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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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drei Sklavenhändlern, die sich noch bewegen konnten, Handschellen anlegte. Ein Zittern durchlief den Körper des Jungen. Sie sah hinab und erkannte, wie er erleichtert Atem holte. Die Lider sanken über seine wilden, meerfarbenen Augen. Sie strich ihm die feuchten Locken aus dem Gesicht. »Rufen Sie das Hauptquartier, BZ, die können wir unmöglich alle auf dem Rücksitz mitnehmen. Ich glaube, unser junger Freund hier kommt wieder zu sich.«
    Gundhalinu beugte den Kopf. »Richtig, Inspektor.« Der Sklavenhändler, mit dem er gerade beschäftigt war, hob den Kopf und spie aus. »Eine Frau! Eine verdammte Weiber-Blaue! Was soll man dazu sagen! Von einem Weib übertölpelt!« Gundhalinu trat ihm unsanft mit dem Fuß in die Seite. Er stöhnte.
    Jerusha lehnte sich gegen die Wand und legte ihren Stunner ab. »Und das vergißt du besser nie mehr, du elender Mistkerl! Vielleicht können wir dem Herzen des Bösen in dieser Stadt nichts anhaben, aber wir können ganz gewiß einige Finger abschneiden.«
    Gundhalinu trat hinaus auf die Straße und ging zum Fahrzeug zurück. Wenn sich jemand von den Passanten auch fragen mochte, was hier vorgefallen war, so traute sich doch keiner, stehenzubleiben und zu fragen. Aber sie war sicher, daß alle Interessierten ohnehin schon von dem Vorfall wußten. Der Junge gab einen erstickten Laut, fast ein Stöhnen, von sich und griff mit den Händen nach seiner Brust. Er öffnete die Augen, blinzelte, dann schloß er sie rasch wieder vor dem Schein ihrer Lampe. »Glaubst du, du kannst schon aufsitzen?«
    Er nickte und streckte die Hände abstützend aus, als sie ihn zur Wand zog. Blut troff aus seiner Nase und von einer Wunde am Kinn. Sein Gesicht und sein Hemd waren mit einer öligen Substanz beschmiert. Er tastete nach den zerrissenen Ketten um seinen Hals. »Verdammt,
verdammt!
Die hatte ich gerade eben erst gekauft!« Seine Augen hatten einen glasigen Blick.
    »Nebensächlich, Hauptsache du bist in Ordnung ... « Sie verstummte, als sie die Ehrenmedaille sah, die zwischen den Perlen baumelte. »Woher hast du das?« Dann erst fiel ihr der unbewußte Befehlston ihrer Stimme auf.
    Seine Faust schloß sich abwehrend darum. »Das gehört mir!«
    »Niemand hat etwas anderes behauptet ... Stop!« Eine Bewegung in den Augenwinkeln. Sie riß die Waffe hoch. Der Sklavenhändler, der dem Eingang der Allee am nächsten lag, erstarrte auf den Knien, seine Hände waren auf den Rücken gefesselt. »Flach auf die Schnauze, du Lump, sonst geht's dir wie dem Jungen!« Er ließ sich wieder auf den Bauch sinken und bedachte sie mit einer Flut von Obszönitäten.
    »Er ...«, begann der Junge, preßte dann aber eine Hand vor den Mund. »Er wollte mir die Zunge ... herausschneiden. Sie wollten mich verkaufen! Sie sagten, sie ... ich würde ...« Er zitterte. Sie merkte, wie er um Fassung rang.
    »Stumme reden nicht. Obwohl man wahrscheinlich dort, wo sie dich hingebracht hätten, ohnehin kein Wort von dir verstanden hätte. Ganz bestimmt aber hätte sich niemand darum gekümmert ... Nein, das ist kein schöner Gedanke, nicht wahr?« Sie streichelte seinen dünnen Arm. »Aber es passiert immer wieder. Nur diese drei Kadetten werden nicht mehr mitmischen können. Bist du von einer Außenwelt?«
    Seine Hand umklammerte wieder das Medaillon. »Ja ... Ich meine, nein. Meine Mutter nicht, mein Vater schon.« Er blinzelte in dem Lichtstrahl.
    Sie verbarg ihre Überraschung. »Und das Medaillon gehörte ihm.« Es war eine Feststellung, keine Frage. Angesichts solcher Verbrechen war die Frage, woher er das Medaillon hatte, nebensächlich geworden. »Aber du bist hier aufgewachsen? Du betrachtest dich als einen Bürger Tiamats?«
    Er strich sich blinzelnd über den Mund. »Ich schätze schon.« Eine Spur Argwohn oder Zögern.
    Gundhalinu kam wieder in die Allee, der Lichtstrahl seiner Lampe überlappte den der ihren und verdrängte die Schatten. »Sie werden jeden Augenblick hier sein, Inspektor.« Sie nickte. Vor dem Jungen blieb er stehen. »Wie geht's?«
    Der Junge betrachtete Gundhalinus dunkles, fleckiges Gesicht einen Augenblick lang fast starrend, bevor er sich wieder an seine guten Manieren zu erinnern schien. »Ganz gut, schätze ich. Danke ... danke.« Er wandte sich wieder an Jerusha, sah ihr in die Augen, sah weg zu Boden, dann wieder hin. »Ich weiß nicht, wie ... Ich wollte nur ... danke.«
    »Möchtest du es uns vergelten?« Sie lächelte. Er nickte. »Sei in Zukunft vorsichtiger, wo du hingehst. Und du

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