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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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eben, schließlich bin ich der Türhüter.«
    Mond lächelte, und mehr konnte er nicht sehen.
     

40
    »Oh, mein schmerzender Rücken!« Tor streckte sich ausgiebig in der Abgeschiedenheit des Lagerraums im Kasino. Die Worte hallten von den Wänden wider, denn sie waren fast kahl, fast alle Vorräte waren aufgebraucht, und die Kellner gaben sich größte Mühe, auch noch den Rest an den Mann zu bringen. »Komm schon, Pollux, trag die letzte Kiste Tlaloc für mich nach draußen, bevor ihre Zungen schwarz werden!« Sie gähnte, hörte das Knirschen ihres Kiefers.
Leer?
»Jetzt hab' ich endgültig den Verstand verloren.«
    »Wie du meinst, Tor.« Pollux ging stoisch durch den Raum, er folgte ihrem Zeigefinger wie ein gehorsamer Hund.
    Sie kicherte albern vor Erschöpfung. »Ich schwöre, du machst das absichtlich. Du könntest mir erzählen ...«
    »Wie du meinst, Tor.« Pollux verband sich mit dem Kran.
    Sie klappte das Kinn herunter, ihre Gefühle stürzten aus großer Höhe herab. »Oh, verdammt, Polly ... was soll ich nur ohne dich anfangen? Ich werde dich wirklich vermissen, du öliger Blechkasten.« Sie richtete ihre Perücke. »Oyarzabel kann nur zwei Dinge für mich tun, die du nicht kannst, und wenn wir diese Welt erst verlassen haben, dann wird es nur noch eines sein – und das kann jeder andere Mann auch. Kein Wunder, daß er eifersüchtig ist.« Sie lachte freudlos. Oyarzabal hatte nur unter der Bedingung in eine Heirat eingewilligt, daß sie sich zuerst Pollux vom Hals schaffen mußte. Sie hatte zugestimmt und das weitere Glied der Kette erkannt, mit der er sie zu seiner Sklavin machen wollte. Er
will dasselbe wie ich ...
    warum bemüht er sich dann, es zu ändern?
Sie verschob ihre Perücke, richtete sie wieder. »Aber, verdammt, wer soll mir dann meine Schönheit erhalten? Lasten schleppen und die Fischfresser von Sommer zu Königinnen machen – für dich sind das Kleinigkeiten. Wunderst du dich nicht manchmal über dich selbst, Pollux? Kannst du das wirklich alles tun, ohne dich jemals nach dem Warum und Wieso zu fragen?« Sie befahl ihn wieder herbei. »Oder ob das Mädchen ihren Geliebten vor der Königin retten wird, oder warum sie überhaupt so verrückt ist, einen so verkommenen Kerl wie diesen Dawntreader zu wollen?«
    Er hatte ihr mit gekünstelter Aufmerksamkeit das Gesicht zugewandt, sagte aber nichts.
    »Aaaagh ...« Sie drohte ihm mit der Faust. »Ich scheine wirklich den Verstand verloren zu haben. Du merkst doch nicht einmal, wenn ich hier bin, wie soll es dir da etwas ausmachen, wenn ich nicht mehr hier bin? Warum sollte mich das bekümmern?« Sie kickte einen leeren Karton aus dem Weg. »Wenn du damit fertig bist, dann kannst du das letzte Faß dieser fermentierten Brühe für Herne holen.«
Für Starbuck. Der alte und der neue Starbuck. Ich kenne sie beide – und die Zwillingsschwester der Königin. Den Göttern sei Dank, daß ich Karbunkel bald verlasse, bevor ich mir selbst rückwärtsgehend auf der Straße begegne.
    Sie kam an der Tür an, hörte Stimmen aus dem Zimmer gegenüber des Korridors, das mit der Tür, die sicherer als die der Bank von Neuhafen war, und das sie bisher noch niemals unverschlossen gesehen hatte. Doch gerade jetzt waren die Siegel grün, sie stand einen winzigen Spalt weit offen, und die Stimme, die sie dahinter hörte, gehörte Oyarzabal. Pollux stapfte den Korridor hinab zum Kasino, selbstvergessen, doch sie trat impulsiv zu der Tür und stieß sie auf.
    Ein halbes Dutzend Köpfe flogen zu ihr herum, alle männlich, alles Außenweltler. Drei erkannte sie augenblicklich als Leutnants der Quelle. Oyarzabal kam auf sie zu, Zorn und aufkommende Panik beherrschten jede seiner Bewegungen.
    »Ich befahl Ihnen doch, die Tür zu versperren!« sagte einer der Fremden entrüstet.
    »Schon gut ... sie leitet den Schuppen hier, sie weiß alles«, rief Oyarzabal zurück. »Was, zum Teufel, tust du hier?« flüsterte er dann.
    Sie umschlang ihn mit den Armen und dämpfte seine Proteste unter einem feuchten Kuß. »Ich hatte Sehnsucht nach meinem Mann, mehr nicht. «
Und wenn ich eins nicht leiden kann, dann sind es verschlossene Türen.
    »Verdammt, Persiponë!« Er schob sie von sich. »Jetzt nicht. Wir müssen für die Quelle einen dicken Job hier in der Stadt erledigen. Später werde ich ...«
    »Etwas für die Königin?«
    Seine Hand quetschte ihren bloßen Oberarm. »Woher weißt du das?«
    Reine Vermutung.
»Du sagtest doch eben gerade, ich weiß alles.« Sie

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