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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Vermutung, daß er etwas mit der Merjagd zu tun hat. Ich habe sein Fahrzeug konfisziert, denn ohne dieses wird er Euren Jägern kaum mehr Schwierigkeiten machen können.«
    Arienrhod lehnte den Kopf gegen das aromatisierte Samtkissen, das verhinderte, daß sie damit den kalten Thron berührte, und hörte sich den Bericht der Inspektorin mit wesentlich mehr Interesse an, als sie kundtat. Der Blick, mit dem die Frau Starbuck bedachte, als sie geendet hatte, entging ihr nicht, aber seine Reaktion darauf spürte sie mehr, als sie sie sah. Er hatte aus reinem Spaß an der Freude kürzlich den arroganten Bengel hinausgeworfen, den PalaThion sich als Assistenten erkoren hatte, und sie selbst hörte amüsiert seinen lebhaften Phantasien zu, wenn er erzählte, was er mit der Frau anstellen würde, bekäme er sie zwischen die Finger. Sie hatte kein besonderes Interesse an Starbucks Vergangenheit, aber manchmal wirkte sie auf seltsame Weise auf die Gegenwart ein, was sie manchmal überraschte ... wenn er sie ansonsten auch wirklich mit nichts mehr überraschen konnte. »Wer ist dieser Mann, Inspektor? Warum haben Sie ihn nicht festgenommen, als Sie von seiner Schuld überzeugt waren?«
    Ihre Stimme war scharf und drängend, denn im Grunde genommen wollte sie ein größeres Geheimnis enthüllen, das Shotover Bay umgab.
    »Ich hatte kein ausreichendes Beweismaterial«, sagte PalaThion ritualhaft wie etwas, das sie schon zahllose Male wiederholt hatte. »Da er ein Außenweltler ist, unterliegt er in jedem Fall der Gesetzgebung der Hegemonie, Eure Majestät, daher würde Euch seine Identität nicht von Nutzen sein.« Ihr Gesichtsausdruck wurde noch eine Spur verstockter.
    »Natürlich, Inspektor.«
Und doch kann ich sie ohne Schwierigkeit herausfinden, Außenweltlerin.
Sie sah hinab zum Fuß der Treppe, wo Funke Dawntreader sich unbehaglich hingesetzt hatte. Bei der Ankunft des Inspektors hatte sie die Menge der stammelnden Adligen weggeschickt, aus denselben privaten Gründen aber hatte sie den Jungen zum Bleiben aufgefordert. PalaThion hatte ihn mit allen Anzeichen der Verblüffung angesehen. Und Arienrhod hatte bemerkt, daß Funke sich, wahrscheinlich mit unterdrücktem Stolz, aufgerichtet hatte, als sie nach Kenntnisnahme von der neuen Situation kurz den Kopf gebeugt hatte. »Haben Sie auch das Sommermädchen gesehen, das dieser Außenweltler mitgenommen hatte?«
    PalaThion erstarrte, denn sie hatte das Sommermädchen mit keinem Wort erwähnt. »Ja ... das habe ich, Eure Majestät.« Sie berührte mit ihrer linken Hand unwillkürlich die Binde um ihren rechten Arm. »Aber ich konnte sie nicht verhören. Sie floh mit den Schmugglern, als diese ihren Ausbruchsversuch begannen. Sie ... sie konnten uns entkommen, wie Ihr sicher wißt.« Sie senkte den Blick. »Und sie nahmen sie mit sich ins All.«
    »Nein!« Arienrhod fuhr auf und stieß nur dieses eine Wort hervor, ehe sie sich besann.
Verschwunden? Verschwunden ...?
Sie ließ sich wieder zurücksinken und entspannte sich mühsam, als sie drei Augenpaare auf sich gerichtet sah. Die Augen der Polizistin verengten sich berechnend. Arienrhod erkannte, daß ihr die frappante Ähnlichkeit nicht entgangen sein konnte. Doch PalaThion senkte lediglich den Blick, als könnte sie ihren argwöhnischen Gedankengang nicht zu Ende denken.
    »Kennen Sie den Namen des Mädchens? Ich habe Grund zu der Annahme, daß sie eine Verwandte war.« Sollte PalaThion damit anfangen, was sie wollte.
    »Ihr Name war Mond Dawntreader, Eure Majestät.«
    Da sie das erwartet hatte, gelang es ihr diesmal, ihre Reaktion unter Kontrolle zu halten, obwohl die Gefühle in ihrem Inneren brodelten. Doch unter ihr ließ der Junge, der endlich verstand, als er den Namen hörte, die Flöte sinken. Sie rollte von den Stufen über den Teppich vor PalaThions Füße, wo sie liegenblieb. Nun war die Stille im Saal absolut. PalaThion betrachtete den Jungen lange, bevor sie aufsah.
    »Tut mir leid, daß es so gekommen ist, Eure Majestät.« Sie blickte den Jungen an, als hätte sie endlich begriffen, daß eine Verbindung zwischen den beiden bestand. »Ich glaube ... niemand wollte, daß es so enden würde.«
    Dir tut es nicht halb so leid wie mir.
Arienrhod drehte mit dem Daumen einen Ring an ihrem Finger.
Und nicht halb so leid, wie es dir tun wird, Außenweltler.
»Sie sind entlassen, Inspektor.«
    PalaThion salutierte und eilte zum Saal der Winde, ihr roter Mantel flatterte hinter ihr her. Arienrhods Hände zitterten, sie

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