Tiamat-Zyklus 1 - Die Schneekönigin
glauben willst. Ich weiß wie ich Starbuck stellen und besiegen kann.« Er hörte auf zu lächeln.
Arienrhod studierte ihn stumm, er spürte, wie sie ihn mit den Augen maß und einschätzte. Er glaubte, einen Schatten über ihr Gesicht huschen zu sehen, bevor sie nickte. »Dann fordere ihn heraus. Aber wenn du scheiterst, werde ich dich einen anmaßenden kleinen Taugenichts nennen und mich auf deinem Grab von ihm besteigen lassen.« Sie fing den an seinem Hals pendelnden Anhänger und zog ihn zu sich herab. Er glitt auf sie.
»Ich werde nicht scheitern.« Er berührte ihre hungrigen Lippen mit den seinen, während sie sich ihm öffnete, und er in sie eindrang. »Und wenn ich schon nicht dein einziger Liebhaber sein kann, dann will ich wenigstens der beste sein.«
15
Es war am Morgen des großen Tages. Starbuck bereitete sich langsam vor, er bewegte sich zielstrebig im innersten Zimmer seiner Privatsuite und versicherte sich mit der kleinsten Bewegung, daß seine Kontrolle absolut war. Er trug anstelle des läppischen Hofanzugs den einheitlichen Overall der Jagdkleidung, da dieser ihm eine größere Bewegungsfreiheit sicherte. Er strich die Lederhandschuhe sorgfältig über jeden Finger und stülpte den gehörnten Panzerhelm über. Er dachte daran, daß das die letzte Gelegenheit sein könnte, eine Maske zu tragen oder dieses Ritual zu vollziehen. Seine Muskeln verkrampften sich. Er wischte den Gedanken unwillig beiseite – wie er auch Funke Dawntreader beiseite wischen würde.
Glaubte doch dieser rotznasige Mutterficker, er könnte Starbuck werden, er hatte sogar die Vermessenheit besessen, ein Duell zu verlangen – und Arienrhod hatte akzeptiert. Normaler weise hätte es ihn gekränkt, daß sie ihm so etwas antat, doch der Wettstreit war so absurd und lächerlich, daß er gar nicht glauben konnte, es könnte ihr Ernst sein. Er dachte, sie würde es nicht zulassen, daß ein dummer Bauernbursche aus der Provinz mit einem Medaillon, das er wahrscheinlich im billigsten Souvenirladen gekauft hatte, sich selbst zum Außenweltler erklärte, wenn sie nicht genau wüßte, daß der Kerl nicht die geringste Chance hatte, den Kampf zu gewinnen.
Nein, sie wollte sich lediglich amüsieren. Sah ihr ähnlich, sich so etwas auszudenken. Seit sie die Nachrichten von Dawntreaders Cousine erhalten hatte, war sie nicht mehr dieselbe: voller unberechenbarer Stimmungen und Boshaftigkeit. Man konnte noch schwerer mit ihr auskommen als üblich. Er hatte bisher nicht geglaubt, daß es etwas geben könnte, das den Mantel ihres stählernen Egoismus durchbrechen und ihre unnahbare Arroganz ins Wanken bringen konnte. In welcher Beziehung stand sie zu dem Mädchen, daß Arienrhod es all die Jahre hindurch hatte beobachten lassen? Er hätte vieles gegeben, zu wissen, was Arienrhod verwundbar machte .. .
Was mit dem Jungen geschehen war, wußte er bereits – nach den längsten Bemühungen, seit er sich erinnern konnte, hatte sie den Bengel doch noch ins Bett gebracht. Der Junge war entweder verrückt, oder er spielte vorsätzlich den unschuldigen Zögernden. Beides konnte der Fall sein, aber mit beidem hatte er das Maß vollgemacht. Arienrhods Gesicht, wenn sie den Jungen ansah, hatte ihn insgeheim fast zur Raserei getrieben. Er begegnete ihm mit einer Eifersucht, die er noch bei keinem ihrer vorherigen Liebhaber an den Tag gelegt hatte.
Aber das spielte jetzt alles keine Rolle mehr. Es war reine Zeitverschwendung gewesen, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Sie hatte ihn schon wieder satt. Wenn das Jagdfieber nachließ und das Opfer nur eine weitere lausige Nummer schob, entledigte sie sich all ihrer Liebhaber auf diese Weise. Das erschien ihm nur vernünftig. Es paßte zu der Arienrhod, die er immer gekannt hatte. Sie würde wieder ihm gehören, sie würde wieder – wie immer – zu ihm zurückkehren, denn sie wußte, was sie wollte, und das konnte er ihr in allen Belangen verschaffen.
Außerdem würde es ihm Freude bereiten, ihren Wünschen Genüge zu tun, indem er sich diesen frechen kleinen Hurensohn vorknöpfte. Arienrhod hatte dem Jungen die Wahl der Waffen gelassen, doch auch das besorgte ihn nicht, denn er verstand die Handhabung jeder Waffe, während der Bengel nur ein flötespielender Weichling war. Es war fast unter seiner Würde – aber er würde trotzdem seinen Spaß haben.
Starbuck betrachtete sich in dem großen Spiegel und war nicht unzufrieden mit dem Resultat. Er legte seine Waffengürtel an und verließ die
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