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Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin

Titel: Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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wurden. Er atmete das Aroma von Arienrhods warmer Gegenwart an seiner Seite ein, fühlte den sanften Druck ihres Körpers an seinem eigenen. Ihr haftete nicht der Geruch des Meeres an, sondern die importierten Gerüche exotischer Parfüms. Und doch spürte er die Gegenwart der See in ihr: sie glich der Inkarnation der Herrin, in Gischt gekleidet, Seevögel flogen aus ihrem Haar auf, ihre Lippen waren blutvoll und glichen dem Sonnenuntergang ... als hätte sie schon Jahrhunderte nur auf ihn gewartet. Er lauschte dem Rhythmus ihres Atems und öffnete schließlich die Augen, um ihr schlafendes Gesicht zu betrachten. Auch sie hatte die Augen geschlossen und lächelte im Halbschlaf, sie hätte sogar diejenige sein können, mit deren Namen er sie in dem Augenblick gerufen hatte, als er den Höhepunkt erreichte und ihm fast die Sinne schwanden ...
    Wieder übermannte ihn die verwunderte Feststellung, daß er neben der Königin des Winters lag, Doch er war von einer überquellenden Zärtlichkeit erfüllt, er brannte darauf, ihr die Liebe geben zu dürfen, die er ihrem anderen, verlorenen Selbst geschworen hatte. »Arienrhod ...« Er hauchte ihr den ungewohnten Namen ins Ohr. »Arienrhod, ich möchte dein einziger Liebhaber sein.« – Sie öffnete die Augen und sah ihn zärtlich an. »Nein, nein, mein Liebling.«
    »Warum nicht?« Er umschlang sie besitzergreifend mit den Armen. »Ich war auch für Mond der einzige. Laß mich dein einziger sein. Ich bin nicht nur ein weiterer Fisch im Netz, ich will dich nicht mit hundert anderen teilen.«
    »Aber du mußt mich teilen, Funke. Ich bin die Königin, die Macht. Niemand kann mir Grenzen setzen, niemand kann mir befehlen – ich werde das nicht zulassen, denn es schmälert meinen Einfluß. Es wird niemals nur einen einzigen geben – weder Mann noch Frau. Weil ich Die Einzige bin. Aber es wird auch keinen mehr geben, der mit dir vergleichbar sein wird ... « Sie küßte ihn sanft auf die Stirn, ihre Finger umschlossen das Außenweltlermedaillon auf seiner Brust. »Mein Sternenkind.«
    Er erschauerte.
    »Was ist?«
    »So hat sie mich auch immer genannt.« Er stützte den Kopf auf den Ellbogen, während er auf sie herabsah. Sie legte sich lächelnd zurück, als befände sie sich außerhalb des Zeitstroms. »Wenn ich schon nicht der einzige sein kann, dann will ich wenigstens der einzige sein, der zählt.« In Gedanken sah er den spöttischen Schwarzgekleideten, der immer an der Seite der Königin stand, und der ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit aus reiner, boshafter Eifersucht demütigte und erniedrigte, wo er nur konnte. »Ich möchte Starbuck ersetzen.«
    »Starbuck?« Arienrhod blinzelte ihn verblüfft an, bevor sie zu lachen begann. »Mein Lieber, du bist noch zu neu hier, um zu erkennen, was du da sagst – und du bist viel zu jung und lebensfroh, um alles über Bord zu werfen. Denn genau das müßtest du tun, um Starbuck zu ersetzen. Ich fühle mich von der Geste geschmeichelt, aber ich verbiete sie. Glaub mir, wenn ich dir sage, daß er mir tief im Herzen überhaupt nichts bedeutet. Seit der ersten Ballnacht, als ich die Maske der Winterkönigin überstreifte – vor so langer Zeit ...« – Ihre Augen schienen in weite Fernen zu blicken, sie sah ihn nicht mehr– »gab es keinen mehr in meinem Bett, oder in meinem Leben, der in mir das Verlangen nach der Zeit weckte, als ich nur Arienrhod war und in einer unwissenden, aber freien Welt lebte, in der Wünsche und Träume noch etwas bedeuteten, weil man sie nicht immer erfüllen konnte. Du läßt mich von verlorener Unschuld träumen ... du erweckst wieder Träume in mir. Du mußt nichts Zusätzliches sein oder tun, damit ich dich liebe und dich vor Gefahren schütze. Starbuck könnte dich mit jeder erdenklichen Waffe töten – die eigenen Hände eingeschlossen. Zudem muß Starbuck ein Außenweltler sein, er muß das Wissen und die Kontakte zu Seinesgleichen haben, damit ich sie mir vom Halse halten kann.«
    »Ich habe auch etwas von einem Außenweltler. « Er hielt ihr sein Medaillon hin, das sich an der Kette drehte. »Und genug von dieser Welt, um sie wie du zu hassen. Ich habe zugehört und beobachtet, ich habe genug über den Hof gelernt – und über die Stadt und wie die Außenweltler sie benützen. Und was ich nicht weiß, könntest du mir beibringen ...« Er lächelte ein Lächeln, das Mond nicht verstanden haben würde. »Außerdem weiß ich etwas, auf das es einzig und allein ankommt, auch wenn du es nicht

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