist du schon hier?«
    »Ewig.« Er öffnete die Augen wieder. »Und du? Sie haben dich vom Raumhafen entführt? Wo bist du her, Big Blue oder Samathe?«
    »Nein, Tiamat.«
    »Hier? Aber du bist eine Sibylle.« Er nahm die Tasse von den Lippen. »Die Winter sind nicht ... «
    »Ich bin eine Sommer. Mond Dawntreader Sommer.«
    »Wo hast du Sandhi gelernt?« Etwas Dunkleres als Neugier schwang darin mit.
    Mond runzelte unsicher die Stirn. »Auf Kharemough.«
    »So ist dir diese Welt verboten. Wie bist du zurückgekommen?« Seine Stimme brach, da sie zu schwach für seine autoritäre Fragestellung war.
    »Wie ich ging – mit Techschmugglern.« Ohne es zu merken, verfiel sie wieder in ihre Heimatsprache, denn sie war überrascht und unangenehm berührt angesichts seiner Direktheit. »Was willst du daran ändern, Blauer? Mich festnehmen? Deportieren?« Sie stemmte entrüstet die Hände gegen die Hüften.
    »Ich täte beides – wäre ich in der Position, es zu tun.« Er folgte ihr treu wie ein Hund von Sprache zu Sprache. Doch seine Rechtschaffenheit fiel von ihm ab und ließ ihn schlaff und ausgepumpt auf seinem Lager zurück. Er lachte, ein heiseres, bellendes Geräusch. »Aber keine Sorge. Flach auf meinem Gesicht ... mit dem Abschaum des Kosmos ... in einem Stall lebend ... ich bin nicht in der Position.« Er trank den Krug leer, dann ließ er ihn an einem Finger über den Rand der Koje hängen. Mond füllte das Gefäß nach und reichte es ihm wieder.
    »Eine schmuggelnde Sibylle.« Er trank vorsichtig und beobachtete sie. »Ich dachte, ihr solltet der Menschheit dienen, und nicht euch selbst. Oder trägst du diese Tätowierung nur aus rein geschäftlichen Gründen?«
    Mond errötete vor Zorn. »Das ist verboten!«
    »Schmuggeln auch. Aber es wird geschmuggelt.« Er hustete heftig. Versprühte Tropfen des Getränks über sich, über sie.
    »Ich bin keine Schmugglerin!« Sie wich zurück und wischte die Tropfen von ihrer Parka. »Aber nicht, weil ich es für falsch halte. Ihr seid diejenigen, die im Unrecht sind, Gundhalinu, ihr Blauen – ihr laßt eure Völker herkommen und nehmen, was sie wollen, ohne uns etwas dafür zu geben.«
    Er lächelte gnadenlos. »Du hast also tatsächlich diesen simplen Köder geschluckt? Wenn du wahre Gier und Ausbeutung sehen möchtest, dann geh zu Welten, wo unsere Polizeitruppe nicht ist, um den Frieden zu wahren! Oder um zu verhindern, daß Leute wie du zurückkommen und Ärger machen, wenn sie ihre Welt erst einmal verlassen hatten.«
    Mond ließ sich auf die Fersen nieder, sie sagte nichts, mußte die Worte aber mit Gewalt zurückhalten. Auch Gundhalinu sagte nichts mehr, sie lauschte seinen pfeifenden Atemzügen. »Dies ist meine Welt, ich habe ein Recht, hier zu sein. Ich bin eine Sibylle, Gundhalinu, und ich diene meiner Welt so, wie ich es kann.« Etwas Barscheres als Stolz brachte ihre Stimme zum Vibrieren. »Ich kann das beweisen. Frage – Und ich werde antworten.«
    »Unnötig, Sibylle.« Ein entschuldigendes Wispern. »Das hast du bereits. Ich sollte dich dafür hassen, daß du mich geheilt hast .. .« Er rollte auf den Bauch und sah auf sie hinab. Sie erschrak über seinen Gesichtsausdruck und faßte sich an die Handgelenke. »Aber ich weiß, ich bin am Leben und nicht allein, wenn ich dein Gesicht sehe ... dich eine zivilisierte Sprache sprechen höre, meine Heimatsprache. Götter, ich hätte nie geglaubt, sie noch einmal hören zu dürfen! Ich danke dir

Weitere Kostenlose Bücher