Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin
›Persönlichkeitsspaltung‹ oder sowas. Das behaupten jedenfalls die Wimmerer, die Habenichtse. Die Macht zerstört die Menschen, nicht die Droge. Wie fühlt man sich denn als Habenichts, Gundhalinu-eshkrad?«
Gundhalinu ignorierte ihn, denn plötzlich löschte das Bild Funke Dawntreaders mit einem Helm seine Sicht aus. Er trat vor. »Gib mir die Kontrolleinheit, Herne! Du wirst Mond nicht in diese Schlangengrube schicken.«
Herne bewegte sich fast unmerklich, und plötzlich hatte er einen Stunner in der Hand. »Paß auf, Blauer! Ich würde vorschlagen, du gehst zur Wand zurück, wenn du nicht bekommen willst, wonach dir zu gelüsten scheint.«
Gundhalinu wich zurück, sein eigener Stunner hing bleischwer am Gürtel unter seinem Mantel. Er lehnte sich gegen die Wand und hustete hilflos, bis sein Blick verschwamm. »Macht es dir was aus ... wenn ich mich setze?« Ohne auf eine Antwort zu warten, nahm er auf dem Fußboden Platz.
»Du solltest zu einem Arzt gehen«, sagte Herne ohne eine Spur Sympathie. »Wenn ein Tech auf dem Boden sitzt, ist er so gut wie tot.«
»Kann ich nicht.« Gundhalinu öffnete seinen Mantel wieder, denn plötzlich war ihm zu heiß.
Erst wenn das hier vorbei ist.
»Du meinst, sie sind auch hinter dir her.« Eine Feststellung, keine Frage. »Deine ganzen alten Blaukumpel. Du bist mit einer illegal zurückgekehrten Mutteranbeterin auf der Flucht, du hast keinen Freund mehr auf der Welt, du hast deine Arbeit weggeworfen und deine Position und hochwohlgeborene Ehre in den Schmutz gezogen. Und alles nur aus Liebe.«
Gundhalinu blickte auf, sein Gesicht brannte, er öffnete den Mund.
»Du liebe Güte, ich kann doch zwei und zwei zusammenzählen.« Herne grinste, sein Blick versprühte Säure. »Ich bin ein Kharemoughi.« Er lehnte sich kopfschüttelnd auf einen Ellbogen. »Sie hat dich wirklich am Sack, Junge ... Was hat sie dir versprochen? Daß du sie vögeln darfst?«
»Nichts,
mekru!«
»Nichts?« Herne grinste wölfisch. »Dann bist du noch ein größerer Arsch, als ich gedacht habe.«
»Ich habe alles selbst verschuldet, was mir widerfahren ist.« Gundhalinu setzte sich etwas gerader hin und rang die Wut nieder, die in ihm aufstieg, auch die bittere Galle, die sie verursachte. »Es war meine Entscheidung, ich akzeptiere die Konsequenzen einer rationalen Handlung.«
Herne brach in Gelächter aus. »Klar, sie kann dich dazu bringen, das zu glauben! Das ist ihre Macht. Sie könnte dich davon überzeugen, daß man im Vakuum atmen kann. Das ist verdammt vernünftig, was – du rationaler Schwachkopf! Du begehrst sie so sehr, daß nichts anderes mehr zählt. Du könntest sie völlig in deiner Macht haben, eine Illegale. Statt dessen hilfst du ihr noch, einen anderen Geliebten zu finden! Götter, das ist durch und durch Arienrhod! Und beide wollen denselben Mann. Den einzigen, den sie jemals so sehr gewollt hat, daß sie sich selbst dafür haßte. Der höchste Inzest. Wenn das nicht Beweis genug ist, daß sie ein und dieselbe sind ... wenn dich das nicht überzeugt ... « Er beugte sich vor, seine Finger spielten mit den Beinschienen seines Exoskeletts. Er hatte den Kopf gesenkt.
Gundhalinu spürte Abscheu in sich aufsteigen. »Genau das hatte ich erwartet – daß du alles auf deine Ebene hinabziehen würdest, um es mit deinem Dreck zu besudeln. Du bist zu nichts Besserem fähig, du begreifst nicht einmal, was du herabwürdigst und vernichtest.«
»Woher willst du das wissen?« Herne hob den Kopf.
Gundhalinu funkelte ihn an. »Weil du nicht begreifst, warum ich Mond mehr als mir selbst helfen will. Weil du nicht fühlst, was sie an sich hat ...« Er schloß die Augen und erinnerte sich.
»Ja, ich habe mich in sie verliebt. Aber sie kann nichts dafür. Sie nahm durch Geben – und das macht den Unterschied aus.« Herne hielt das Kontrollkästchen herausfordernd in die Höhe.
»Was meinst du, warum gebe ich ihr das?«
»Rache.«
Herne senkte ohne zu antworten den Blick.
»Kein Klon kann das perfekte Abbild seines Originals sein.
Nicht einmal eineiige Zwillinge sind völlig identisch, und die sind nicht von einem Mittelsmann geschaffen. Die Kontrolle des Klonens ist nicht so perfekt, im günstigsten Fall bekommt man eine weniger perfekte Neuschöpfung.«
»Eine mangelhafte Kopie«, sagte Herne grob.
»Ja.« Gundhalinu preßte die Lippen aufeinander. »Aber warum soll sie nicht besser sein können als das Original, wenn etwas fehlt oder überzählig ist?«
Herne schien über
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