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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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diese Möglichkeit nachzudenken. »Vielleicht...« Er kratzte sich am Kiefer. »Wenn du so sicher bist, daß Mond nicht dieselbe ist, warum erzählst du ihr dann nicht alles?«
    Gundhalinu schüttelte den Kopf. »Ich habe es versucht.« Er betrachtete seine Handgelenke und strich mit gleichgültigen Fingern über die Narben. »Wie sollte ich ihr denn so etwas sagen können?«
    »Gescheiterter Selbstmörder«, wisperte Herne.
    Gundhalinu erstarrte, schließlich versuchte er, wieder auf die Beine zu kommen. Doch dann erkannte er, daß Herne ihn dieses Mal nicht verspotten wollte.
    »Hat sie dich dazu gebracht?« fragte er mit unverhohlener Neugier, aber ohne Mitleid. Herne zupfte wie ein Harfenspieler an seinen Krücken.
    »Nein.« Gundhalinu schüttelte den Kopf und ließ sich wieder zurücksinken. »Sie gab mir Grund zu der Erkenntnis, daß es einen Sinn hatte, weiterzuleben.« Es berührte ihn seltsam, daß ihm nichts ausmachte, das auf dem Boden sitzend einem Unklassifizierten zu erzählen. »Mein Leben lang befand ich mich in dem Glauben, daß es unmöglich ist, weiterzuleben, wenn der Panzer der Ehre nicht mehr intakt ist. Und doch bin ich noch hier ...« – nicht ganz ein Lachen – »... nackt vor dem Universum. Und das tut höllisch weh – aber vielleicht liegt das nur daran, daß ich jetzt alles viel klarer fühle.«
Und ich weiß nicht, ob ich es so will, oder nicht.
     
    »Du wirst dich daran gewöhnen«, sagte Herne säuerlich. »Weißt du, ich habe überhaupt nie verstehen können, wie das zu erklären ist – warum ihr Techs immer Gift schlucken müßt, wenn euch das Leben einen Tritt in die Eier verpaßt. Du müßtest jetzt schon hundertfach gestorben sein, wenn du mein Leben gelebt hättest – tausendfach!«
    »Du hast recht.« Gundhalinu zuckte bei der Vorstellung zurück, in Hernes Verstand gefangen zu sein. »Götter, das wäre ein viel schlimmeres Schicksal als der Tod.«
    Herne sah ihn mit schwarzer Abscheu an, mit dem unversöhnlichen Haß des halbe? Volkes seiner Welt, bis seine spröde Arroganz splitterte und er seinen Blick senkte. »Ja. ›Tod vor Entehrung‹ ist ein Privileg der Reichen. Wie das Wasser des Lebens ...«
Aber niemand hat wirklich die Macht über Leben und Tod.
    »Ich glaubte immer, es könnte nichts wichtigeres als mein Leben geben, daß ich Weichlinge wie dich niemals würde verstehen können, die alles wegwerfen. Überleben war das einzig Wichtige, dabei spielte es keine Rolle, wie man überlebte ...«
    »War?« Gundhalinu lehnte den Kopf gegen die Wand. Die Vergangenheitsform war ihm nicht entgangen. Seine Zunge erforschte abwesend die Stelle, wo der Zahn fehlte. Er folgte Hernes Blick zu dem Exoskelett, das seine unter Körperhälfte umgab und erkannte, daß es in seinen Augen den Verlust all dessen bedeutete, was Herne zum Mann gemacht hatte – in seinen eigenen Augen, und in den Augen der Welt, in die er gehörte. »Du mußt nicht hier bleiben, das weißt du. Du könntest das auf Kharemough wieder in Ordnung bringen lassen.«
    »Nach fünf Jahren?« Herne hob die Stimme, als wollte er sich auf das Abspulen aller Gegenargumente vorbereiten, die er schon jahrelang mit sich selbst durchkaute. »Niemand hat so viel Geld. Ich am allerwenigsten ... Ich habe nicht einmal genug, um diesen verdammten Dreckbatzen zu verlassen!«
    »Geh zu den Behörden. Sie werden keinen Außenweltler zurücklassen, der nicht bleiben will.«
    »Ja, klar.« Herne holte eine Flasche unter seinem Bett hervor, entkorkt sie und trank daraus, ohne ihm etwas anzubieten. »Gar nicht so dumm, Blauer. Aber kannst du dir vorstellen, wie viele noch offene Verfahren gegen mich in der Heimat laufen? Und überall sonst. Wenn du glaubst, ich würde den Rest meines Lebens in einer Strafkolonie Blut und Wasser schwitzen, dann hast du dich getäuscht.« Er nahm einen weiteren, tiefen Zug.
    »Dann sieht es so aus, als hättest du nicht mehr allzu viele Möglichkeiten.«
Und wahrscheinlich verdienst du auch keine.
Doch unerwartet verspürte er Sympathie
Gesegnete Ahnen – was wäre, wenn er in meinem und ich in seinem Körper geboren wäre ... ?
»Tut – mir leid.«
    »So so.« Herne wischte sich den Mund ab. »Was ist mit dir, wirst du zurückgehen, damit sie dich von der Truppe ausstoßen und in ein Gefängnis werfen? Nein. Hölle, nein, du wirst wahrscheinlich auf nicht zurechnungsfähig plädieren. Ein Verbrechen aus Leidenschaft – du hast es aus Liebe getan. Liebe .. .
Liebe ist eine Krankheit!«
Seine

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